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kein gedechtnis und desselben menschen wird mit dem glockenton verges-
sen.“247 Freilich kam es zu Maximilians Lebzeiten nicht zur Fertigstellung
des Grabmals – und der Kaiser sollte der Stadt Innsbruck schließlich auch
die Gunst, den kaiserlichen Leichnam zu bergen, entziehen. Knapp vor sei-
nem Tode nämlich geriet Maximilian in Streit mit den Wirten von Inns-
bruck, die von ihm die Begleichung alter Schulden einforderten. Wutent-
brannt reiste der schwerkranke Kaiser, der ja auch in der Tat ein großer
Schuldenmacher war, weiter und verstarb am 12. Jänner 1519 in Wels. Vor-
her aber hatte er noch verfügt, dass er doch nicht in Innsbruck, der Stadt der
knausrigen Wirte, bestattet werden möchte, sondern in Wiener Neustadt.
Auch das Grabmonument sollte ihm dorthin folgen, aber der Transport war
schließlich doch zu kostspielig, und sein Enkel Ferdinand I. ließ schließlich
eine eigene Kirche in Innsbruck für die Aufnahme des großartigen Grabmo-
numents bauen, eben jene Hofkirche, in der Raimann die 28 fertiggestellten
Bronzestatuen bewunderte (die restlichen zwölf wurden nicht angefertigt,
und auch die ursprünglich vorgesehene Vergoldung entfiel). Und so ruht
Maximilian I., der nicht einmal genug Bargeld für das Begräbnis hinterließ
und so auch noch im Tode Schulden machen musste, in Wiener Neustadt,
während sein Grabmonument nach wie vor in Innsbruck steht.248 Die 24
Marmortafeln auf dem Kenotaph des Kaisers, die bedeutende Ereignisse aus
Maximilians Leben darstellen und denen Raimann den „größten
Kunstwerth“ zusprach, wurden erst in den 1560-er Jahren angefertigt.249
Raimann besichtigte in Innsbruck auch noch das „tirolische Museum, Ferdi-
nandeum genannt“, das mit natur- und kunsthistorischen Sammlungen auf-
wartete und neben antiken Stücken, Münzen und Büchern aus Tirol auch das
eigenhändige Testament Andreas Hofers den Blicken der Besucher darbot.250
Aber auch in Innsbruck nahmen die Einrichtungen des Gesundheits- und
Sicherheitswesens den größten Teil von Raimanns Aufmerksamkeit in An-
spruch. Raimann beschreibt die Situation im zivilen Krankenhaus (hier soll
247 Maximilian I. zit. nach Frenzel, Innsbruck, S. 41.
248 Vgl. Wiesflecker, Maximilian I. (1486-1519), S. 356; Frenzel, Innsbruck, S. 41-45.
249 Frenzel, Innsbruck, S. 44f.
250 Zum Ferdinandeum vgl. Ellen Hastaba, Das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
und seine Bibliothek. Die Geschichte ihres Bestandes, ihre Funktion als Museums- und
Tirolensienbibliothek 1823-1900, in: Tiroler Heimat 68 (2004), S. 141-237; Bettina
Schlorhaufer, Zur Geschichte eines Regionalmuseums der Donaumonarchie im Vor-
märz. Der Verein des Tiroler Nationalmuseums Ferdinandeum 1823-1848 (Diss. Inns-
bruck 1988).
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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832