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Raimann sollte also für Metternich die Wirkung des Königswarter Wassers
auf Kranke prüfen, um „durch eine nicht vermuthete Entdeckung der / lei-
denden Menschheit vielleicht einige Hilfe zu leisten“, wie Metternich sehr
schön formuliert hat;260 ganz wird der Staatskanzler den finanziellen Segen,
den die Ausbeutung einer Heilquelle mit sich brachte, wohl nicht aus den
Augen gelassen haben. Ob Raimann die gewünschten „stillen Versuche“
durchgefĂĽhrt hat, und wenn, mit welchem Ergebnis, geht aus den in Franco
Rotas Archiv erhaltenen Schriftstücken nicht hervor – und ist hier auch nicht
weiter von Belang. Dass aber Raimann offenkundig ein Arzt war, der sich
mit der heilsamen Wirkung von Wasser vertraut gemacht hatte, erklärt auch
sein Interesse an den Bädern und Heilquellen, die er im Verlauf seiner Reise
mit dem Kaiser im Jahr 1832 besuchte.261
Doch wie Wasser aus den Quellen strömt, so verströmte auch die Zeit, und
wieder musste man weiter. Am 14. Juli 1832 gelangte man ĂĽber St. Johann
bis Werfen, und tags darauf von dort ĂĽber Golling und Hallein bis in die
Stadt Salzburg. In Salzburg angekommen, absolvierte Raimann sogleich ein
reichhaltiges Besichtigungsprogramm, das aber weniger die zahlreichen
SehenswĂĽrdigkeiten der Mozartstadt als die Institutionen des Gesundheits-
wesens zum Ziel hatte – Raimanns Reise bekam gegen ihr Ende hin zuneh-
mend den Charakter einer Inspektionsreise. Er besuchte das Irrenhaus, das
nach wie vor unter den Folgen der bayrischen Herrschaft litt, behielten doch
die Bayern trotz der Abtretung Salzburgs an Ă–sterreich die aus dem Stif-
tungskapital erwachsenden EinkĂĽnfte ein; weiters das Leprosenhaus, das
BĂĽrgerspital und das Stadt-Bruderhaus. Bei der Inspektion des Johannes-
Spitals musste Raimann feststellen, dass dieses mit Holzschindeln gedeckt
und mit hölzernen Decken und Böden versehen und daher sehr feuergefähr-
det war. Umso erstaunter war er, im Hof des Gebäudes auch noch das zum
Heizen nötige Brennholz, „welches daraus schon längst hätte entfernt wer-
260 Wenn also die Medizin und Wissenschaft fĂĽr die Menschheit nĂĽtzliche Ergebnisse
brachte, so war sie Metternich durchaus willkommen; vgl. hierzu Hedwig Kadletz-
Schöffel, Metternich und die Wissenschaften, 2 Bde. (Wien 1992). Zur Frage des Nut-
zens von Wissenschaft allgemein vgl. Walter Berka, Heinrich Schmidinger (Hrsg.), Vom
Nutzen der Wissenschaften (Wien u.a. 2007).
261 Zur Geschichte des Badewesens allgemein vgl. Klaus Günzel, Bäder-Residenzen.
Kuren und Amouren, Diplomatie und Intrigen (Stuttgart 1998); Herbert Lachmayer,
Sylvia Mattl-Wurm, Christian Gargerle, Das Bad. Eine Geschichte der Badekultur im 19.
und 20. Jahrhundert (Salzburg 1991); Alfred Martin, Deutsches Badewesen in vergange-
nen Tagen. Nebst einem Beitrage zur Geschichte der Wasserheilkunde (Jena 1906).
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Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832