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Ischl ist Österreichs ältestes Solebad und wird nach wie vor von vielen Kur-
und Feriengästen besucht. Sole mit 27 % Salzgehalt, eine Schwefelquelle
und Salzbergschlamm werden zur Kurbehandlung eingesetzt.“266 Als Rai-
mann 1832 Ischl besuchte, war es gerade dabei, sich zu einem Kurort zu
entwickeln. Im 19. Jahrhundert machte der Ort einen erstaunlichen Wandel
durch:
„Der bisher stille und wenig beachtete Markt, der trotz seiner herrlichen Lage
noch wenig Anziehungskraft ausĂĽbte, wird Kurort! Damit beginnt eine rasch
fortschreitende Entwicklung, die in wenigen Jahrzehnten Ischl zu einer der
besuchtesten Sommerfrischen und einem Kurorte ersten Ranges machte. Den
Ausgangspunkt bilden die Versuche Wiener Ă„rzte, die Ischler Sole zu Heil-
zwecken zu benutzen. Bald entstand mit kaiserlicher Genehmigung das erste
Badehaus, und schon seit dem Jahre 1826 war Ischl ein bekannter Badeort,
der im Sommer einige hundert Badegäste anzog. Nun ging es rasch vor-
wärts.“267
Und wie es vorwärts ging – um 1900 kamen bereits ca. 20.000 Gäste nach
Ischl, dessen Beliebtheit allerdings auch durch die Sommeraufenthalte Kai-
ser Franz Josefs, der dort „alljährlich einige Wochen procul negotiis zu-
bringt“,268 enorm gesteigert wurde. In den 1820er Jahren waren es vor allem
die Ärzte Franz Wirer und Josef Götz, welche die Pionierarbeit mit Salzsole-
Kuren geleistet hatten269 – und sowohl Wirer wie auch der „k. k. Kammer-
guts-Physikus“ Götz werden von Raimann in dem Reisebericht genannt
(Raimann weist sogar auf von Götz verfasste Literatur zum neuen Badehaus
hin). Interessant sind Raimanns Schilderungen der Badevorrichtungen alle-
mal, hier aber wollen wir es beim Verweis auf sie belassen. Am Abend war
Ischl – ähnlich wie Kitzbühel – zu Ehren des kaiserlichen Besuchs mit einer
„artigen Beleuchtung“ versehen, und auf den umliegenden Bergen sah man
die feurigen Initialen des Kaiserpaars und Freudenfeuer leuchten. Trotz der
recht gebirgigen Lage und des fĂĽr seinen Geschmack zu kĂĽhlen und windi-
gen Klimas Ischls war ein Aufenthalt dortselbst nach Raimanns Geschmack,
allerdings nur, wenn er nicht zu lange dauerte: „Nach meinem Dafürhalten
kann man sagen, für eine bloße Durchreise mit kurzem Aufenthalte gehöre
dieser Ort mit seiner Umgebung unter die hübschen Gebirgsgegenden.“
266 Baedeker Salzburger Land, S. 129.
267 Schneider, Imendörffer, Mein Österreich, mein Heimatland, Bd. 1, S. 328.
268 Schneider, Imendörffer, Mein Österreich, mein Heimatland, Bd. 1, S. 328.
269 Zu Bad Ischl und seinen Solebädern finden sich Informationen auch unter
http//www.badischl.com, und unter http://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Ischl.
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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832