Page - 210 - in Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
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wurde, verurteilt war. Aber am 26. Juli „fieng der Himmel an zu unserer für
den folgenden Tag bestimmten, heiß ersehnten Heimkehr zu lächeln.“ Rai-
mann hatte genug vom Reisen. Am 27. Juli 1832 fuhr die kaiserliche Reise-
gesellschaft per Boot auf der Donau bis nach Melk; durch die enge Wachau
aber wollte man der Donau nicht mehr folgen, und so fuhr man wieder per
Kutsche weiter, über St. Pölten nach Perschling, wo der Kaiser Franz und
seine Gemahlin Karoline zu Mittag speisten. Raimann aber wollte keine Zeit
mehr verlieren und verweilte in Perschling lediglich eine Viertelstunde, „um
Suppe und eine Eyerspeise zu genießen“ (beim Verzehr einer derartig ge-
schwind eingenommenen Mahlzeit wäre das Verb ‚verschlingen‘ gewiss
passender als ‚genießen‘); über Sieghardskirchen und Purkersdorf eilte er
dann weiter bis nach Schönbrunn, „wo ich um 4 ½ Uhr, dem Himmel sei es
gedankt, gesund ankam, und das Glück genoß, meine geliebte Familie ge-
sund und heiter wieder zu sehen.“
Stolz listet Raimann am Ende seines Reiseberichts die zurückgelegten Weg-
strecken auf: In zwei Monaten und zwanzig Tagen hatte man in Summe 156
Posten zurückgelegt; Posten bedeutet dabei die Entfernung zwischen zwei
Poststationen, und diese betrug zur Zeit von Raimanns Reise durchschnitt-
lich ca. 2 Postmeilen. Und eine Postmeile entspricht in etwa 7,5 km.288 Auf
Basis dieser Angaben lässt sich der Weg, den Raimann auf seiner Reise mit
Kaiser Franz I. vom 7. Mai bis 27. Juli 1832 zurückgelegt hat, mit rund 2300
Kilometern berechnen.289 Wahrlich keine kurze Strecke.
Jedoch, die Reise war beendet, und Raimann wieder glücklich zu Hause.
Von den Aufzeichnungen aber, die er während der Reise gemacht hatte,
fertigte er eine Reinschrift an; dass dies wohl erst nach Ende der Reise er-
folgt ist, haben wir bereits festgehalten: Seinen Bericht über die Reise durch
Istrien beginnt Raimann so: „Am 25. May begann die Reise nach Istrien, von
welcher wir am 5. Juny nach Triest zurückgekehrt sind.“ – eine Bemerkung,
288 Nach Helmedach, Das Verkehrssystem als Modernisierungsfaktor, S. 212., betrug die
durchschnittliche Postenlänge im Jahr 1780 2,43 Postmeilen, und in der Folgezeit wurde
die Distanz zwischen den Poststationen auf etwa 2 Meilen verkürzt. (Zu den Postendis-
tanzen von Brief- und Fahrpost vgl. Helmedach, S. 209-245; zu den Posten im Bereich
des heutigen Slowenien und Nordostitalien vgl. die Karte auf S. 250.) Die genaue Länge
einer österreichischen Postmeile beträgt umgerechnet 7585,937 Meter (=4000 Klafter
oder 24.000 Fuß), vgl. die (Meyers Konversationslexikon zitierende) Internetseite
http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=111130.
289 Vollzieht man Raimanns Reise mit Hilfe von aktuellen Straßenkarten nach, ergibt sich
eine Reisestrecke von ca. 2200 Kilometern.
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Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832