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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
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53 Fischer Kunst nach Ordnung, Auswahl und System Wissensordnung Die neue Aufstellung der Gemälde betonte in erster Linie kunstwissenschaftliche Aspekte, deren grundsätzliche Disposition von Mechel folgendermaßen beschrieben wird: „Der Zweck alles Bestrebens gieng dahin, dieses schöne durch seine zahlreiche Zimmer-Abthei- lungen dazu völlig geschaffne Gebäude so zu benutzen, daß die Einrichtung im Ganzen, so wie in den Theilen lehrreich, und so viel möglich, sichtbare Geschichte der Kunst wer- den möchte. Eine solche grosse öffentliche, mehr zum Unterricht noch, als nur zum vor- übergehenden Vergnügen, bestimmte Sammlung scheint einer reichen Bibliothek zu glei- chen, in welcher der Wißbegierige froh ist, Werke aller Arten und aller Zeiten anzutreffen, nicht das Gefällige und Vollkommene allein, sondern abwechselnde Kontraste, durch deren Betrachtung und Vergleichung (den einzigen Weg zur Kenntnis zu gelangen) er Kenner der Kunst werden kann.“122 Dieses Zitat, in der Literatur meist als eigentlicher Brennpunkt des Mechelschen Programms interpretiert, verknüpft mit dem Vergleich zur „Bibliothek“ und der „sichtbaren Geschichte der Kunst“ zwei Leitgedanken miteinander: die klassifikatorische Systematisierung der Gemäldesammlung und deren kunsthistorische Ausrichtung.123 Grundsätzlich stand die Analogie von Galerie und Bibliothek als Orten der Gelehrsam- keit und des Erwerbs von Wissen im ausgehenden 18. Jahrhundert in einer lange zurück- reichenden Tradition. Ähnliche Formulierungen zur Analogie einer Kunstsammlung zu ei- ner Bibliothek finden sich bereits bei dem als Gründungsvater neuzeitlicher Sammlungs- theorie geltenden Samuel Quicchelberg in seinem grundlegenden Traktat Inscriptiones vel Tituli Theatri amplissimi […] von 1565.124 Stephan Brakensiek hat darauf aufmerksam ge- macht, dass in dieser ältesten bekannten museologischen Schrift die Kupferstichsamm- lung als „Bildarchiv“ oder „Museum“ bezeichnet wird, das „akkurat wie in einer gesonder- ten Bibliothek“ zu ordnen sei.125 Dieser Gedanke Quicchelbergs wird von Johann Georg Sulzer in seiner Allgemeinen Theorie der schönen Künste 1775 aufgenommen und auf die Ordnung der Galerie bezogen: „Dergleichen Gallerien [in Florenz, Wien, Dresden, Düssel- dorf und Sans Souci] sind für die zeichnenden Künste, was die öffentlichen Bibliotheken für die Gelehrsamkeit; Schätze zum öffentlichen Gebrauch der Künstler. Sie müssten des- wegen den Künstlern und Liebhabern zum Studiren beständig offen stehen. In dieser Ab- Abb. 30 „Zweyte Wand, auf der Seite der zwey Eckkabinetter“ im vierten Zimmer („Rubens Saal“) der niederländischen Schule im ersten Stock des Oberen Belvedere. Digitale Rekonstruktion nach Mechel 1783 (Rekonstruktion: Autorin)
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Subtitle
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
Volume
1
Author
Gudrun Swoboda
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
312
Category
Kunst und Kultur
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums