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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
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Page - 124 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1

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124 Hassmann Quellen zur Gemäldegalerie GRUNDLEGENDE REFORMEN IN DER GEMÄLDEGALERIE UNTER OBERSTKÄMMERER AUERSPERG 1772. 1 [1765] Detailliertes Programm zur Reorganisation der kaiserlichen Gemäldegalerie in Wien. Ein bislang unbekanntes, neun Punkte umfassendes, ins Jahr 1765 datierbares anony- mes Programm zur Reorganisation der kaiserlichen Bildergalerie, das an „Vostra Sagra Maestà Cesarea“ gerichtet ist. Die wichtigsten Forderungen lauten: Alle in der Galerie befindlichen Gemälde sollen an einen gemeinsamen Ort gebracht und verzeichnet werden, damit anschließend das Inventar in der vom „rappresentante“ gewünschten Form angelegt werden könne. Die Gemälde sollen in vier Kategorien eingeteilt wer- den. Die besten sind für die Galerie auszuwählen; sie sind zu numerieren, nach älteren und neueren Schulen einzuteilen, die Maler zu identifizieren, die Darstellung zu be- schreiben und die Maße zu nehmen. Es sei wichtig, die besten Bilder an dem Ort mit den für sie vorteilhaftesten Lichtverhältnissen zu zeigen. Die Bilder der drei unteren Kategorien (gut, mittel, minderwertig) sollen auf die kaiserlichen Paläste, Schlösser und Lustorte verteilt werden. Um die Galerie weiter zu verbessern, wäre es notwen- dig, alle kaiserlichen Bilder einer Revision zu unterziehen, auch wenn dies aufgrund ihrer hohen Anzahl unmöglich scheint, denn man werde dabei bestimmt höchst schätzbare Werke entdecken. Dadurch könne auch den an den Bildern durch Nach- lässigkeit entstandenen Schäden abgeholfen und weiteren vorgebeugt werden. Die für die Galerie geeigneten Bilder sollen von den sachkundigsten „professori“ ausge- wählt werden. Zur ordentlichen Führung der Galerie benötige man fünf Personen: einen Direktor mit den nötigen Kenntnissen sowie diesem untergeordnet einen In- spektor, einen Schreiber und zwei Diener. Der Direktor, der wie das übrige Personal dem Oberstkämmerer der kaiserlichen Majestät unterstehen solle, habe die Verant- wortung für die Vollzähligkeit des Inventars und für die fachkundige Instandsetzung der Gemälde, bei der häufig Schaden angerichtet werde, da es meistens an Kenntnis- sen über den Künstler des jeweiligen Werkes fehle. „1mo É necessario, che tutti i quadri della galleria si riducano in un sol luogo, e se ne formi una nota, per poi in appresso farne l’inventario in quei modi, che dal rappresentante sarà stimato, conforme l’arte opportunamente convenire. 2do Ridurre i quadri di tutta la galleria à quattro ordini, e secondo il loro pregio separarli distintamente l’ottimo dal buono, ed il mediocre dall’infimo, per distribuire poi nei castelli, palazzi, ed altri luoghi di delizie di Vostra Sagra Maestà Cesarea tutti quei quadri, che formerebbero gli ultimi tre ordini. 3tio Fare una scelta dei quadri ottimi con ordinazione alfabetica, e numerarli à luogo per luogo, considerando con attenzione le scuole più antiche e moderne secondo il loro rispet- tivo ordine, e dovuta osservazione, e con una esatta, specifica annotazione del rappresen- tato di ogni quadro, come istoria, favola, o allegoria, colla loro giusta misura dell’altezza, e larghezza, e col nome del suo vero rispettivo autore. 4to Si richiederebbero dei commissari denominati dalla Sagra Cesarea Maestà Vostra per apporvi il sigillo cesareo à ciascheduno quadro autenticato, ed approvato dai piu esperti professori, che giudicati ottimi destinerebbonsi per la galleria, ed anche per evitare poi molti inconvenienti. 5to L’inventario in forma dovrebbe essere autorizzato dalla firma di Vostra Sagra Cesarea Maestà per renderlo rispettabile, e di stimolo servisse maggiormente più ai custodi, che ne averebbero la consegna per custodirlo, e conservarlo con la dovuta attenzione. 6to Fare una esatta, e diligente rivista di tutti i quadri per riparare agli inconvenienti, che la trascuratezza gli averà fatti incorrere, ed impedire quelli, che stanno per incorrervi, po- iche poco vi vuole per rovinare un quadro di impareggiabile prezzo, e quindi sarà neces- saria la cognizione delle maniere, che si sono serviti i medesimi autori. 7mo Devesi avere una somma attenzione di collocare i quadri più belli in luogo, ove ricevino quel lume, che è loro più favorevole, affinché possino fare quello spicco, e produrre quello effetto, che dal maestro fù ricercato. 8vo Per rendere sempre più brillante poi la prefata galleria conviene, anzi rendesi indispens- abile una generale rivista di tutti i sopraccennati quadri della Sagra Cesarea Maestà Vostra (lo che sembra quasi impossibile per la copiosa quantità, che ne tiene, mà pero fattibile) dalla quale rivista si scuoprirebbe immancabilmente con somma maraviglia le cose più pregievoli, e più stimabili, che sepolte ora ritrovansi, e scordate. 9no Per mantenere il buono ordine, e constantamente conservare regolata la prefata gal- leria fà di mestieri corredarla di cinque persone, cio è di un direttore, che sia dotato delle cognizioni requisite, un inspettore, un scrivano, e due serventi, i quali abbiano dipendenza dal direttore, ed egli poi unitamente con gli altri tutti dovranno essere subordinati onnina- mente al ciambellano maggiore di Vostra Sagra Cesarea Maestà, e ciò per molti motivi, come confusioni, sbagli, e simili, del che il detto direttore debba esserne risponsabile, come risponsabile debba essere altresi della perdita di alcun quadro, e della acconciatura dei medesimi, che occorrere possa, poiche molti sono quelli, che s’immischiano di racco- modare i quadri, mà pochi sono quelli, che riescano in tale impresa per mancanza di cognizione dell’autore, presumendo, più per ignoranza di renderli nel primiero suo pregio, quando che gli rovinano affatto.” ÖStA/HHStA, OMeA, Sonderreihe, Karton 370, Mappe Nr. 3, fol. 639−640. Abschrift, in Italienisch, ohne Ausstellungsdatum und -ort, ohne Angabe des Verfassers und Empfängers, als Wasserzeichen ein Posthorn. Auf fol. 639r von anderer Hand links oben: „1765 B. 3tio / No 13tio“. Druck: Bislang unpubliziert. Hinweis: Überlegungen zum Entstehungsumfeld dieses wohl für Kaiserin Maria There- sia erstellten Programms stellt Nora Fischer in ihrem Beitrag der vorliegenden Publika- tion an. Laut Archivbehelf zum Bestand des Obersthofmeisteramtes müsste sich in der Sonderreihe, Karton 112, Nr. 3 ein Bilderverzeichnis mit Maßangaben in italienischer Sprache befinden; leider war das Dokument nicht auffindbar, sodass ungewiss ist, ob ein Zusammenhang mit dem Neun-Punkte-Programm besteht. Anmerkung: Dieses Programm, dessen Verfasser und Anlass unbekannt sind, enthält bereits jene Forderungen, die im Wesentlichen, beginnend mit 1772, tatsächlich um- gesetzt wurden. Mit „tutti i quadri della galleria” sind wohl auch jene Bilder gemeint, die sich auf den (Dach-)Böden und den Galerienebenräumen der Stallburg befanden, die bislang noch überhaupt nicht inventarmäßig erfasst waren (siehe hier Dok. 6). Da der damalige Galerieinspektor Johann Martin Rausch die ihm aufgetragene Neuinven- tarisation des Gemäldebestandes trotz mehrmaliger Aufforderung nicht erstellt hatte (Zimmermann 1903, Nr. 19296; 1753 November 20), existierte damals nur das In- ventar Storffers, das sich auf die in der Galerie gezeigten Bilder beschränkt (Perger 1864, S. 134−150; Haag/Swoboda 2010). Die hinter diesem Programm stehende Idee der zentralen Evidenzhaltung des kaiserlichen Gemäldebesitzes, die eine qualita- tive Verbesserung der Gemäldegalerie ermöglichen sollte, existierte somit schon Jah- re, bevor Rosa 1772 Direktor der Bildergalerie wurde und kann daher nicht von ihm stammen. In diesem Programm ist keine Rede von einer geplanten Öffnung der Bil- dergalerie für das allgemeine Publikum, daher kann nicht entschieden werden, ob dies vielleicht der Grund für die anzustrebenden Verbesserungen war. 2 1766 Jänner 27, Wien 13 Marmorstatuen römischer Kaiser [des Hauses Habsburg] kommen ins Belvedere. Oberhofarchitekt Nikolaus Pacassi teilt Generalhofbaudirektor Adam Philipp Losy von Losymthal mit, Maria Theresia habe ihm angeordnet, „die 13 Statuen von die Römische Kayser von Genueser Marmo, so in Bau Statl ligen, in das Bel Veder zu bringen und zurich- ten zu lassen, damit selbe alda in Sall aufgestellet werden könen.“ ÖStA/HHStA, HBA, Karton 2, Mappe 1765−1770, Nr. 231 ex 1766, fol. 106−107, eigenhändiges Promemoria von Pacassi. Druck: Erwähnt bei Aurenhammer (1969, S. 50f. und S. 145, Anm. 49). Hinweis: Aurenhammer identifiziert diese Statuen als Teil jener von Paul und Peter Strudel geschaffenen Habsburger Ahnengalerie, die ihrer Meinung in den Marmorsaal des Unteren Belvederes kamen, „das damit immer mehr zu einem Ruhmestempel des Hauses Habsburg werden sollte“. Anmerkung: Nach der Beschreibung Mathias Fuhrmanns von 1770 (Dok. 3) befanden sich diese Figuren damals in den an die Sala terrena angrenzenden vier nordseitigen Erdgeschoßräumen des Oberen Belvederes. Dort standen sie laut Beschreibung des Edlen von Rotenstein auch im Jahr 1782 (siehe Dok. 141). Ein Transport der Figuren vom Unteren ins Obere Belvedere ist archivalisch nicht belegbar. Es scheint, dass diese Statuen bereits 1766 unter Pacassi im Oberen Belvedere und nicht im Saal des Unteren Belvederes aufgestellt wurden. Im Jahr 1800, als in der kaiserlichen Schlossanlage von Laxenburg der Bau einer monumentalen Ruhmeshalle des Hauses Habsburg geplant war, wurden die Statuen entfernt und nach Laxenburg gebracht (Aurenhammer 1969, S. 64; Bürgler 1998, S. 80f.). Nun konnten auch die Erdgeschoßräume des Oberen Belvederes für Galeriezwecke genutzt werden (Hoppe-Harnoncourt 2001, S. 152). In Laxenburg hingegen wurde der Plan einer selbständigen Ruhmeshalle auf- gegeben und stattdessen der ovale Habsburgersaal der dortigen Franzensburg für diese Funktion eingerichtet. In diesem Saal fanden schließlich die 13 und zwei weitere Statuen der Habsburger Ahnengalerie der Brüder Strudel ihre Aufstellung (Bürgler, ebd.). Die übrigen Figuren dieser insgesamt 31 Statuen umfassenden Ahnengalerie
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Subtitle
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
Volume
1
Author
Gudrun Swoboda
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
312
Category
Kunst und Kultur
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