Page - 127 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
Image of the Page - 127 -
Text of the Page - 127 -
127 Hassmann Quellen zur Gemäldegalerie
Mit der Besichtigung und Vornahme der erforderlichen Reparaturen wird daraufhin
(in der 18. Hofbauamtskommissionssitzung am 11. Juni 1773) Oberhofarchitekt Franz
Anton Hillebrand beauftragt. Er soll auch die Überstellung der beiden Figuren veran-
lassen.
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 4, 18. Session ex 1773, zu Nr. 2, Protokoll der
Hofbauamtskommission fol. 44, Ausfertigung. Zur Datierung: Im HBA Protokoll/Index
Bd. 2, fol. 76, zu Exhibit Nr. 2 der 24. Mai vermerkt.
Druck: Erwähnt bei Aurenhammer (1969, S. 53 und S. 146, Anm. 60).
Anmerkung: Wie aus anderen Dokumenten zu ersehen ist, handelte es sich nicht um
zwei Statuen Kaiser Franz Stephans, sondern nur um eine; die andere war eine Statue
Maria Theresias (siehe Dok. 11). Sie können mit den beiden Zinnfiguren von Franz
Xaver Messerschmidt identifiziert werden, die sich auch heute im Unteren Belvedere
befinden (Lechner 2011, S. 76f., Abb. 6 und 7).
11 ohne Datum [vor 1773 Juni 23, Wien]
Beyers Vorschlag zur Aufstellung von Statuen im Belvedere
und im Bürgerlichen Zeughaus.
Der Bildhauer und Kammerarchitekt Johann Wilhelm Beyer erstellte ein (undatiertes)
Promemoria zu den „zwey Statuen ihrer beeden apostolischen Majestaeten der Kaiserin
und des Kaisers Franz höchst seligen Gedächtniß, welche in der k. k. Bilder Gallerie stehen“
und auf „Befehl ihro kai. könig. apostolischen Majestaet” von dort „hinweggenommen
und anders wo versetzet werden“ sollen. Beyer meint, dass diese beiden Statuen ins
Bürgerliche Zeughaus passen und dorthin kommen sollten. Die fünf nicht näher be-
schriebenen Statuen von Georg Raphael Donner, die sich in einem Schupfen oder
Stadel des Bürgerlichen Zeughauses befinden, sollten hingegen ins Belvedere
kommen, da sie besser zu den dort „schon vorhandenen Kunststücken“ passen. Ober-
hofarchitekt Hillebrand findet Beyers Vorschlag gut, doch werden seiner Meinung „die
Eigenthümer von denen Figuren“ Donners [das Unterkammeramt der Stadt Wien] diese
nicht „so leichter dings“ abgeben (mit 23. Juni 1773 datierter Vermerk auf Beyers
Promemoria).
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 4, 12. Session, Nr. 19 ex 1773, fol. 320, 322, Ausfertigung.
Druck: Bislang unpubliziert.
Anmerkung: Die von Beyer angesprochenen Kunststücke sind wohl die bei Fuhrmann
1770 (Dok. 3) beschriebenen „16 weißmarmorne Statuen fast in Mannsgrösse“, die
sich den vier Erdgeschoßräumen des Oberen Belvederes befanden. Zur 1766 erfolg-
ten Überstellung von dreizehn dieser Figuren ins Belvedere siehe Dok. 2.
12 1773 Juni 26, Wien
Rosa soll in Tirol [Schloss Ambras] die besten Bilder
für die Galerie auswählen.
Anordnung Maria Theresias zum sofortigen Reiseantritt Joseph Rosas nach Tirol
[Schloss Ambras], um die dortigen Bilder in Augenschein zu nehmen und die besten
für die Bildergalerie in Wien [in der Stallburg] auszusuchen.
ÖStA/HHStA, OKäA, Sonderreihe, Karton 38a, Mappe I, Nr. CCC38, unfol., Konzept
der Note des Oberstkämmerers Auersperg an Hofkammerpräsident Kolowrat.
Druck: Zimmermann (1903, Nr. 19388).
Hinweis: Laut Nachtrag im Hauptgalerieinventar von 1772 wurden 16 Ambraser Bil-
der für die Galerie ausgewählt (siehe Anm. zu Dok. 6). Es dürften damals aber rund 50
Bilder aus Ambras nach Wien gekommen sein, wie aus einem späteren Schreiben des
Schlosshauptmanns Johann Baptist Primisser vom März 1780 hervorgeht (Dok. 75).
13 ohne Datum [1773 Juli 12, Wien]
Verschiebung der Arbeiten in der Galerie aufs nächste Jahr,
Aufstellung der beiden Statuen im Belvedere.
„Oberhof Architect [Hillebrand] berichtet, er habe zufolge Auftrags die angezeigte Schad-
haftigkeiten sowohl in der kaiserlichen Bilder Gallerie [in der Stallburg], als auch in dem
Quartier des dießfälligen Directors Rosa beaugenscheinet und dabey gefunden, daß sam-
mentliche Haupt- und Winter-Fenster in der Gallerie sehr schlecht und neu verfertigen zu
laßen erforderlich wären. Da jedoch selbe in der Beköstung beträchtlich ausfallen würden,
so habe er solches bevor anzeigen wollen, dabey erachtend, ein solches bis auf das künf- tige Jahr zu belassen, maßen die so vielen Haupt-Reparaturen [bei den übrigen Hofbau-
ten] anheuer sich ohnehin so hoch belaufen, die kleineren Reparationen aber in dem
Quartier des obbemelten Directors würde er bald möglichst vorzunehmen besorgt seyn,
wobey übrigens er auch Meldung macht, daß in Folge der allerhöchsten Gesinnung die
beyden Statuen bereits in das Belvedere wären überbracht worden, und man in Begriff
stünde, dieselben allda auf zu stellen.“
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 4, 21. Session ex 1773, zu Nr. 3, Protokoll der
Hofbauamtskommission fol. 98v−99r, Ausfertigung. Zur Datierung: Im HBA Protokoll/
Index Bd. 2, fol. 90, zu Exhibit Nr. 3 der 12. Juli 1773 vermerkt.
Druck: Bislang unpubliziert
Anmerkung: Hofbauinspektor Karner vermerkt am 23. Juli 1773 ausdrücklich, dass die
beiden Statuen [von Franz Xaver Messerschmidt] im Unteren Belvedere aufgestellt
wurden. „Bemerkte zwey Statuen sind in dem k. k. untern Belvedere gebracht und alda in
das jenige Zimmer und auf dem nemblichen Platz, welchen der Herr Ober Hof Architect
[Hillebrand] ausgesuchet hat, aufgestellet worden.“ (ebd., 12. Session, Nr. 19 ex 1773,
fol. 322v). Dieses Zimmer des Unteren Belvederes grenzte direkt an den Saal an (Note
Hillebrands, ebd., fol. 321r, 1773 Juni 23).
14 1774 März 2
Entfernung der skulpturalen Werke aus der Bildergalerie
und teilweise Überstellung ins Belvedere.
Zitat nach Lützow: Auf Antrag des Staatskanzlers Kaunitz verordnete die Kaiserin,
„dass, weil bey der neuen Einrichtung der Kayserl. Bildergalerie viele Brustbilder, Statuen
und Basreliefs aus Stein und anderen Materie sich vorgefunden, die weder in einer Bilder-
galerie sich schicken noch darin Platz haben, und daher aus selbiger anderswohin zu
bringen sind, bey Hofe aber zu nichts dienen können, der vorgedachten Akademie abge-
geben, und von ihr diejenigen Stücke, die in der Antiken- oder Zeichnungsschule als Vor-
bilder zu gebrauchen seyn mögen, behalten, die übrigen hingegen zu der Sammlung von
dergleichen Marmorarbeiten in das Belvedere weiters überbracht werden sollen.“
Druck: Lützow (1877, S. 60f., ohne Quellennachweis).
Hinweis: Im 1735 erschienenen „Prodromus“ sind die damals in der Galerie befindli-
chen skulpturalen Werke abgebildet. Nachdruck, herausgegeben von Zimerman
(1888, S. VII–XIX und folgende Tafeln). Zimerman (ebd., S. XIX) gibt die Anzahl der
auf den Tafeln abgebildeten Skulpturen mit 228 Stück an.
Anmerkung: Am 5. Mai 1774 wurde angeordnet, die Stücke an Hofarchitekt und Ar-
chitekturdirektor der Akademie, Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg, auszu-
folgen (Lützow 1877, S. 61). Im Galeriehauptinventar von 1772 ist zu den im
„Schwarzen Kabinett“ der Stallburg-Galerie (ohne Inventarnummer) verzeichneten
15 Marmorstatuen und 10 Marmorbüsten vermerkt: „alle in die Mahler Academie kom-
men“. Mit den „dergleichen Marmorarbeiten“ im Belvedere sind wohl die von Fuhr-
mann 1770 beschriebenen Skulpturen in den Erdgeschoßräumen des Oberen Belve-
deres gemeint (Dok. 3), die 1766 ins Belvedere kamen (Dok. 2) und die auch Beyer
nennt (Dok. 11).
Mit der Entfernung dieser Skulpturen aus der Stallburg wurde auch die Umgestaltung
und Renovierung der dortigen Galerieräume in Angriff genommen, wobei bis Jahres-
ende fünf Zimmer fertiggestellt werden konnten (siehe Dok. 20).
15 ohne Datum [1774 Mai 5, Wien]
Beginn der Umgestaltung des ersten Raumes der Galerie,
des „Schwarzen Kabinetts“.
Anzeige [vom 5. Mai 1774] beim Hofbauamt: „Rosa Director der k. k. Bilder Gallerie
zeiget mittelß der … von dem Obrist Kämmerer [Auersperg] unterschriebenen Note an,
wie daß er zur Aufmachung der Bilder in dem jenigen Zimmer, wo die schwarzen Kästen
gestanden, wie auch zu Machung der noch abgängigen Lamberien 3 Tischler Gesellen
nötig hätte, nebst deme wären auch 9 neue Zier-Rahmen zu machen, wobey die besagten
Lamberien samt denen dermahlen noch schwarzen Supra-Porten auf allerhöchsten Befehl
solten weiß angestrichen und vergold werden. Übrigens wären auch ein- und andere Fen-
ster Tafln mit neuen Bley einzumachen erforderlich.“
Votum [vom 21. Mai 1774] der Hofbauamtskommission: „Dem k. k. wirk. Rathe und
Oberhofarchitekten [Hillebrand] zur Untersuchung der nöthigen Arbeiten, allenfalls deren
vorläufiger Veranlassung, und sohiniger Berichterstattung zuzustellen.“
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 6, 6. Session, Nr. 9 ex 1774, fol. 90, undatiertes Konzept
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Subtitle
- Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
- Volume
- 1
- Author
- Gudrun Swoboda
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 312
- Category
- Kunst und Kultur