Page - 144 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
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Hassmann Quellen zur Gemäldegalerie
schon unter Nikolaus Pacassi zu Stallungen umgebaut wurde. Mechel (1783, S. XI)
beschreibt, dass sich das Bildermagazin „auf der linken Seite dieses Gebäudes“ [ge-
meint ist das Untere Belvedere] befindet. Das könnte auf das ehemalige Pomeranzen-
haus hinweisen. Am Grundriss des Unteren Belvederes bei Mechel (Abb. 3) wird der
westlich von der Einfahrt liegende Raum als Bildermagazin bezeichnet. Das wäre nach
Mechels Diktion aber die „rechte“ Seite. Hat sich Mechel hier nur mit der Angabe
„links“ geirrt? Der Abbruch eines Verschlages unter der Einfahrt, der offenbar auf-
grund der Adaptierung des Depots zur Aufnahme der Bilder notwendig war, spricht
jedenfalls dafür, dass das Depot bei der Einfahrt lag. Sicherlich ist dieses Bilderdepot
aber mit dem sehr großen Raum zu identifizieren, den Kaunitz im Juli 1780 als neu
ausfindig gemachten Ort im „maison d’enbas du Belvedere“ zur Unterbringung
der nicht galerietauglichen Bilder beschreibt, zu denen auch eine große Anzahl von
Habsburgerporträts zählte (Dok. 82). Nach Kaunitz’ Konzept sollten diese Porträts in
verschiedene kaiserliche Schlösser kommen und waren nicht zur Aufstellung im
Unteren Belvedere bestimmt. Der Großputz dürfte sehr wahrscheinlich aus Anlass des
am 14. August erfolgten Besuches der Kaiserin vorgenommen worden sein (siehe
Dok. 86).
88 ohne Datum [1780 Oktober, zwischen 1 und 11, Wien]
Arbeiten in der Bildergalerie im September 1780.
„Kai. könig. Bellvedere Gebäu. Da ist gearbeitet worden bey […] Rangirung der Bilder in
der Galerie […]“
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 45, 10. Session ex 1780, monatlicher Hofbaubericht fol.
296r, Ausfertigung, die der Kaiserin mit Note des Generalhofbaudirektors Kaunitz-
Rietberg vom 11. Oktober 1780 (ebd., fol. 270) übersendet wurde.
Druck: Bislang unpubliziert.
89 ohne Datum [präsentiert 1780 Oktober 17]
Der in Geldnot geratene Landerer erbittet eine Akontozahlung
für bereits gelieferte Rahmen.
„Allerunterthänigstes Promemoria“ des Kammervergolders Mathias Landerer an Gene-
ralhofbaudirektor Kaunitz-Rietberg: „Euer hochgräfflichen Excellenz habe [ich] unterthä-
nigst bittlich vorzustellen, daß ich laut eingereichten Conti wegen deren von mir in die kay.
könig. Bilter Gallerie verfertigten Vergolders Arbeiten sowoll die Rammen als Schilder und
Extra Arbeiten einen Betrag biß 7000 f. annoch stehen habe. Da ich aber solche Arbeit
durch Credit des Kaufmans und Goldtschlager nebst aufgenohmenen Geldes per Wechsl,
wovon 2 dergleichen in Betrag 1700 f. bis 20 et 21ten dise Woche verfallen und ich solche
nebst den Goldtschlager, welcher eben beträchtliche Forderung an mir zu machen, anbei
auch beyde Bürger [sic], welche mir auf meinen Conto die Schilder vergoldet, diese Wo-
chen zu zallen, laut meiner Verheisung ohnumgänglich schuldig bin, als gelanget an Euer
hochgräfflichen Excellenz mein unterhänigstes Bitten, um von meinen Gläubigern nicht
klagbahr angegangen zu werden, mir zur Tilgung wenigstens 4000 f. auf Abschlag meiner
accordirten Conti gnädigst anzuweisen und bezallen zu laßen. […]“
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 45, 10. Session, Nr. 27 ex 1780, fol. 240−241, Ausfertigung.
Druck: Bislang unpubliziert.
Hinweis: Der Generalhofbaudirektor erstattete der Kaiserin dazu einen Vortrag, in dem er
die Zahlung eines Akontos von 4.000 f. an Landerer für dessen geleistete, aber noch nicht
verrechnete Arbeit befürwortet. Gleichzeitig betont er, „dass die Erforderniß der Galerie
niemahlen von dem“ seiner „Direction anvertrauten Bau-Fond bestritten worden“ sei und
gegenwärtig insgesamt rund 60.000 f. „den Bau-Fond nicht angehende Zahlungen“, wie
etwa für das Nationaltheater und das Schönbrunner Bassin „ohne Empfangung der
mindesten Vergüttung“ offen seien (ebd., fol. 242−244, Ausfertigung, 1780 Oktober 18,
Wien). Die komplett eigenhändige Resolution der Kaiserin auf diesen Vortrag (ebd.,
fol. 243v) wurde von der Hofbauamtskommission am 25. Oktober 1780 behandelt
(siehe Dok. 91).
90 1780 Oktober 18, Wien
Mechel berichtet von der Beendigung der Galerieeinrichtung.
Brief Mechels an den Bildhauer Alexander Trippel (zitiert nach Wüthrich): „Und dan
soll ich Ihnen … die angenehme Nachricht geben, daß ich das Glück endlich nach so vie-
len Mühen + Arbeit erlebt die ganze immense Kayserle Bilder Gallerie einzurichten + zu beenden; welches den Beyfall + ganze Zufriedenheit des Hofes + der Liebhaber erhalten
hat. S. Majt Die Kaiserin haben sie vor einigen Wochen einen ganzen Morgen besehen und
waren ungemein gnädig, Ein gleiches geschah auch von Sr. Maj. dem Kaiser seit dero re-
tour von der Russischen Reise; So viel es Mühe + wehrend 6 Monate Tag + Nacht Arbeit
gekostet hat, so ist es mir versüßet worden unter dem Auge des Monarchen und in seiner
Abwesenheit unter dem Auge des würdigsten Minister den ich in der Welt kenne des Für-
sten von Kaunitz zu leben + zu arbeiten; Unter solchen Augen läßt sich etwas effectuieren
[...].“
Druck: Wüthrich (1956, S. 154, ohne Angabe des Standorts).
Hinweis: Das ist der früheste Beleg zur Beendigung der damaligen Einrichtung der
Galerie.
91 ohne Datum [1780 Oktober, zwischen 25 und 31, Wien]
Die Kosten zur Einrichtung der Galerie sind dem Hofbauamt zu ersetzen.
Auf die „in betref von dem Kammer-Vergolder Landerer wegen in der Bilder Galerie gelie-
ferte Arbeit gebettene à Conto Zahlung per 4000 f.“ resolvierte Kaiserin Maria Theresia:
„Der Baufundus ist vor diese extra Sachen nicht dotirt, und würde es wiederum auf die
nemliche Confusion kommen, die vorhin ware, daß so vielle Schulden er gehabt, welches
fleissig zu verhindern wäre, und er sowohl jez und diese Sachen führet, werde es der Kam-
mer schiken, dass selbe es bestreitte, auch lieber ganz wisse, was noch für die Gallerie zu
zahlen wäre, damit nichts mehr nachkomme, indessen à Conto diese Zahlung machen
und nachgehends wegen der so grossen Kösten, welche niemand adjustiret hat, einen
billigen Abbruch machen. m. p.“
Darauf wurde in der Sitzung der Hofbauamtskommission vom 25. Oktober beschlos-
sen: „Nach dieser allergnädigst erflossenen Resolution, und den hierüber gemachten An-
trag der Hofkammer ist dem Kammer Vergolder Landerer die gebettene à Conto Zahlung
von 4000 f. ohnverzüglich zu leisten, übrigens nach dem allerhöchsten Befehle sowohl
dem Vergolder, Bildhauer und Tischler, welche die Arbeit in der Gallerie verfertiget haben,
brevi manu zu bedeuten, dass sie über die bereits fertige Arbeiten ihre Conten ohnverzig-
lich verfassen, und zu Limitirung und so hiniger allerunterthänigsten Einbegleitung anher
überreiche sollen, wie dann auch sohin sowohl der Ersatz deren vor die Galerie bereits
bestritten Kösten, und Vorschüßen, als auch die Anweisung deren noch zu leistenden Zah-
lungen von der Hof Kammer durch Nota anzubegehren kommt.“
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 45, 10. Session ex 1780, zu Nr. 34, Protokoll der
Hofbauamtskommission fol. 172r−173v, Ausfertigung, die der Kaiserin mit Note des
Generalhofbaudirektors Kaunitz-Rietberg vom 31. Oktober 1780 (ebd., fol. 156)
übermittelt wurde. Die dem Protokoll inserierte Resolution der Kaiserin in
eigenhändiger Ausfertigung ebd., fol. 243v (siehe Dok. 89).
Druck: Bislang unpubliziert.
Hinweis: Die Abrechnung zu den bisher angefallenen Kosten der Herstellung der Bil-
derrahmen für die Bildergalerie im Belvedere erfolgte im Jänner 1781 (siehe Dok. 99)
Anmerkung: Mit dieser direkt der Hofkammer zugestellten Resolution der Kaiserin
wurde festgesetzt, dass die bei der Neueinrichtung der Galerie entstehenden Kosten
als außerordentliche Ausgaben anzusehen und dem Hofbauamt von der Hofkammer
zu ersetzen sind. Das Hofbauamt brauchte damit nicht jedes Mal um Kostenrefun-
dierung ansuchen, sondern konnte sich auf die nun geltende „bestehende aller-
höchste Resolution“ berufen, die bis Juni 1781 aufrecht blieb (siehe Dok. 114). Die
von der Kaiserin geforderte Übersicht zu den noch anfallenden Kosten bei der Ein-
richtung der Galerie konnte das Hofbauamt nicht vorlegen, denn es war damit nur
als ausführende und rechnungsprüfende, nicht aber als planende Stelle befasst. So
forderte die Hofkammer bis zuletzt vergeblich eine derartige Kostenaufstellung (siehe
Dok. 133).
92 ohne Datum [1780 November, zwischen 1 und 15, Wien]
Arbeiten in der Bildergalerie im Oktober 1780.
„Kai. könig. Bellvedere Gebäu […] Bey der Bilder Gallerie mit gewöhnlicher Rangirung der
Bilder. […]“
ÖStA/HHStA, HBA, Karton 46, 11. Session ex 1780, monatlicher Hofbaubericht fol.
443r, Ausfertigung, die der Kaiserin mit Note des Generalhofbaudirektors Kaunitz-
Rietberg vom 15. November 1780 (ebd., fol. 470) übermittelt wurde.
Druck: Bislang unpubliziert.
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Subtitle
- Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
- Volume
- 1
- Author
- Gudrun Swoboda
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 312
- Category
- Kunst und Kultur