Page - 158 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
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Hassmann Quellen zur Gemäldegalerie
allerhöchst Ihre Mayestät zu Bezeigung dero allergnädigster Zufriedenheit über dieses von
ihme besorgte Geschäffte zu befehlen geruhet, ihme Herrn Christian v. Mechel gegenwär-
tiges Zeugniß und respective Absolutorium auszufertigen, welches ihme auch hiermit zu
seiner Sicherheit und erforderlichen Berechtigung hiermit ertheilt wird.“
ÖStA/HHStA, OKäA, Sonderreihe, Karton 38a, Mappe I, Nr. 79 ex 1782 (getilgt
CCLXV), unfol., Konzept.
Druck: Kurzregest bei Engerth (1886, S. 285, Nr. 200); erwähnt bei Stix (1922, S. 23)
und Wüthrich (1956, S. 160, Anm. 37).
MECHELS VERZEICHNIS ZUR
K. K. BILDERGALERIE IN IHRER
AUFSTELLUNG VON 1781.
147 1783 Februar 26, Wien
Anzeige zum Erscheinen von Mechels Verzeichnis
in der Wiener Zeitung.
„Anzeige / Bey Rudolph Gräffer auf dem Jesuitenplatz ist ganz neu zu haben:
Verzeichniß der Gemälde / der / kai. kön. Bildergallerie in Wien, / verfasset / von Chr. v.
Mechel, der k. k. und anderer Akademien Mitgliede, in der von ihm auf allerhöchsten Be-
fehl im Jahre 1781 gemachten neuen Einrichtung. [...]
1783 ein Oktavband mit Kupf. um 2 ½ fl.
Dieß ist der erste Katalog, der von der hiesigen k. k. Gemäldesammlung erscheint [...]. Der
Nutzen bey diesem schönen Werke ist doppelt. Da es nicht blos eine trockene Anzeige,
sondern so viel als ein einfaches Verzeichnis“ ist. Mit diesem „bequem bey sich zu tragen-
den Handbuch“ werde man beim Besuch der Galerie angenehm geleitet; es ist „ein
wahres Kunstrepertorium“ […].“
Druck: Wiener Zeitung vom 26. Februar 1783, Nr. 17, S. 10f. Erwähnt bei Frimmel
(1898, S. 245).
Hinweis: Aufgrund eines Briefes Mechels ist das Erscheines des Katalogs im Jänner
1783 belegt (Wüthrich 1956, S. 162). Eine ausführliche Katalogbesprechung in den
Miscellaneen artistischen Inhalts, hg. von J. G. Meusel, Bd. 3, Heft 17, Vermischte
Nachrichten Nr. 11, S. 313−315, Erfurt 1783.
Anmerkung: Hilchenbach gab bereits im November 1781 an, dass das allgemeine
Bilderverzeichnis „würklich unter der Presse ist“ (Dok. 128). Mit 1781 sind auch die von
Gottlieb Nigelli aufgenommenen Grund- und Aufrisse des Belvederes datiert, die dem
Verzeichnis Mechels beigebunden sind (zu Nigellis Vorzeichnungen siehe Aurenham-
mer 1969, S. 148, Anm. 86). Entgegen der Angabe in der Titelei des Verzeichnisses
erschien es nicht in Wien, sondern in Basel (ebd., S. 392).
Exkurs zu Mechels Katalog: Der anonym erschienene Beitrag zur Gemäldegalerie vom
Juni 1780 (Dok. 80) endet folgendermaßen: „Und doch streben noch einige, die mit
dem Aufhängen [der Gemälde] auch mit zu thun haben, dagegen [gemeint sind die
Bildbeschriftungen]. Ihre Gründe sind aber, wie unser Korrespondent sich ausdrückt, so
seicht, daß es scheint, als befürchteten sie dadurch geringeren Abgang der zu druckenden
Kataloge, womit sie ein Monopol zu errichten, den heilsamen Entschluß gefasst zu haben
scheinen.“ Meijers (1995, S. 78, Anm. 55) gibt ohne Kommentar Christoph Gottlieb
von Murr als Autor dieses Textes an. Eher scheint es Johann Georg Meusel selbst ge-
wesen zu sein. Karl Wilhelm Hilchenbach war es jedenfalls nicht, denn er replizierte
dazu im Jänner 1781 (Dok. 97), dass er dank seiner „vertrauten Bekanntschaft“ mit der
Galerie und ihrer Geschichte der befugtere Berichterstatter sei. Er führt zu Hängung
Mechels im Belvedere aus, Mechel habe die zuvor von Rosa eingeteilten italienischen
Schulen „in besondere Abtheilungen“ gebracht. Er sei bestrebt gewesen, „die Einthei-
lung der Gemälde unterrichtend zu machen, und in ihr eine sichtbare Geschichte der Kunst
aufzustellen“ (S. 10). Die „chronologische Zusammenstellung der älteren Meister“ sei
„auf diese Art noch nirgends ausgeführt worden“ (S. 39). Dieser Text entstand rund zwei
Jahre vor Erscheinen des Verzeichnisses von Mechel, wo es wiederum teils gleich-, teils
ähnlich lautend heißt, der „Zweck alles Bestrebens“ sei dahin gegangen, „daß die Ein-
richtung im Ganzen, so wie in den Theilen lehrreich, und so viel wie möglich, sichtbare
Geschichte der Kunst werden möchte.“ (Mechel 1783, S. XI). Der damals in Wien leben-
de und mit Mechel befreundete evangelische Theologe Hilchenbach gibt im Novem-
ber 1781 (Dok. 128) an, „vom Anfang an Augenzeuge“ der Veränderungen in der
Gemäldegalerie gewesen zu sein. Tatsächlich stimmen seine Berichte auffallend mit den archivalisch belegbaren Einzelheiten überein. Gehörte Hilchenbach etwa zu den
Leuten, die etwas „mit dem Aufhängen“ der Bilder im Belvedere zu tun hatte? Arbeitete
er auch beim 1783 erschienenen Verzeichnis mit? Als Mechel im Mai 1787 erneut nach
Wien kam und die Arbeit am Galeriekatalog wiederaufnahm, war ihm Hilchenbach
(nach Angabe von Wüthrich 1956, S. 210) behilflich. Die oben gezeigte auffallende
Übereinstimmung der Texte Hilchenbachs und Mechels legt nahe, dass es schon zuvor
eine Zusammenarbeit gab. Es fragt sich auch, welchen Grund Hilchenbach hatte, für
Mechel die Werbetrommel zu rühren und für sich ein Exklusivrecht hinsichtlich der
Berichterstattung zur Wiener Gemäldegalerie zur Zeit ihrer Einrichtung durch Mechel
zu beanspruchen. Wen meint der Korrespondent mit den Leuten, die sich in Wien ein
„Monopol“ bezüglich des Galeriekataloges verschaffen wollten? Liegt hierin vielleicht
der Grund, warum dieser nicht − wie offensichtlich geplant − in Wien, sondern in Basel
gedruckt wurde? Ergab sich daraus vielleicht auch die Verzögerung seines Erscheinens?
Der anonyme Verfasser schreibt weiters, der Katalog hätte nicht nur in Französisch,
sondern auch in Italienisch erscheinen sollen. Es erschien jedoch nur 1784 die franzö-
sische Ausgabe. Der zweite kritische und illustrierte Teil des Kataloges, zu dem Mechel laut
Hilchenbach (Dok. 97) im November 1778 ebenfalls „Proben … geliefert“ hat, die „bey
Hofe und an anderen Orten den entschiednen Beyfall gefunden“ haben, erschien nicht.
148 1783 April 24, Wien
Mechel hat erst die Hälfte der vom Kaiser
bewilligten Gratifikation erhalten.
Staatskanzler Kaunitz berichtet dem Kaiser, dass er Mechel von den 1.000 Dukaten,
die der Kaiser diesem [gemäß Resolution vom 14. September 1781] bewilligt habe,
damals nur 500 Gulden zukommen ließ, um Mechel zu motivieren, seinen damals
noch nicht beendeten Galeriekatalog fertigzustellen. („Mais cette gracieuse résolution
de V. M. n’eut pont eu lieu alors parce que regardant dans ces temps-là la terminaison du
catalogue de la galerie, comme très prochaine. Je crus qu’il valait mieux différer jusques à
l’occasion de sa présentation une gratification d’autres cinq cent ducats, qu’il me parais-
sant être ce qui pourrait convenir, afin qu’elle se trouvat motivée.“) Da Kaunitz nun ge-
hört habe, dass Mechel bald nach Basel zurückkehren werde, bittet er den Kaiser, das
zu veranlassen, was ihm gerechtfertigt erscheine.
ÖStA/AVA, Studienhofkommission, Sign. 15, Karton 75/Akademie, einliegend in Map-
pe „Akademie der bildenden Künste“, Konzept in Französisch.
Druck: Bislang unpubliziert.
Hinweis: Kaunitz hält in diesem Schreiben auch fest, dass Mechel bereits eine ähnlich
hohe Summe von der Kaiserin erhalten hatte („[…] une gratification de mille ducats, à
la suite d’une pareille, qui lui avait été épargnée par ordre de feu S. M. l’Impératrice Reine
[…]“). Dies dürften die 1.000 Dukaten sein, die Mechel in einer Beilage seines Briefes
an einen Unbekannten vom 6. Juli 1779 anführt (Wüthrich 1956, S. 152 und Anm.
37). Abgesehen von den dort erwähnten beachtlichen Sachgeschenken (bei denen es
sich aber wohl größtenteils um Gegengeschenke für erhaltene Stiche und dergleichen
gehandelt haben dürfte) erhielt Mechel vom Kaiserhof offenbar eine Gratifikation von
insgesamt 2.000 Dukaten (entspricht rund 8.600 Gulden) für seine „ehrenhalber“
ausgeführte Arbeit in der Bildergalerie im Belvedere.
149 1783 April 24, Wien
Mechel erhält auf Anordnung des Kaisers 500 Dukaten angewiesen.
„Lieber Graf Rosenberg! Wenn der Fürst Kaunitz bey Ihnen selbst sich um die Anschaffung
von 500 Ducaten für den Mechel melden sollte; so werden Sie solche auf sein Verlangen
bey der Hofkammer anweisen.“
ÖStA/HHStA, OKäA, Akten Serie B, Karton 8, ohne Nr. (gehört zu Konvolut Nr. 28 ex
1783), unfol., Ausfertigung, vom Kaiser unterschriebenes Handbillet.
Druck: Erwähnt bei Wüthrich (1956, S. 161, Anm. 42); auch angeführt bei Lhotsky
(1941−1945, S. 463), aber irrtümlich als außerordentliche Zuwendung für das Münz-
kabinett bezeichnet.
Hinweis: Im selben Konvolut die Note des Hofkammerpräsidenten Kolowrat mit der
Bestätigung der Anweisung von 500 Dukaten an Mechel, Ausfertigung, datiert 1783
Mai 1, Wien. Siehe dazu auch ÖStA/FHKA, Kamerale Österreich, Faszikel rote Nr.
1631, 39 Mai 1783, fol. 332−336.
Anmerkung: Aufgrund des am selben Tag verfassten Schreibens des Staatskanzlers
Kaunitz (Dok. 148) ist belegt, dass es sich bei dieser Zahlung um den restlichen Teil der
vom Kaiser bewilligten Gratifikation handelt. Mechel reiste im Mai 1783 nach Basel
zurück (Wüthrich 1956, S. 161).
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Subtitle
- Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
- Volume
- 1
- Author
- Gudrun Swoboda
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 312
- Category
- Kunst und Kultur