Page - 161 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
Image of the Page - 161 -
Text of the Page - 161 -
161 Hassmann Quellen zur Gemäldegalerie
„Anzahl der in der k, k. Gallerie befindlichen Gemähld
Haupt-Eingang
In dem Saal rechts 2 Stück
Zimmer 1tes 55
2tes 69
3tes 50
4tes 45
5tes 29
6tes 37
7tes 36
323
Weiß Cabinet 59
In dem Saal links 2 Stück
Zimmer 1tes 34
2tes 34
3tes 29
4tes 25
5tes 20
6tes 34
7tes 15
193
Grünes Cabinet 85
Erster Stock zusamm 658 [sic, recte 660]
Zweyter Stock
Niederländisch Zimmer 1tes 95
2tes 74
3tes 68
4tes 81
318
Deutsche Zimmer 1tes 107
2tes 93
3tes 87
4tes 63
350
Zweyter Stock zusamm 673
Noch aufzumachenden sind 5 Stück
Summa 1333 Stück“
ÖStA/HHStA, OKäA, Akten Serie D, Karton 112, Cahier 3, Beilage zu Akt Nr. 1102 ex
1901 (liegen in Akt Nr. 2208 ex 1901), unfol., Bericht unzweifelhaft von Rosas Hand,
ohne Unterschrift und Datum; mit Bleistift von wesentlich späterer Hand auf der er-
sten Seite links oben „ad 41/787 / Mai 1887“ [sic].
Druck: Bericht Rosas größtenteils bei Engerth (1881, S. LXXII−LXXIV, dort ohne Quel-
lennachweis). Mehrfach (in der von Engerth edierten Fassung) herangezogen und
teils besprochen, unter anderen von Stix (1922, S. 19f.), Lhotsky (1941−1945, S.
437), Meijers (1995, S. 64f., 75) und Schütz (2006, S. 229−231). Tabellarische Über-
sicht zur Anzahl der Gemälde bislang unpubliziert.
Hinweis: Zur oben angeführten zeitlichen Eingrenzung seiner Abfassung siehe die
Angaben unter Dok. 157. Das eingangs erwähnte Dekret vom 25. April 1787 erging
an Rosa und die Leiter der übrigen kaiserlichen Sammlungen (ÖStA/HHStA, OKäA,
Akten Serie B, Karton 9, ad Nr. 41 ex 1787, unfol., Konzept).
Die beiden ebenfalls undatierten Listen mit der Anzahl der Bilder im Oberen Belvede-
re, von denen offenbar eine von Joseph Tusch und die andere von Georg Gruber
stammt, entsprechen inhaltlich jener, die Rosenbergs Bericht beigefügt wurde (siehe
Dok. 157). Anmerkung: Da der Hintergrund dieses Berichtes bislang unbekannt war, wurde des-
sen Objektivität mehrfach in Frage gestellt. Meijers vermutete etwa, dass Rosa ihn aus
Anlass der nochmaligen Reise Mechels nach Wien im Mai 1787 verfasst habe (Meijers
1995, S. 75). Zu berücksichtigen ist aber, dass der Bericht auf Anordnung Josephs II.
erstellt wurde, der sich einen Überblick zu den Veränderungen bei den Hof- und
Staatsstellen während seiner bisherigen Regierungszeit verschaffen wollte (Dok. 155).
Rosa rückte daher in seinem Bericht möglicherweise die Stellung des nun allein regie-
renden Kaisers in den Vordergrund, wodurch der Anteil der Kaiserin in den Hinter-
grund tritt. Außerdem hatte der Kaiser auf Rosenbergs Vortrag vom 25. Oktober 1782
(Dok. 144) allen Beteiligten in der Causa Mechel das „ewige Stillschweigen“ auferlegt,
weshalb sich diesbezüglich eine Einschränkung ergeben haben könnte. Eine gewisse
Verifizierung und Objektivierung von Rosas Bericht ergibt sich durch dessen Überar-
beitung seitens Oberstkämmerers Rosenberg (Dok. 157).
157 ohne Datum [nach 1787 April 25, vor 1787 Juli 2]
Rosenbergs Überarbeitung von Rosas Bericht
zur Gemäldegalerie.
„[fol. 269v] K. k. Bildergallerie.
1765 ware die k. k. Bilder Gallerie annoch in der k. k. Stallburg unter dem damaligen
Gallerie Inspektor [Johann Martin Rausch] v. Traubenberg in einer nicht allerdings zu
belobenden Einrichtung.
1772 wurde der vorhin am Chur sachsischen Hof in Dreßden angestelte Professor und
Hofmaler Joseph Rosa mit dem Auftrag als Direktor ernannt, die vorhandenen Gemählde
zu untersuchen, und sie gehörig nach den Schulen einzutheilen, und da kein Inventarium
vorhanden war, so wurde mit Zuziehung des damaligen Oberst [fol. 270r] Kämmerer
Amts Sekretär [Joseph Thoss] eine ganz neue Beschreibung gemacht.
Eine gleiche Untersuchung geschah auf allerhöchsten Befehl in Laxenburg, Hetzendorf, St.
Veit, Preßburg, und Schloßhof, und da sich dann gezeiget, daß sowohl in der Stallburg, als
in den ebenbenannten Orten Bilder von den besten Meistern verstekt, oder wohl gar auf
den Böden aufbewahrt waren, so wurden selbe ordentlich aufgezeichnet und in das neue
Inventarium eingetragen.
Nach dieser allerhöchsten Vorschrift waren schon 7 Zimmer eingerichtet, als ein weiterer
Befehl kam, die in Prag und Innspruck befindlichen Bilder ebenfalls zu untersuchen und sie
hieher zu bringen. Da aber der Raum in der Stallburg zu klein war, und sowohl das
schlechte Licht als die Feuers Gefahr in Bedacht gezogen [fol. 270v] wurde, so haben
Seine Majestät etc. den Haupttheil des Belvedere zu Einrichtung einer förmlichen ord-
nungsmässigen Bildergallerie herzugeben befohlen, um diesen Schaz der Kunst sowohl
fremden als hiesigen Künstlern ganz in seinem Reiz zeigen zu können.
Zu eben dieser Zeit wurde Seiner Majestät etc. der Bilder Katalog von den Jesuiten Gütern
in Niederlanden eingeschicket, und da in diesem von den besten Nationalmeistern als
Rubens, Vandik etc. verschiedene Stücke waren, so erhielt der Direktor Rosa den Auftrag,
dahin zu reisen, die besten zu wählen und sie hieher zu bringen.
1778 − Da Seine Majestät etc. bey der Armée in Böhmen waren, hat der oberste Hof und
Staats Kanzler Fürst von Kaunitz an weyland ihre Majestät die Kaiserin etc. wegen Verbes-
serung [fol. 271r] der Bildergallerie einen Vortrag erstattet, und die Erlaubniß erhalten, mit
dem Kupferstecher Mechel allein ohne Beyziehung des Direktors Rosa einige Verbesserun-
gen zu machen.
Diese vermeinte Verbesserungen wurden durch 3 Jahre fortgesezet. Da aber der Erfolg der
Erwartung nicht entsprach, so wurde dem Direktor Rosa befohlen, die sämentliche Gallerie
neuerdings zu übernehmen, da sich dann gezeiget hat, daß einige vorzügliche schöne
Bilder abgängig, andere von Mechel in das Depositorium geschaft, und schlechtere dafür
aufgemacht worden sind.
Man kann um so weniger ein wahres Detail von der dermaligen Gallerie geben, als bey der
neuen Übernahm kein Inventarium vorhanden ware, und auf allerhöchsten Befehl alles in
Statu quo zu übernehmen anbefohlen worden ist.
1783 − Ist die Bildergallerie, dieser allerhöchsten [fol. 271v] Verordnung gemäß neuer-
dings übernommen worden, und da nahmhafte Gemählde theils von hier, theils aus Italien
und den Niederlanden von Zeit zu Zeit auf allerhöchste Anschaffung erkauft worden sind,
so ist solche dermalen in einer vollkommenen guten Einrichtung aufbewahret.
Beyliegendes Verzeichniß bestimmet die Zahl der Stücke, auch sind die Zimmer dieser Bil-
dergallerie nach den Schulen und nach den Namen der Künstler eingetheilt. Um aber
diesen Schaz noch mehr Reiz zu verschaffen, haben Seine Majestät etc. prächtige Rah-
men, und Verzierungen hinzu machen zu lassen geruhet, und zugleich befohlen, daß nicht
nur an drey bestimmten Tägen in der Woche jedermann der freye Eintritt selbe zu besu-
chen gestattet, sondern auch das ganze Jahr hindurch den Kunstliebhabern, und auch
angehenden Künstlern erlaubt seyn solle, die da von aller Art vorfindigen Originalien zu
copiren, und sich dadurch zu vervollkommen .
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Subtitle
- Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
- Volume
- 1
- Author
- Gudrun Swoboda
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 312
- Category
- Kunst und Kultur