Page - 354 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Volume 2
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Felfe Dynamiken von Sammlungskultur
1 Charles Patin, Quatre Relations Historiques, Basel 1673, S. 5.
2 Unter den Porträts derartiger Personen, die in Ambras vorhanden waren, scheint es sich hier um jenes Doppelbildnis zu
handeln, auf dem der Riese Bartelmä Bon und der Zwerg Thommele dargestellt worden sind, und von dem bereits
Reisende wie etwa Philipp Hainhofer 1628 berichteten. Vgl. Wilfried Seipel (Hg.), Die Entdeckung der Natur. Naturalien
in den Kunstkammern des 16. und 17. Jahrhunderts, Ausst.-Kat. Schloss Ambras/Kunsthistorisches Museum Wien, Wien
2006, Nrn. 2.91 und 2.92 (Margot Rauch), S. 148–151, insbes. S. 151.
3 Patin 1673 (Anm. 1), S. 85–86.
4 Die Forschung zu Charles Patin ist vergleichsweise spärlich. Verwiesen sei hier auf: Giuseppe Biasuz, Carlo Patin medico e
numismatico, in: Bollettino del Museo Civico di Padova, Nr. 47, 1958, S. 67–114; Françoise Waquet, Charles Patin
(1633–1693) et la Republique des Lettres. Étude d’une réseau intellectuel dans l’Europe du XVIIe siècle, in: Lias. Sources and
documents relating the history of early modern ideas, Nr. 12, 1985, S. 115–136; Christian E. Dekesel, Charles Patin in
Paris (1633–1667) from fame to misfortune, in: Quaderni per la storia dell’Università di Padova, 29, 1996, S. 19–32; Robert
Felfe, …der Vernunft Augen und den Augen Vernunft geben. Charles Patin (1633–1693) – Physiognomie eines reisenden
Curieux, in: Et in imagine ego, hg. v. Ulrike Feist/Markus Rath, Berlin 2012 [im Druck].
5 Speziell hierzu vgl. Biasuz 1958 (Anm. 4), S. 74f. Zum Urteil gegen Patin vgl. hier bes. S. 74f.; Dekesel 1996 (Anm. 4),
S. 24f. Die Verbrennung des Schandbildes erwähnt neben Biasuz (ebd.) auch: Herbert Jaumann, Handbuch. Gelehrtenkul-
tur der Frühen Neuzeit, Berlin 2004, Bd. 1, S. 498.
6 Eingehend zu diesem Buchhandel und der polizeilichen Untersuchung diesbezüglich: Françoise Waquet, Guy et Charles
Patin, père et fils, et la contrebande du livre à Paris au XVII siècle, in: Journal des savants, Nr. 2, 1979, S. 125–148.
7 Die prominenteste Quelle diesbezüglich ist: Pierre Bayle, Dictionnaire historique et critique (Rotterdam 1695 u. 1697),
5Amsterdam 1740, Bd. 3, S. 618–619.
8 Bayle (ebd., S. 619) erwähnt eine Schrift unter diesem nicht nachweisbaren Titel. Vermutlich handelt es sich um die
Histoire amoureuse de France von Roger de Bussy-Rabutin, die erstmals 1665 in Brüssel und erneut 1666 in Amsterdam
erschien. Denkbar wäre auch, dass die anonymen Relations de la cour de Savoye ou les amours de Madame Royale gemeint
sind. Diese erschienen jedoch 1667 in Paris, und es ist nicht sehr plausibel, dass Patin dann in die Niederlande gesandt
worden wäre, um die Auflage aus dem Verkehr zu ziehen.
9 Eingehend zu diesen Auseinandersetzungen: Dekesel 1996 (Anm. 4), insbes. S. 22ff.
10 Eine erste Reisebeschreibung von Patin erschien bereits 1670 in Strasbourg unter dem Titel Relation historique en forme de
lettre. Der Text wurde daraufhin beträchtlich ausgebaut und neu gegliedert für die genannte Ausgabe in Basel 1673. Auf
ihr beruhten wiederum weitere frz. Ausgaben, die 1676 in Lyon und 1695 in Amsterdam unter dem Titel Relations
historiques et curieuses de Voyages, en Allemagne, Angleterre, Hollande, Boheme, Suisse, &c. erschienen. Eine italienische
Übersetzung erschien 1685 in Venedig, und englischsprachige Ausgaben kamen kurz aufeinander folgend, 1696 und 1697,
in London heraus. Soweit nicht anders vermerkt, wird im Folgenden auf die 1673 in Basel gedruckte Ausgabe verwiesen.
11 Als solche wurden die Relations bereits von Joachim von Sandrart gewürdigt, und sie fanden seit Julius von Schlosser
Eingang in die neuere sammlungsgeschichtliche Forschung. Joachim von Sandrart, Teutsche Academie der Bau-, Bild- und
Mahlerey-Künste, Nürnberg 1675/1679/1680, T. I, S. 55; T. II, S. 83 und T. II, S. 72; Julius von Schlosser, Die Kunst- und
Wunderkammern der Spätrenaissance. Ein Beitrag zur Geschichte des Sammelwesens, Braunschweig 21978. Patins Relations
werden hier generell als ergiebige Quelle zu den Kunstkammern empfohlen (S. 247, Anm. 44) oder als Beleg für den
Stellenwert speziell der Münzsammlungen auf Schloss Ambras angeführt (S. 100). Ferner: Antoine Schnapper, Le géant,
la licorne et la tulipe. Collections et collectionneurs dans la France du XVIIe siècle, Paris 1988, hier bes. S. 135ff., 151ff. und
200; Ellinoor Bergvelt/Renée Kistemaker (Hgg.), De wereld binnen handbereik. Nederlandse kunst- en rariteitenverzamelin-
gen, 1585–1730, Amsterdams Historisch Museum, Amsterdam 1992, S. 90. Eine Passage aus den Relations, in der der
Besuch der Dresdner Kunstkammer beschrieben wird, wurde kürzlich in dt. Übersetzung abgedruckt in: Karin Kolb/
Gilbert Lupfer/Martin Roth (Hgg.), Zukunft seit 1560. Von der Kunstkammer zu den Staatlichen Kunstsammlungen
Dresden. Anthologie, Dresden 2010, S. 29–31.
12 Vgl. Gudrun Swoboda, Die Wege der Bilder. Eine Geschichte der Kaiserlichen Gemäldesammlungen 1600 bis 1800, Wien 2008.
13 Einer der bekanntesten Fälle erheblicher Verluste durch Plünderung ereignete sich im Zusammenhang der Eroberung
Münchens durch die schwedischen Truppen 1632. Vor allem Preziosen und hochwertige Arbeiten der sog. angewandten
Künste wurden als Beutestücke mitgenommen und durch Verkauf zerstreut. Zahlreiche Exponate wurden zerstört.
Daneben wurde eine Reihe von Kunstwerken gezielt requiriert und nach Schweden überführt, wie auch deutsche
Fürsten, die im Heer der Schweden dienten, Beutestücke in die eigenen Sammlungen verbrachten. Vgl. Dorothea
Diemer/Peter Diemer, Einführung, in: Die Münchner Kunstkammer. Aufsätze und Anhänge, hg. von der Bayrischen
Akademie der Wissenschaften, München 2008, Bd. 3, S. 92ff. und S. 379.
14 So wurde die große Inventur der Prager Kunstkammer 1619 von den Gegnern des Kaisers, den Böhmischen Ständen,
mit der Absicht veranlasst, Teile der Sammlung zur Finanzierung eigener Söldnertruppen im gerade ausgebrochenen
Dreißigjährigen Krieg zu verkaufen. Vgl. Heinrich Zimmermann (Hg.), Das Inventar der Prager Schatz- und Kunstkam-
mer vom 6. Dezember 1621, in: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, Bd. XXV,
T. II, 1905, S. XIIIff.; sowie: Rotraud Bauer/Herbert Haupt (Hgg.), Das Kunstkammerinventar Kaiser Rudolphs II.
1607–1611, in: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien, Bd. 72 (Neue Folge Band XXXVI), Wien 1976.
Einen Überblick einschließlich der Plünderungen gibt: Swoboda 2008 (Anm. 12), S. 38f.
15 Zu diesem Transfer vgl. David Howarth, ‘Mantua Peeces’. Charles I and the Gonzaga Collections, in: David Chambers/Jane
Martineau (Hgg.), Splendours of the Gonzagas, Ausst.-Kat. Victoria & Albert Museum, London, London/Milano 1981,
S. 95–103; Jerry Brotton, The Sale of the Late King’s Goods. Charles I and His Art Collection, London 2006, S. 107–145.
16 Diese Verkaufsaktion zerschlug einerseits eine der großen Europäischen Kunstsammlungen des 17. Jahrhunderts, führte
aber andererseits, entgegen den kulturpolitischen Ambitionen des Cromwell-Regimes, gleichzeitig zu einem gesteigerten
Interesse und äußerst regen Markt für internationale Kunst in England. Vgl. Brotton 2006 (Anm. 15). Einen
differenzierten Überblick über die vielfältigen Kunstgüter, die dabei zum Verkauf standen, gibt: Arthur MacGregor
(Hg.), The Late King’s Goods. Collections, possessions and patronage of Charles I in the light of Commenwealth sale inventories,
London/Oxford 1989.
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Europäische Museumskultur um 1800, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Subtitle
- Europäische Museumskultur um 1800
- Volume
- 2
- Author
- Gudrun Swoboda
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 264
- Category
- Kunst und Kultur