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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Volume 2
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Page - 442 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Volume 2

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442 Patz Schulzimmer setzte und in der Öffentlichkeit präsentierte Klassifikation konnte übersichtlich und kurzge- fasst Nähe, Angrenzendes und Auseinanderliegendes sowie Passagen und Parcours des möglichen Besuchers vorab abbilden. Bei Mechel erweist sich das Register der Maler mitsamt der Anzahl ihrer jeweiligen Ge- mälde als alphabetischer Katalog am Ende seines Katalogs. Dabei verweisen die angege- benen Seitenzahlen und die jeweiligen Bildnummern der Gemälde auf ihre Situierung in- nerhalb des Systems der Schulen im Sammlungskatalog. Ihm liegt ein räumliches Schema zugrunde, so dass der Benutzer mithilfe der nachgeordneten auffaltbaren Kupferstichtafel (Abb. 4) mit den Grundrissen der beiden Geschoße des Belvedere und der Angabe der na- tionalen und lokalen Malerschulen sowie teilweise der Hauptmeister in die Lage versetzt wird, die Gemälde aufzusuchen und anhand der beigefügten Raum- und Bildnummer zu reidentifizieren. Gleichsam als vorweggenommener Rundgang durch die Bildergalerie lässt sich Me- chels Zusammenfassung seiner kunstgeschichtlichen Konzeption der Sammlung nach Schulen begreifen; zwischen Vorbericht und eigentlichem Sammlungskatalog werden in einer von Mechel festgelegten Reihenfolge die einzelnen Gemäldesäle und Kabinette mit- samt ihrer Hauptmeister und vereinzelt der dort ausgestellten Werke vorgestellt. Eine re- gistrierende Bestandsaufnahme der ausgestellten und im Katalog erfassten Gemälde bilde- te Mechel in seiner Publikation ferner in Form von summarischen Listen ab. Diese enthal- ten die entsprechenden Zuweisungen der in den einzelnen Zimmern vorhandenen Gemälde und ihre Erfassung als Quantitäten eines insgesamt italienische, niederländische, altniederländische und deutsche Gemälde umfassenden Bestandes und ihrer Meister, der in diesen Zuordnungen letztlich abhängig von dem übergeordneten taxonomischen Ord- nungssystem der Schulen war. Die Systematik und der genaue Standort der Aufstellung des Bestandes erschließt sich über ein Zahlensystem: „Von jeder Hauptabtheilung sind die Zimmer besonders numerirt worden, nämlich unten auf jeder Seite von I bis VII und oben von I bis IV. Eben so fängt auch die Numerierung der Gemälde mit jedem Zimmer aufs neue an, nämlich N°. I. bey der Eingangs- und die letzte Numero bey der Ausgangsthüre. Diese N° sowohl als der Name des Künstlers finden sich auf einen, vergoldeten Schilde an dem obern Theil der Zierrahme jedes Gemäldes angeschrieben, und dieses alles stimmet mit dem gegenwärtigen Verzeichniß überein, wodurch für jede Art Liebhaber Bequemlich- keit und Erleichterung ist erzielet worden.“19 Mechels Analogie zur Bibliothek wurde erkannt und ambivalent beurteilt. Sein Kritiker, der Kunstkenner, Theologe und Malerdilettant Johann Sebastian Freiherr von Rittershau- sen, hat nur wenige Jahre später einen Alternativkatalog bzw. den von Mechel angekün- digten aber ausstehenden catalogue raisonné zur Wiener Gemäldegalerie verfasst und führt den Vergleich gleich mehrfach ad absurdum: „Endlich sollen die Namen der ‚Haupt- fächer‘ oben an den Thoren, die ‚Nebenfächer‘ durch grosse Titel an den Wänden ange- macht werden, wie in wohl eingerichteten Büchersäälen die Fächer der Wissenschaften, daß auch derjenige, der kein Kenner ist, schnell einen klaren Begriff von der Gradation der Kunst erhält: aber die Schilde an dem Rahm sollten weg bleiben, und doch die Namen der Meister niemand aufgedrungen werden. Oder wenn man je will dem Liebhaber die erklär- ten und entschiedenen Meister oder die Manieren ihrer Schulen besser begreiflich ma- chen; so weise man sie an ein Verzeichnis, mit dem der Galleriewärther die Gäste bedie- nen mag: man bedenke doch: daß eine Bildersammlung keine Apothecke seye, wo jede Büchse [...] mit ihrer Rubrick gesunde Augen quält: ‚das Gemälde keine verschlossene Bü- cher seyen, welche auf dem Rücken ihre Authoren tragen‘ [Herv. d. Verf.]: [...].“20 Tatsächlich bildeten die von Mechel durch Namensnummernschilder am oberen Teil des Rahmens ausgewiesenen Gemälde eine optische Einheit. Während die Nummer auf dem Schild eine Mittlerfunktion zwischen dem ausgewählten Gemälde und dem Katalog
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Europäische Museumskultur um 1800, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Subtitle
Europäische Museumskultur um 1800
Volume
2
Author
Gudrun Swoboda
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
264
Category
Kunst und Kultur
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums