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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Volume 2
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451 Patz Schulzimmer Das Konzept der Hängung Mechels, das nationale Schulen zusammenfasste und in einzel- nen Räumen separierte, die Gemälde weiterhin mit einheitlichen Rahmen versah und durch Beschriftungen kennzeichnete, basierte auf dem Schulmodell in der Kunstgeschichte und auf den erworbenen Seherfahrungen anhand der Graphiksammlungen. Die Systematisierung von Gemälden und Kunstgegenständen nach geographisch- chronologischen Gesichtspunkten setzte sich sukzessive in den europäischen Museen als Standard durch. Die Diskussionen um die Einrichtung der National Gallery in London Mit- te des 19. Jahrhunderts zeigen allerdings auch, dass zwei weitere Modelle älterer Herkunft ebenfalls noch präsent waren: das dekorative Prinzip, also jene dem Auge wohlgefällige äl- tere Hängungsweise, deren Vertreter Mechels Neuordnung als Galeriemord bezeichneten, sowie Bilderhängungen, die für die Ausbildung der Künstler nach eher inhaltlich-motivi- schen Kriterien zusammengestellt waren. In einer handbuchartigen Zusammenfassung der unterschiedlichen Ordnungsprinzipien einer Bildergalerie mit Blick auf die Diskussion der Neuordnung der National Gallery durch Charles Eastlake und die Förderung des Mu- seumsbaus im Rahmen des Museums Act (1845) nennt der Autor die Vor- und Nachteile dieser drei unterschiedlichen Galerietypen: „The miscellaneous arrangement of a collec- tion is certainly the most common as well as the most gratifying to the public; it is, per- haps, less wearisome than the grouping by classes of subjects; which is the most valuable to the real student of art, because he finds, close together, specimens of the different modes of representing nature that have been adopted by his predecessors. Sir C.L. East- lake however, has expressed his opinion that the division of pictures by schools is the best, and this obtains very much upon the Continent, particularly in Germany. It is certainly the best for the amateur, who is insensibly taught the distinctions between the schools, and for the connoisseur, who learns to guess tolerably correctly the painters in particular styles; and it is desirable for the historian of art, as it saves the trouble of collecting his data; that is to say, as far as it can be carried, for there is no critical giant to say, ’that is, and that is not, a school,’ of the pictures painted up to the present time; and in addition to this diffi- culty, is that of the spectator being obliged to see contemporaneous schools in succession. Besides these objections, others might be adduced, such as, the place of some painters, and of capricious works of others, yet the greatest will probably be, the admission of rub- bish into a gallery arranged by schools, on the ground, that ‚many works are valuable from their antiquity, others as specimens of art; this applies to all collections of art; in order to have a complete history, a gallery must begin with the rudest specimens of all schools.“53 Die Präsentation nach Schulen trägt deutlich dialektische Züge. Zum einen verlangt sie zur Komplettierung des Bestandes nach Ergänzungen mit Anspruch auf eine enzyklopädi- sche Präsentation der kanonischen Schulen, zum anderen befindet sich der eigene Natio- nalstil nunmehr im Wettbewerb mit anderen. Infolge der Neuordnung traten häufig erst die gravierenden Lücken im Bestand einer Sammlung zu Tage. In Wien war beispielsweise die Präsentation der Florentiner Schule sowohl vom Bestand her unzureichend als auch in der Hängung durch die Leerstellen ästhetisch wenig überzeugend, so dass diese Mängel erst durch einen Bildertausch mit Florenz teilweise ausgeglichen werden konnten.54 Vor al- lem aber waren die Bemühungen Mechels geprägt von der Konstruktion einer deutschen Schule. Aus der chronologisch geordneten Geschichte der Entstehung und des Wachs- tums der Habsburger Kunstsammlungen an den unterschiedlichen Herrschaftssitzen ent- wickelt Mechel nicht nur eine Sammlungsgeschichte, sondern synchronisiert mit ihr die Entwicklung der deutschen Malerschule. Obgleich Roger de Piles in seinem Abrégé de la vie des peintres die deutsche Schule als Nationalstil aufnahm, waren für andere die Kriteri- en für eine Schulbildung nicht gegeben. Johann Georg Sulzer hat sich in seiner Allgemei- nen Theorie der Schönen Künste (1771) unter dem Lemma ‚Deutsche Schule (Zeichnende Künste)‘ dazu eher polemisch geäußert: „Weil aber selten drei oder vier deutsche Maler
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Europäische Museumskultur um 1800, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Subtitle
Europäische Museumskultur um 1800
Volume
2
Author
Gudrun Swoboda
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
264
Category
Kunst und Kultur
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