Page - 482 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Volume 2
Image of the Page - 482 -
Text of the Page - 482 -
482
Gaehtgens Auf dem Weg zur Kunstgeschichte
III. Der Katalog von Pigage und Mechel
Mit einem ganz anderen Konzept trat Nicolas de Pigage (1723–1796), Hofarchitekt des
Kurfürsten Carl Theodor, auf den Plan.11 Sein Projekt sollte nicht allein die Wiedergabe der
Gemälde in der Bildergalerie umfassen, sondern alle Schlösser und Gärten des Kurfürsten
abbilden. Hierfür holte sich Pigage den Basler Kupferstecher Christian von Mechel (1737–
1817) zu Hilfe.12 Von diesem weit umfangreicheren Unternehmen ist nur der Katalog der
Bildergalerie zustande gekommen (Abb. 8). Pigages und Mechels Konzept unterschied
sich grundsätzlich von dem Krahes.
Krahes Vorhaben zielte auf die möglichst genaue Reproduktion der einzelnen Gemäl-
de, deren Komposition und künstlerische Handschrift von den Betrachtern studiert wer-
den sollten. Mit der Herausgabe eines solchen Werkes des Akademiedirektors sollten Vor-
lagen zur Verfügung stehen, die den Studierenden der Malerei, aber auch einem weiteren
Kreis von Kunstinteressierten dienen konnten. Von dieser Vorstellung setzte sich der Kata-
log von Pigage und Mechel grundlegend ab. Ihr Werk beinhaltete im ersten Band einen
Katalog. Alle Bilder werden mit den technischen Daten und ausführlichen Kommentaren
vorgestellt. Der zweite Band enthält Kupferstiche, die zunächst Grundriss und Aufriss des
Galeriegebäudes wiedergeben. Es folgen die allegorischen Gemälde von Karsch im Trep-
penhaus und endlich die Wände mit den Gemälden in allen Sälen. Man kann die Bilder
identifizieren, zumal jeweils auf den Rahmen Katalognummer und Name des Malers ver-
zeichnet sind. Allerdings ist eine künstlerische Vorstellung von den Gemälden wegen des
kleinen Formats der Stiche selbst nicht zu gewinnen.
Die beiden Unternehmen von Krahe einerseits und Pigage und Mechel andererseits
waren also sehr unterschiedlich. Krahe war über den Katalog von Pigage und Mechel nicht
erfreut, und zwischen ihm und seinen Konkurrenten entstand Streit. Es ging einerseits da-
rum, dass Krahe sein Unternehmen finanziell als gefährdet ansehen musste. Es war kaum
anzunehmen, dass sich Käufer für beide kostspielige Publikationen finden lassen würden.
Abb. 8
Titelseite. Probedruck für Nicolas de Pigage
und Christian von Mechel, La galerie
électorale de Dusseldorff ... (Basel 1778).
Los Angeles, Getty Research Institute
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Europäische Museumskultur um 1800, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Subtitle
- Europäische Museumskultur um 1800
- Volume
- 2
- Author
- Gudrun Swoboda
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 264
- Category
- Kunst und Kultur