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Die Erforschung des Gräberfeldes von Kleinhadersdorf 29
wesentliche Funde, ein Rest eines Fundamentgräbchens und
fünf Pfostengruben dokumentiert wurden (Verf. 62–80).
Die vorwiegend am Ostrand der erstgenannten Fläche
gelegenen Bestattungen wiesen erstmals auch reichere kera-
mische Beigaben auf. Es war zu bemerken, dass diese tiefer
unter der heutigen Oberfläche lagen, als die beigabenarmen
Bestattungen. Hier befand sich auch die einzige vertikale
Überlagerung von Körperbestattungen dieses Gräberfel-
des. Das Kleinkind Grab Verf. 67-1 wurde über dem reich
ausgestatteten Jugendlichen Grab Verf. 67-2 begraben. Der
Erwachsene Grab Verf. 79 war ebenfalls mit zahlreichen
Beigaben versehen, darunter eine in zwei Teile zerbrochene
Dechsel, was zusammen mit Dislozierungen im Skelettbe-
reich auf eine sekundäre Störung hinweist.
Grabung 1991:
Der schmale Zwischenbereich der Parzellen 1383 und
1384/1–3, der aus technischen Gründen in der dichtesten
Gräberzone unausgegraben verblieben war, bildete das Ziel
der abschließenden Arbeiten 1991. Seine Länge betrug 35
m,
seine Breite zwischen 5 und 10
m. Auf dieser verhältnismä-
ßig kleinen Fläche konnten die Verfärbungen 81–92 freige-
legt werden. Erneut handelte es sich sowohl um erhaltene
Körpergräber als auch um verackerte Reste weiterer Objek-
te; in einem Fall konnte eine Leichenbrandanhäufung fest-
gestellt werden. Die Beobachtung, dass beigabenreichere
Bestattungen, insbesondere jene mit Keramiken, tiefer in
den Untergrund reichten als spärlicher ausgestattete Grä-
ber, konnte bestätigt werden. Das interessanteste Grab die-
ser Kampagne – und eines der am besten ausgestatteten Grä-
ber überhaupt – lag in Verf. 81, sein beigegebener Schmuck
in Form gelochter Eberhauer, die einen Ring bildeten, blieb
unikat.
Grab Verf. 91 sollte im August ergraben werden, wurde
aber unmittelbar vor der wissenschaftlichen Dokumentati-
on durch einen unsachgemäßen Eingriff von fremder Hand
weitgehend zerstört. Skelettreste und ein Spondylusröll-
chen konnten noch geborgen werden.
3.3 Versuch der Rekonstruktion des Gräberfeldplanes von
1931 im Bezug zu den „alt ausgegrabenen“ Grabgruben
(Typ A1 und B1) der Ausgrabungen von 1987 und 1988
(Eva Lenneis)
Bei der Wiederaufnahme der Untersuchungen durch das
Bundesdenkmalamt an dem Gräberfeld von Kleinhaders-
dorf unter der Leitung von Christine und Johannes-Wolf-
gang Neugebauer kamen in den ersten beiden Kampagnen,
1987 und 1988, zahlreiche Spuren der alt ausgegrabenen
Gräber zutage. Die Hoffnung, diese alten Grabspuren ein-
deutig mit 1931 geborgenen Gräbern identifizieren zu kön- nen, erfüllte sich leider nur teilweise. Die damals übliche
Dokumentationsweise der Grabbefunde und deren Lage
(siehe Grabbeschreibungen) erlaubt heute nur mehr eine
Rekonstruktion mit einem unterschiedlich hohen Grad an
Wahrscheinlichkeit.
J. Bayer hat zur Lage der einzelnen Gräber zwei einan-
der weitgehend ergänzende, teilweise aber auch widerspre-
chende Angaben hinterlassen:
1. Bei fast jedem Grab gibt es Maßangaben der Entfernung
von je zwei Pflöcken (a–f) über Distanzen von bis zu fast
25
m (!) – siehe Grabbeschreibungen.
2. In seinem Grabungstagebuch (Blaues Heft 25)29 findet
sich auf Seite 24 ein „Plan des Gräberfeldes“ (Abb.
12),
auf dem diese Bezugspunkte (Pflöcke a–f) ebenso einge-
tragen sind wie die ungefähre Position der Gräber. Diese
Skizze findet sich in einer Umzeichnung, allerdings
ohne Angabe der Messpunkte, in der ersten Publikation
über das Gräberfeld (Abb.
13)30.Das sieht zunächst alles
ganz gut aus, doch der Wurm liegt wie immer im Detail.
Man kann wohl zurecht davon ausgehen, dass die Skizze
die Umrisse des Ackers des Herrn Muck darstellt, dem
heute die Parzelle 1385 entspricht. Doch bereits die An-
gabe der Breite dieses Ackers mit 16,7 m stimmt nicht
mit der heutigen Realität überein, weswegen ich den
Messpunkt „b“ 70 cm nördlich der heutigen Parzellen-
grenze eingetragen habe.
Zahlreiche Versuche, von Messpunkten b – e – f auf der
heutigen Grenze zwischen den Parzellen 1385 und 1384/3
zur Ermittlung der Lage der Gräber auszugehen, führten zu
keinen überzeugenden Ergebnissen. Insbesondere die ur-
sprüngliche Annahme, dass analog zur Angabe der Distan-
zen zwischen den Punkten a – c – d von je 20
m an der süd-
lichen Parzellengrenze (zwischen den Parzellen 1385 und
1386) auch die Punkte b und e 20 m voneinander entfernt
sein müssten, erwies sich als falsch. Eine genaue Betrach-
tung der Skizze machte klar, dass die Messlinie c – e ebenso
wie die Messlinie d – f jeweils in einem rechten Winkel zur
südlichen Parzellengrenze bzw. der Linie a – c – d angelegt
worden waren. Nimmt man nun auch als Entfernung der
Punkte c – e und d – f jeweils die angeführten 16,7 m so
kommt man auf eine Messlinie parallel zur heutigen Parzel-
lengrenze, die auf Abb.
14 strichliert eingetragen ist.
Von den so ermittelten Messpunkten a–f habe ich nun
auf einem Plan im M. 1:200 mit einem Zirkel die von J. Bay-
er bei den einzelnen Gräbern angeführten Distanzen aufge-
tragen und die Schnittpunkte auf Abb. 14 als schwarzen
29. Frau Dr. Angelika Heinrich möchte ich sehr herzlich für ihre Hil-
fe bei der Einsichtnahme in diese wichtigen Dokumente danken.
30. Lebzelter, Zimmermann 1936, Abb.
6.
Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
- Title
- Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
- Authors
- Christine Neugebauer-Maresch
- Eva Lenneis
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-7598-8
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 406
- Keywords
- Neolithic, LBK, cemetery, archaeology, prehistory, Kleinhadersdorf, Lower Austria, Neolithikum, Linearbandkeramik, Archäologie, Urgeschichte, Gräberfeld, Kleinhadersdorf, Niederösterreich
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen