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Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
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Page - 81 - in Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf

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Auswertung 81 in fixierten Teil am rechten Unterarm (Verf. 79 – Tafel 46/ Fund-Nr. 4a), während der abgebrochene Schneidenteil – vielleicht nicht ganz beabsichtigt – vor dem Becken zu lie- gen kam (Tafel 46/Fund-Nr. 4b). Es ist jedoch auch nicht auszuschließen, dass die Dechsel absichtlich eventuell ritu- ell gebrochen wurde, wie dies bei zwei in anpassende Teile gebrochenen Dechseln in Grab 57 von Vedrovice vermutet wird131. Nur für das Gräberfeld Vedrovice gibt es den Versuch, aufgrund der Lage der Dechseln auch jene der Schäftungen zu rekonstruieren, wobei letztere weit überwiegend auf oder unter dem Leichnam gelegen wären132. Die Dechsel- klingen selbst lagen hinter dem Rücken oder im Bereich der Hände vor dem Körper, also weitgehend ähnlich jenen von Kleinhadersdorf. Die Deponierung im Bereich der Hände von Kindern ist auch aus Essenbach-Ammerbreite zweifach nachgewiesen, die beiden Dechseln der Männer fanden sich dort vor dem Bauch und im Nacken133. Bei den anderen bay- erischen Nekropolen waren sowohl Dechseln als auch Flachbeile vom Becken aufwärts nahezu in allen Lagen bis über den Kopf zu finden, wobei die Schneiden zum oder vom Körper weg wiesen134. Auch in Niedermerz lagen die Steinartefakte seitlich oder direkt am Oberkörper135, wäh- rend in Nitra der Bereich hinter dem Rücken, oberhalb des Kopfes und bei den Händen vor dem Gesicht nur wenig für die Niederlegung der Dechseln genutzt worden sein dürfte, die meisten Stücke fanden sich vor dem unteren Körperteil rund um die angehockten Beine136. Es hat somit den An- schein, dass es keine festen Regeln für die Deponierung die- ser Geräte gab, bei Kindern könnte – wie in Kleinhadersdorf und Essenbach-Ammerbreite zu sehen – der Bereich der Hände als besonders geeignet gegolten haben. Silices waren in unterschiedlichen Lagen bei Männern, Kindern und einer Frau zu finden. Bei letzterer lag ein Klin- genstück mit Lackglanz im Halsbereich (G. 1c / Fund-Nr. 10 – Tafel 1 und 4). Das Objekt gehört nach I. Mateiciucová (siehe Kapitel 5.2.3.2 – Tabelle  22) zu der Gruppe der „uni- versalen Messer“. Weitere Exemplare dieser Geräte eben- falls mit Lackglanz fanden sich bei einem Mann in unmittel- barer Nähe der rechten Hand vor seinem Gesicht zusammen mit einem Knochenpfriem (Verf. 17 / 5, 6, 7 – Tafel 19). Stü- cke ohne Lackglanz lagen bei einem anderen Mann hinter dessen Rücken und sehr nahe davon im Brustbereich, da- 131. Podborský 2002b, 332. – Ondruš 2002, 57, Abb.  57 132. Salaš 2002, 201 Abb.  3. 133. Brink-Kloke 1990, 436. 134. Nieszery 1995, 109 und 108 Abb.  62/4, 5. 135. Dohrn-Ihmig 1983, 70. 136. Pavúk 1972, 56 Abb.  39. oder Nitra, fehlt diese Beigabenkategorie130. Aus dieser eben gegebenen, sicher nicht ganz vollständigen Übersicht zeigt sich sehr deutlich, dass in den meisten LBK-Nekropolen die mit Abstand häufigste Lage der Reibplatten jene im Umfeld des Kopfes ist. Letztere findet sich aber in Kleinhadersdorf nur bei zwei der zehn in situ dokumentierten Reibplatten. Die hier so beliebte und in sechs Fällen festgestellte Lage hinter dem Rücken ist in nur wenigen anderen LBK-Grä- berfeldern und dort nur ausnahmsweise, d.  h. jeweils einmal zu finden (Aiterhofen, Sengkofen, Sondershausen – siehe oben). Die in Kleinhadersdorf immerhin zweimal festge- stellte Deponierung im Bereich der Beine ist nur noch bei einem Kind aus Sondershausen belegt (SO 10 – siehe oben). In Kleinhadersdorf wurden insgesamt 20 Dechseln und fünf Flachbeile gefunden, aber nur acht Dechseln und ein Flachbeil sind in ihrer genauen Lage im Grab festgehalten. Von diesen in situ dokumentierten Dechseln lagen wieder- um drei hinter dem Rücken, einer bei einem Jugendlichen (Verf. 67-2 – Tafel 40) und zwei bei erwachsenen Männern (G. 1a – Tafel 1; Verf. 81 – Tafel 50). Ein vierter fand sich ebenfalls hinter dem Körper, aber hinter den Füßen (Verf. 17 – Tafel 19). Weitere Stücke lagen vor dem Körper am rechten Ellbogen (Verf. 39 – Tafel 29) sowie in zwei anpassenden Teilen auf dem rechten Unterarm und vor dem Becken (Verf. 79 – Tafel 46). Nur bei zwei Kindern (G. 9 – Tafel 10; Verf. 22 – Tafel 21) fand sich jeweils eine Dechsel sowie bei einem weiteren ein Flachbeil vor dessen Gesicht (G. 3? – Tafel 6; Dokumentation etwas unklar). Bei der Lage aller dieser Geräte ist zu berücksichtigen, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit geschäftet in das Grab gelegt wurden. Man sollte daher bei jedem dieser Stücke bedenken, dass die Schäftung ebenfalls Platz benötigte. Bei der Niederlegung der Dechseln in den Gräbern von Kleinhadersdorf dürfte der Raum jeweils hinter dem Rücken dafür als besonders günstiger Platz angesehen worden sein, ebenso wie der Be- reich vor dem Gesicht der Kinder, wo neben den Dechseln bzw. den Flachbeilen auch andere Objekte (Keramik, Klopfstein, Knochenpfriem) deponiert wurden. Die Lage vor dem Körper zweier erwachsener Männer ist da schon etwas schwieriger zu deuten. Bei der Dechsel am rechten Ellbogen eines Mannes ist vorstellbar, dass das Schaftholz um und unter seinem rechten Arm gelegen war. Der Bruch des in zwei anpassenden Teilen gefundenen Stückes aus Grab Verf. 79 ist derart, dass ein „Unfall“ während der Grablegung möglich wäre. Die Niederlegung erfolgte wohl ähnlich wie bei dem zuvor beschriebenen Stück, doch blieb nach dem Bruch vermutlich nur die Schäftung mit dem dar- 130. Jeunesse 1997, 130. – Price et al. 2003, 28. – Pavúk 1972, 69, Abb.  46.
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Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
Title
Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
Authors
Christine Neugebauer-Maresch
Eva Lenneis
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7001-7598-8
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
406
Keywords
Neolithic, LBK, cemetery, archaeology, prehistory, Kleinhadersdorf, Lower Austria, Neolithikum, Linearbandkeramik, Archäologie, Urgeschichte, Gräberfeld, Kleinhadersdorf, Niederösterreich
Categories
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