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Christine Neugebauer-Maresch, Eva
Lenneis96
erlauben keine nähere Bestimmung. Die beiden dünnwan-
digen Fragmente des verzierten Gefäßes zeigen den kleinen
Teil eines Flachbodens, oberhalb dessen eine fein eingeritz-
te, kurvilineare Verzierung zu erkennen ist. Die Formung
des Gefäßteiles und die Ausführung der Verzierung sind in
der gesamten jüngeren LBK möglich, m. E. innerhalb der
fortgeschritteneren Entwicklung wahrscheinlicher.
Verfärbung 32 – Körpergrab (A), Grabsohle, Tafel 26:
32/2–1
Dieses kleine Beigabengefäß entspricht sowohl in seiner
Formgebung als auch im Dekor den wesentlichen Merkma-
len des Šárka-Typus, weist aber in der konkreten Ausfüh-
rung recht eigenwillige Züge auf. So lässt die Formgebung
nur ansatzweise die birnförmige Gestalt erkennen, ähnlich
wie dies auch bei anderen Šárka-Gefäßen aus dem nördli-
chen Niederösterreich188 oder aus Mähren189 der Fall ist. Das
vierlinige Randband in Kombination mit einem zweilinigen
Winkelband ist dem Motivschatz der Notenkopfkeramik
geläufiger als jenem des Šárka-Typus, doch die Unterbre-
chung der Linien mit kleinen, tropfenartigen Grübchen in
senkrechter Reihe untereinander spricht eindeutig für letz-
teren, auch wenn die Zahl der Grübchen ganz ungewöhn-
lich gering ist. Dementsprechend ist dieses Gefäß der mähri-
schen Phase III zuzurechnen.
Verfärbung 37 –– Brandgrab (A – Br.), Tafel 28: 37/3–1,
2, 3
Aus der Füllerde dieses Brandgrabes wurden die Reste von
insgesamt vier Gefäßen geborgen, von einem nur ein klei-
nes, unverziertes Wandstück (37/3–4 o. Abb.). Das zweite
unverzierte Gefäß zeigt deutlich die markante späte Birnen-
form mit abgesetztem Rand (37/3–3). Von einem verzierten
Gefäß ist nur eine Wandscherbe vorhanden (37/3–1). Der
relativ stark vegetabiliengemagerte Ton sowie die 2 mm
breiten, im Profil U-förmigen Rillen des dreilinigen Zier-
bandes legen eine Datierung in die ältere LBK (mährische
Phase I) nahe, was zu den übrigen keramischen Resten des
Befundes nicht so recht passen will. So ist das zweite ver-
zierte und weitgehend rekonstruierbare Gefäß (37/3–2) so-
wohl aufgrund seiner Form als auch seiner Verzierung in die
mittlere Stufe der Želiezovce-Gruppe zu datieren190, was
mit dem kleinen unverzierten Gefäß konform geht. Die
Grabfüllung ist damit m.
E. der mährischen Phase III zuzu-
ordnen, das einzelne altbandkeramische Wandstück ist
188. Lenneis 1977, Tafel 64: Straning; Tafel 69: Breiteneich.
189. Vencl 1961, Abb.
19/35 – Mohelnice.
190. Pavúk 1969, 327 Abb.
41/4 u. v.
a.
einem Fall mit einem einfachen Winkelband (27/2–1), ein-
mal mit einem zweifachen Winkelband (27/1–8) und im
dritten Fall mit einem etwas unregelmäßigen Gittermuster
(27/1–3) kombiniert. Die Motive und die recht präzise Aus-
führung dieser Verzierungen entsprechen dem „klassi-
schen“ Notenkopfdekor, wie er ab der Phase II a in Mähren
und gleichzeitig auch in der Slowakei in vielfacher Weise
vorkommt. Selbst das Gittermuster ist bereits aus der
mährischen Phase II a belegt183. Einer Zuordnung in diesen
frühen Abschnitt der Phase II stellen sich aber zwei kleine,
eher unscheinbare Wandstücke entgegen, die ganz klar die
Zierweise der frühen Želiezovce-Gruppe zu erkennen ge-
ben: das fein eingeritzte, dreilinige Band mit alle drei Linien
verbindender Kerbe (27/1–9 und 27/2–5). Beide Stücke be-
sitzen zahlreiche Entsprechungen in der älteren Stufe der
Želiezovce- Gruppe, für die auch die Kombination mit Ge-
fäßen mit Notenkopfdekor noch typisch ist184. Insgesamt
ergibt sich daraus eine Datierung dieses Keramikensembles
an das Ende der Phase II der mährischen LBK, Phase II c
nach Čižmář.185
Verfärbung 28 – Grube ohne Skelettreste/Leergrab (B);
Tafel 22: 28/1–1, 2
Von den beiden kleinen Gefäßfragmenten ist ein Wandstück
eindeutig als Grobkeramik, sowohl aufgrund der Tonmage-
rung als auch durch den Dekor mit einer plastischen Leiste,
zu klassifizieren. Eine genauere Phasenzuordnung ist nicht
möglich. – Das zweite, feinkeramische Stück weist einen
nur oberflächlich eingeritzten Liniendekor auf, dessen Mo-
tiv nicht mit Sicherheit zu bestimmen ist. Es könnte sich um
ein kleines Stück jenes metopenartigen Dekors handeln, wie
er ab der mittleren oder zweiten Phase der Želiezovce-
Gruppe vorkommt186, oder um den Ansatz eines Winkel-
bandes an das umlaufende Randband (dazu wäre das Objekt
28/1–2 um 180° zu drehen) im gleichen chronologischen
Umfeld187. Eine Datierung an das Ende der Phase II/Beginn
Phase III a nach der mährischen Chronologie ist wahr-
scheinlich.
Verfärbung 29 – Körpergrab (A), aus Grabfüllung, Tafel
25: 29/3–2
Aus dem Füllmaterial dieses Grabes wurden die Reste zwei-
er Gefäße in Form von je zwei kleinen Wandstücken gebor-
gen. Die Reste des unverzierten Gefäßes (29/3–1 o. Abb.)
183. Čižmář 1998, 113 Obr. 4/4.
184. Pavúk 1969, 282 Abb.
12, 322 Abb.
36/1.
185. Čižmář 1998, 134 Tab. 1, 139.
186. Pavúk 1972, 77 Abb.
47/5.
187. Pavúk 1969, 327 Abb.
41/1.
Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
- Title
- Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
- Authors
- Christine Neugebauer-Maresch
- Eva Lenneis
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-7598-8
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 406
- Keywords
- Neolithic, LBK, cemetery, archaeology, prehistory, Kleinhadersdorf, Lower Austria, Neolithikum, Linearbandkeramik, Archäologie, Urgeschichte, Gräberfeld, Kleinhadersdorf, Niederösterreich
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen