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Auswertung 99
kleinen Notenkopf an einem Ende. Das Ziermotiv und seine
Ausführung hat mehrere Entsprechungen in der mähri-
schen Phase I b, der kleine Notenkopf weist auf eine Zuord-
nung in deren späten Abschnitt: I b2207. Das gesamte Kera-
mikensemble weist in seinen heterogenen Zügen jene
Merkmale auf, die anhand von Siedlungsfunden aus Nieder-
österreich als typisch für die Übergangsphase der älteren
zur jüngeren LBK definiert werden konnten208. Es ist jeden-
falls deutlich älter als jenes der Grabfüllung der darüberlie-
genden Bestattung 67-1.
Verfärbung 68 – verackerte Reste eines alt ausgegrabe-
nen Grabes (C), Tafel 44: b. 68–1, 2, 3, 4
Diese letzten Reste eines ehemaligen Grabensembles sind
recht schwierig zu beurteilen. Es handelt sich um die Reste
von vier Gefäßen, von diesen weisen das große unverzierte
Gefäß (b. 68–1) und zwei verzierte Fragmente (b. 68–2)
Spreumagerung auf, bei den Resten der anderen beiden ver-
zierten Gefäße fällt die Kombination von verhältnismäßig
breiten Zierrillen mit je einem Notenkopf auf. Aufgrund
der eben aufgelisteten Merkmale sind diese Gefäßreste m.
E.
am ehesten der frühen mährischen Phase II a zuordenbar.
Verfärbung 69 – Körpergrab (A), Grabsohle, Tafel 43:
69/3–1
Die unvollständigen Reste dieser kleinen Butte befanden
sich in zerscherbtem Zustand vor der Bestattung und konn-
ten zu Oberteil und Halspartie des Gefäßes zusammenge-
fügt und ergänzt werden. Der Ton ist spreu- und steinchen-
gemagert, die Verzierung in 2 mm breiten, im Querschnitt
U-förmigen Rillen ausgeführt. Als Ziermotiv ist nur rektili-
nearer Dekor in Form eines vermutlich dreimal angebrach-
ten Mäanders zu sehen (infolge der Rekonstruktion nicht
genau zu beurteilen), wahrscheinlich nur zweimal ergänzt
durch ein zweiliniges Sekundärmotiv von senkrechten Lini-
en. Von den drei erhaltenen Grifflappen sind zwei innerhalb
des Sekundärmotivs, der dritte zwischen den Mäandern an-
gebracht (korrekte Ergänzung?). – Die Komposition des
Dekors ist für die Gefäßform Flasche/Butte in altbandkera-
mischem Zusammenhang, wie er durch Tonqualität und
Ausführung der Verzierung nahegelegt wird, sehr unge-
wöhnlich. Die beste Entsprechung für die Gesamtgestal-
tung der Verzierung findet sich daher auch auf einem alt-
bandkeramischen Kumpf aus Žopy in Mähren209. Rein
mäandroider Dekor als Hauptmotiv auf Flaschen und But-
ten, allerdings in Kombination mit einlinigen Randbändern
207. Čižmář 2002, 186 Abb.
13.
208. Kowarik 2010. – Lenneis 2010c.
209. Tichý 1960, 421 Obr. 7/3.
für eine frühe Datierung innerhalb der mährischen Phase II
a, also im Sinne von Čižmář für eine Zuordnung zur Pha-
se
II
a1.
Rötliche Verfärbung zwischen Grab 66 und 68 – vera-
ckerte Reste (C), Tafel 39: 66–68/1
Die Reste eines kleinen kugeligen Kumpfes sind aufgrund
der typischen Verzierung klar der mittleren Stufe der
Želiezovce-Gruppe205 und damit der frühen Phase III der
mährischen Chronologie zuzuordnen.
Verfärbung 67 – Körpergrab 67-1 (A), Planum 1–4, Tafel
41: 67-1/2–11, 67-1/5–8, 67-1/7–5
Aus der Grabfüllung von Planum 1–4 kommen einzelne,
durchwegs kleine Fragmente, die von insgesamt 8 Gefäßen
stammen, nur die Reste von drei dieser Gefäße geben mini-
mal Aufschluss über Form oder Dekor: Die kleine, extrem
flache Schale (67-1/2–11) ist in der gesamten LBK möglich,
die fein eingeritzten Zierrillen auf den beiden kleinen Wand-
scherben (67-1/5–8) weisen auf die jüngere LBK (mährische
Phase II + III), die kleine Schnuröse kommt in der böhmi-
schen LBK vereinzelt in der Phase II a, ab der Phase II c mit
steigender Frequenz bis in die Phase IV vor206, dies ent-
spricht der mährischen Phase II b–III. Die Keramik aus der
Grabfüllung gehört damit wohl insgesamt in die jüngere
LBK und dürfte frühestens aus der mährischen Phase II a
stammen.
Verfärbung 67 – Körpergrab 67-2 (A), Planum 5–6, Tafel
40 und 42: 67-2/11–2, 67-2/12–1, 67-2/13–3, 67-2/14–4
Alle vier Gefäße befanden sich zwar geringfügig oberhalb
der Grabsohle, sind aber deutlich als intentionell deponierte
Beigaben zu erkennen. Von den beiden kleinen, vollständig
erhaltenen Schüsseln mit deutlich abgesetztem Flachboden,
die beide aus geringfügig vegetabiliengemagertem Ton ge-
fertigt sind, ist eine unverziert (67-2/11–2) und die zweite
weist 3 mm breite, senkrechte Zierrillen mit U-förmigem
Querschnitt auf. Die Formgebung des Gefäßes und die Ver-
zierung sind noch typisch altbandkeramisch und sicher spä-
testens der mährischen Phase I b zuzuordnen. – Der kleine
unverzierte Kumpf mit ebenfalls gut abgesetzter, ebener
Standfläche war fast vollständig erhalten, der Ton enthält
keine Spreumagerung (67-2/12–1). Von dem vierten Gefäß
war nur ein großes Fragment vorhanden. Es lässt deutlich
die Kumpfform erkennen und weist als Dekor ein großflä-
chig angelegtes Spiralmotiv auf, ausgeführt mit 2 mm brei-
ten, im Querschnitt U-förmigen Rillen mit einem einsamen,
205. Pavúk 1969, z.
B. Abb.
41/4.
206. Pavlů, Zápotocká 1978, 196 Fig. 20 – Typ P.
Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
- Title
- Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
- Authors
- Christine Neugebauer-Maresch
- Eva Lenneis
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-7598-8
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 406
- Keywords
- Neolithic, LBK, cemetery, archaeology, prehistory, Kleinhadersdorf, Lower Austria, Neolithikum, Linearbandkeramik, Archäologie, Urgeschichte, Gräberfeld, Kleinhadersdorf, Niederösterreich
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen