Page - 103 - in Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
Image of the Page - 103 -
Text of the Page - 103 -
Auswertung 103
men wurden allein jene Gräber gezählt, die einer Phase zu-
zuordnen waren. Bei Phase II a war die Datierung in die
Subphasen II a1 und II a2 nur neunmal möglich, fünf Grä-
ber können bloß der gesamten Phase II a zugewiesen wer-
den.
Zum Charakter der Keramik aus dem Gräberfeld
Kleinhadersdorf – Formen und Verzierungen
Wie die oben angeführten Zusammenstellungen aller er-
gänzbaren Gefäße nach Formen zeigen, ist die klar domi-
nante Gefäßform der kugelige Kumpf, und zwar in erster
Linie bei den verzierten Gefäßen. Bei den grundsätzlich
seltenen unverzierten Formen gibt es etwa ebenso viele un-
verzierte Schalen als unverzierte Flaschen. Die Flaschen/
Amphoren/Butten sind hier aber auch in verzierter Form
nur in wenigen Exemplaren vorhanden. In den oben immer
wieder zum Vergleich herangezogenen LBK-Gräberfeldern
scheint ihr Anteil durchwegs höher zu sein und sie werden
mehrfach als typisch für Männergräber angesehen. Wie
schon oben betont (Kapitel 5.2.2) ist in Kleinhadersdorf kei-
ne klare Relation zwischen Gefäßformen und Alter bzw.
Geschlecht der damit ausgestatteten Toten festzustellen.
Immerhin kommen aber vier der insgesamt acht Flaschen
bzw. Flaschenreste aus Männergräbern, zwei davon sind
verziert (69/3–1, G. 8/2) und zwei unverziert (57/4–2, 79/2–
1). Nur eine, allerdings die bei Weitem schönste und größte
Flasche stammt aus einem schon mehrfach wegen seines
Beigabenreichtums genannten Grab einer maturen Frau (G.
1c/19). Nur diese verzierte Flasche ist typologisch bereits
eindeutig der jüngeren LBK, und zwar der Phase II a2 (nach
der mährischen Chronologie) zuzuordnen (siehe oben),
während die übrigen vier verzierten Flaschen noch aus der
Endphase der älteren LBK in Niederösterreich, der Über-
gangsphase LBK I/II, stammen.
Die bei Weitem wichtigste Form für die verzierte Kera-
mik von Kleinhadersdorf ist – wie bereits erwähnt – der ku-
gelige Kumpf, 19 annähernd zu einem ganzen Gefäß rekon-
struierbare Exemplare dieser Form sind auf Abb. 33
zusammengestellt. Nur drei davon kommen aus zwei Män-
nergräbern (57/3–1; 57/8–7; 79/3–2), vier hingegen aus drei
Frauengräbern (G. 1c/2 + 12, G. 14/1, 32/2–1) und zwei aus
Gräbern von Kleinkindern (G. 3/2–1, 80/2–1). Bei den
Frauengräbern stellt diese Frequenz einen hohen Anteil dar.
– Zum Unterschied von den Flaschen sind die verzierten
kugeligen Kümpfe mit nur einer Ausnahme (G. 14/1) alle in
die jüngere LBK zu datieren, für die diese Gefäßform ja
auch grundsätzlich als wichtigster Verzierungsträger gilt.
Die Zusammenstellung der Gefäße dieser Art auf Abb. 33
erfolgte annähernd in chronologischer Reihenfolge, wobei
das älteste, noch in die Übergangsphase LBK I/II zu
Grab 11 – zerstörtes Körpergrab (A), Tafel 11: G. 11/1?-
2; G. 11/2?-1
Bei beiden Gefäßen könnte es sich um Reste von Beigaben-
gefäßen handeln, die aber wegen der unsicheren Dokumen-
tation des Befundes nicht als solche gezählt werden. Ein
Gefäßrest ungewisser Form (G. 11/1?-2) zeigt eine präzise
gestaltete Notenkopfverzierung mit im Querschnitt U-för-
migen (!) Rillen. Der kleine kugelige Kumpf mit deutlich
abgesetztem, ausladendem Rand (G. 11/2?-1) und vier ge-
genständigen flachen Knubben weist eine gleichartige Ver-
zierung auf. Die Kombination einer kugeligen Gefäßform
mit ausladendem Hals/Rand und derart gestaltetem Noten-
kopfdekor ist selten, aber in annähernd ähnlicher Form
auch aus der mährischen Phase II a2 belegt225.
Grab 14 – Körpergrab (A), Tafel 11: G. 14/(1)–1
Die Gefäßfragmente aus dem Nahbereich der Bestattung
ließen sich zu Ober- und Mittelteil eines erstaunlich dünn-
wandigen Kumpfes rekonstruieren. Dieser ist aus vegetabi-
lien- und schamottgemagertem Ton gefertigt, die Verzie-
rung – zwei konzentrische Kreise? – in breiten, im
Querschnitt U-förmigen Rillen ausgeführt. Alle diese
Merkmale indizieren eine Zuweisung zur Übergangsphase
LBK I/II in Niederösterreich.
Grab 17 – Doppelbestattung zweier Kinder (A), Tafel
13: G. 17–1, 2
Vermutlich in Zusammenhang mit dieser Doppelbestattung
wurden auch die Reste von zwei Kümpfen (?) mit Flachbo-
den geborgen, beide aus grob auch vegetabiliengemagertem
Ton gefertigt, einer mit einer Verzierung aus länglichen Ein-
drücken, die in vier Linien (?) angeordnet scheinen. Diese
Zierweise ist erst ab der frühen jüngeren LBK nachgewie-
sen, in annähernd vergleichbarer Form aus der mährischen
Phase II a1226.
Zusammenfassung
Die oben im Detail besprochenen keramischen Reste aus
den einzelnen Gräbern und Grabgruben ergeben aufgrund
der typologischen Analyse folgende Zuordnung zu den
LBK-Phasen nach der Chronologie der älteren LBK in Nie-
derösterreich und den LBK-Phasen der jüngeren LBK nach
der mährischen Chronologie (siehe nachfolgende Tabel-
le
17).
Eine über mehrere Spalten reichende Schattierung be-
deutet, dass das Fundensemble nur in den Zeitraum der so
angegebenen Phasen datiert werden kann. Für die Endsum-
225. Čižmář 1998, Obr. 5/5
226. Čižmář 1998, Obr. 4/8, 12
Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
- Title
- Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
- Authors
- Christine Neugebauer-Maresch
- Eva Lenneis
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-7598-8
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 406
- Keywords
- Neolithic, LBK, cemetery, archaeology, prehistory, Kleinhadersdorf, Lower Austria, Neolithikum, Linearbandkeramik, Archäologie, Urgeschichte, Gräberfeld, Kleinhadersdorf, Niederösterreich
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen