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Der Stoff, aus dem Konflikte sind - Debatten um das Kopftuch in Deutschland, Österreich und der Schweiz
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EINLEITUNG 15 basiert.6 Ebenso verfügt man in den Niederlanden über langjährige Erfah- rungen als multikulturelle und multireligiöse Gesellschaft, auch wenn dies seit der Ermordung des Filmregisseurs Theo van Gogh nicht mehr so selbstver- ständlich ist wie davor (Saharso/Lettinga 2008). Gleichzeitig existieren zahl- reiche institutionalisierte Konfliktlösungsmechanismen wie die erwähnte ›Gleichbehandlungskommission‹. Ähnlich wie die Niederlande gilt Großbritannien als ein multikulturelles Einwanderungsland und es existieren seit langem institutionalisierte Antidis- kriminierungsmechanismen, die in der Vergangenheit hauptsächlich auf Be- nachteiligungen auf Grund von ›Rasse‹ oder Geschlecht angewendet wurden. Zwar hat das Vereinigte Königreich, vor allem England, eine Staatskirche, gleichzeitig wird es als eines der säkularsten Länder Europas angesehen. Re- ligionsfreiheit als fundamentales Prinzip der liberalen britischen Demokratie gilt auch für alle anderen Religionen. Das Kopftuch ist für Schülerinnen und Lehrerinnen ebenso wie für andere Berufsgruppen im öffentlichen Dienst, z.B. Polizistinnen, grundsätzlich erlaubt. Für Richterinnen stellt sich die Frage nach Verbot oder Erlaubnis des Kopftuchs nicht, da sie aus Tradition bislang Perücken tragen. Anwältinnen müssen die Bedeckung vor Gericht unter Um- ständen auf Anordnung abnehmen.7 Die Schuluniformen britischer Schüler/ innen sehen Varianten vor, um den religionsspezifischen Bedeckungswün- schen von Mädchen und Jungen zu entsprechen. Letztendlich obliegt es den Schulleitern und -leiterinnen, über Ausnahmen und Modifikationen der Schul- uniform im Einzelfall zu entscheiden, wozu es amtliche Empfehlungen gibt.8 Der Fall ›Shabina Begum‹9 zeigte jedoch, dass auch im Klima von genereller Liberalität und Rechtspragmatismus Konfliktfälle auftreten können. Insbe- sondere seit 2006 werden in Großbritannien Niqab und Burka kontrovers diskutiert, meist jedoch als Zeichen der Abgrenzung und als Integrationshin- dernis abgelehnt (Kılıç 2008; Straw 2006). An dem grundsätzlichen Recht, ein Kopftuch zu tragen, wird auf den britischen Inseln jedoch nicht gezweifelt (siehe auch Fehr in diesem Band). 6 Institutionalisiert ist ein ›Säulenmodell‹ bestehend aus protestantischen, katho- lischen und neutralen, d.h. der Arbeiterbewegung zugehörigen Körperschaften. 7 Zum Umgang mit religiösen Bedeckungen in der Justiz/Anwaltschaft siehe die Empfehlung des ›Equal Treatment Advisory Committee‹ (ETAC) des Judicial Studies Board (JSB). Diese Empfehlung des justiziellen Selbstverwaltungsgre- miums ist sehr von Respekt gegenüber Religiosität und Multikulturalität gepräg- te. Abrufbar: http://www.jsboard.co.uk/downloads/ettb_veil.pdf, 27.02.2009. 8 »Department for Children, Schools and Families (DCSF) guidance to schools on school uniform and related policies«, abrufbar: http://www.dfes.gov.uk/consulta tions/downloadableDocs/uniform%20guidance%20-%20final2.doc, 25.09.2008. 9 Abrufbar: http://de.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-548/_nr-33/_p-1/i.html, 21.02.2009.
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Der Stoff, aus dem Konflikte sind Debatten um das Kopftuch in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Title
Der Stoff, aus dem Konflikte sind
Subtitle
Debatten um das Kopftuch in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Authors
Sabine Berghahn
Petra Rostock
Publisher
transcript Verlag
Date
2009
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-89942-959-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
526
Keywords
Religion, Migration, Geschlechterverhältnisse, Demokratie, Rechtssystem, Politik, Recht, Islam, Islamwissenschaft, Gender Studies, Soziologie, Democracy, Politics, Law, Islamic Studies, Sociology
Category
Recht und Politik
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