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Abraham
per verdrängt. Bei den letzten Landtagswahlen im Rah-
men der Habsburgermonarchie im Jahr 1909 erhielten
die slowenischen Kandidaten in der allgemeinen Kurie
7.290 Stimmen und in der Kurie der Landgemeinden
3.337 Stimmen.
Im provisorischen Kärntner Landtag von 1918 wa-
ren die Slowenen trotz einer Gesamtbevölkerung von
82.212 Slowenen (offizielle Zahlen der → Volkszäh-
lung 1910) bzw. 21 %-Anteil der Gesamtbevölkerung
nicht vertreten, was jedenfalls eine ethnopolitisch mo-
tivierte rechtliche Diskriminierung darstellte. Nach
der → Volksabstimmung und bis zur Einrichtung
des Ständestaates erlangte die slowenische Wahlpar-
tei → Koroška slovenska stranka [Kärntner slowenische
Partei] immer genügend Stimmen, um zwei Vertreter
in den 42 Sitze zählenden Landtag zu entsenden. Bei
den Landtagswahlen am 16. Juni 1921 wurden Ferdo
→
Kraiger und Vinko → Poljanec mit 9.870 Stim-
men gewählt (das Mandat von Dr. Franc → Mišič
wurde allerdings nicht verifiziert), bei jenen am 21.
Oktober 1923 erneut Poljanec und Franc → Petek
mit 9.868 Stimmen, bei den Wahlen am 24. April 1927
Petek und Janez → Starc mit 9.578 Stimmen. Bei
den Landtagswahlen am 9. November 1930 erhielten
diese beiden Abgeordneten 9.205 Stimmen. Als nach
drei Jahren Mandatsdauer Starc sein Mandat auf-
grund seines Priesteramtes aufgeben musste, folgte ihm
Janko → Ogris in diese Position.
Die slowenischen Abgeordneten machten im Land-
tag zwar auf die nicht verwirklichten Minderheiten-
rechte sowie auf die wirtschaftliche Benachteiligung
des slowenischen bzw. ethnisch gemischten Gebietes
→
Südkärntens aufmerksam, doch erhielten sie keine
Unterstützung für ihre diesbezüglichen Forderungen
von der Mehrheit im Landtag. In der zweiten Hälfte
der 20er-Jahre konnten nicht einmal die Verhandlun-
gen über eine → Kulturautonomie (bzw. Autonomie im
Schulwesen) der Kärntner Slowenen erfolgreich abge-
schlossen werden.
Die Koroška slovenska stranka [Kärntner slowenische
Partei] wirkte als Wahlliste, ihre Vertreter kamen aus
der → Slovenska krščansko-socialna zveza za Koroško
(SKSZK) [Slowenischer christlich-sozialer Verband
für Kärnten] (die Priester Poljanec und Starc) so-
wie aus dem → Katoliško politično gospodarsko društvo za
Slovence na Koroškem (KPGDSK) [Katholisch-politi-
scher und Wirtschaftsverein für die Slowenen in Kärn-
ten] (der → Bürgermeister von Globasnitz/Globasnica
Ferdo → Kraiger und der Arzt Franc Petek). Petek sorgte auch für die Herausgabe der Zeitung →
Koroški
Slovenec. Die slowenischen Abgeordneten vertraten die
Volksgruppe auch bei den alljährlichen → Europäi-
schen Nationalitätenkongressen (ENK). In den 20er-
Jahren gelang es der Koroška slovenska stranka nicht
mehr, genügend Stimmen für ein Nationalratsmandat
zu erlangen. Die jüngere Generation der politischen
Elite der Volksgruppe entschloss sich deshalb, bei den
Parlamentswahlen im Herbst 1930 die Christlich-sozi-
ale Partei zu unterstützen.
Nach der Einrichtung des Ständestaates wurden
1934 die Landwirte Karel → Mikl und Albert → Brez-
nik in den Kärntner Landtag als Vertreter der sloweni-
schen Volksgruppe entsandt, während der slowenische
Prälat Rudolf → Blüml darin die Katholische Kirche in
Kärnten/Koroška vertrat.
Von 1921 bis 1934 war der Slowene Anton → Falle
Abgeordneter zum Nationalrat. Nach dem Tod von
Florian Gröger 1928–34 wurde er Vorsitzender der
Kärntner Sozialdemokraten und Leiter der Kärntner
Redaktion des »Arbeiterwillens«.
(Vgl. dazu auch die zahlreichen slowenischen Bür-
germeister der lokal durchaus gut verankerten Koroška
slovenska stranka, siehe auch Bernard Gašper → Ross-
bacher, Stadtrat in Klagenfurt/Celovec.)
Lit.: ES. – F. Grafenauer : Moja leta. In : Svoboda 3 (1950) Nr. 8–9,
Zit. 215–216, und 4 (1951) Nr. 3–4, 61 ; F. Petek : Iz mojih spominov.
Ljubljana-Borovlje 1979 ; J. Lukan : Franz Grafenauer (:1860–1935 :).
Volkstribun der Kärntner Slowenen. Klagenfurt/Celovec 1981 (Studia
Carinthiaca Slovenica ; 2) ; I. Lapan : Der Kärntner Landtag von 1918–
1938 und die Tätigkeit der Abgeordneten. (Diss.) Graz 1982 ; J. Liška
[e. a.] (Hg.) : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes. Ljubljana 1984,
21985 ; J. Stergar : Prva slovenska poslanca v koroškem deželnem zboru :
19.VI.1921. In : Slovenska kronika XX. stoletja (hg. M. Drnovšek, D.
Bajt), Bd. 1 : 1900–1941. Ljubljana 1995, 263 ; J. Pleterski : Slowenisch
oder deutsch ? : nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten [1848–
1914]. Klagenfurt/Celovec 1996 ; V. Melik : Wahlen im alten Öster-
reich : am Beispiel der Kronländer mit slowenischsprachiger Bevölkerung.
Wien, Köln, Weimar 1997 ; H. Filipič : Die slowenischen politischen
Parteien und Organisationen im 20. Jahrhundert. In : W. Drobesch, A.
Malle (Hg.) : Nationale Frage und Öffentlichkeit, 67–90. Klagenfurt/
Celovec [e. a.] 2005 (S. Karner [Hg.] : Kärnten und die nationale
Frage. Bd. 2) ; A. Rahten : Slovenski politiki in diplomati na cesarskem
Dunaju. In : V. Rajšp : Slovenski odnosi z Dunajem skozi čas. Wien,
Ljubljana 2013, 81–93.
Janez Stergar ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Abraham, Bischof von Freising († 994 in Freising).
Seit 957 bis zu seinem Tod war A. Bischof von
→ Freising, das sind über 30 Jahre Episkopat. A. war
unter Kaiser Otto I. Berater und Mitregent der bai-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55