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Ägypten
Regensburg an den dortigen Superintendenten Nico-
laus Gallus (1516–1570) geschrieben mit der Bitte
um geistlichen Nachwuchs. In A./Z., so stellte Mirko
Bogataj in einer einschlägigen Untersuchung über
die Kärntner Slowenen (Klagenfurt/Wien 1989) ent-
täuscht fest, »gibt es heute […] kein Bedürfnis mehr
nach slowenischen Gottesdiensten«. Dieser konsta-
tierte Traditionsabbruch datiert aber nicht erst mit dem
20. Jh., mit der durch den Kirchengemeindevorstand so
unmissverständlich artikulierten Distanzierung, son-
dern war im Grunde genommen schon seit der Mitte
des 19. Jh.s nicht mehr aufzuhalten. Der Traditions-
zweig des slowenischen Reformationswerkes auf dem
Boden der Evangelischen Kirche in Österreich war un-
weigerlich verloren gegangen, er konnte sich nur mehr
als »musealer Gedanke« und kenntnisreich dokumen-
tiert im Diözesanmuseum in Fresach (Breže) in die
Gegenwart hinüberretten (→ Windische).
Lit.: O. Sakrausky : Agoritschach. Geschichte einer protestantischen Ge-
meinde in Südkärnten. Klagenfurt 1960, ²1978 ; O. Sakrausky : Gesam-
melte Beiträge zur Protestantengeschichte in Innerösterreich. = Carinthia
I 171 (Klagenfurt 1981) ; O. Sakrausky : Slowenische Protestantica im
evangelischen Diözesanmuseum in Fresach. In : Protestantismus bei den
Slowenen = Protestantizem pri Slovencih. Beiträge zur 3. Slawisten-
tagung der Universitäten Klagenfurt und Ljubljana 1983. Wien 1984,
7–13 ; O. Sakrausky : Primus Truber. Der Reformator einer vergessenen
Kirche in Krain. Wolfsberg 1986 ; E. Hüttl-Hubert : »verborgen mit
gfar«. Die Anfänge der slowenischen Bibel. In : biblos 52 (2003) 87–120 ;
K. [W] Schwarz : Von der Konfrontation zur Solidarität. Der Protes-
tantismus und die nationale Frage in Kärnten. In : W. Drobesch, A.
Malle (Hg.) : Nationale Frage und Öffentlichkeit = S. Karner (Hg.),
Kärnten und die nationale Frage Bd. 2, Klagenfurt 2005, 265–289 ;
K. W. Schwarz : Agoritschach/Zagoriče – eine evangelische Gemeinde im
gemischtsprachigen Südkärnten. In : Car. I 198 (2008) 333–353 – in slo-
wenischer Übersetzung : Zagoriče/Agoritschach – evangeličanska fara
na dvojezičnem Koroškem. In : Stati inu obstati 11–12/2010, 137–160 ;
A. Hanisch-Wolfram : Protestanten und Slowenen in Kärnten. Wege
und Kreuzwege zweier Minderheiten 1780–1945. Klagenfurt 2010.
Karl W. Schwarz
Ägypten, → »Aleksandrinke« → Pečnik, Dr. Karel
Ahacel, Matija (Achazel, Matthias, Ahacelj, * 24. Fe-
bruar 1779 Gorintschach/Gorinčiče [St. Jakob im
Rosental/Šentjakob v Rožu]), † 23. November 1845
Klagenfurt/Celovec), Lyzealprofessor, Förderer land-
wirtschaftlichen Wissens, Sammler slowenischen
Liedgutes, Meteorologe.
A., Sohn eines slowenischen Bauern aus einfachsten
Verhältnissen, besuchte die Trivialschule und Normal-
schule in St. Jakob/Šentjakob v Rožu und in Rosegg/ Rožek. Gefördert durch Geistliche wie Kaplan Franz
Hudelist in St. Jakob/Šentjakob, der das Quartier-
geld übernommen hatte, konnte A. trotz Armut und
unter vielen Entbehrungen das Gymnasium und das
Studium der Philosophie am Lyzeum in Klagenfurt/
Celovec absolvieren. Von seinem ursprünglichen Plan,
die geistliche Laufbahn zu ergreifen, kam A. ab, weil
sich für ihn schon während des Studiums die Möglich-
keit ergab, den erkrankten Professor der Mathematik
Paris Giuliani zu vertreten. Damit eröffnete sich
ihm das Betätigungsfeld des Pädagogen, in dem er bis
zu seinem Lebensende mit viel Engagement verblieb.
1807 konnte er die Lehrkanzel für Mathematik de-
finitiv übernehmen, und er hielt sodann seine Vorle-
sungen zur Elementarmathematik im ersten Jahrgang
des Lyzeums. Die 1808 neu geschaffene Lehrkanzel
für Landwirtschaftslehre, die er 1820 vom internatio-
nal anerkannten Agronomen Johann Burger zusätzlich
erhalten hatte, war ihm ebenfalls bis zu seinem Tode
anvertraut. Allerdings blieb es bei einer provisorischen
Bestellung. Denn die Benediktiner, denen ab 1807 die
Verantwortung über den sekundären Bildungsbereich
übertragen worden war, behielten sich vor, die Lehr-
kanzel selbst zu besetzen. Deshalb bewarb sich A. 1825
auch um die Stelle des Bibliothekars, die ihm aber nicht
zugeteilt wurde. Er erhielt jedoch die Verantwortung
für das neu eingeführte Freifach »Allgemeine Natur-
geschichte«, welches er dann zusätzlich zur Lehrkanzel
für Mathematik betreute. Das Direktorat des Philoso-
phischen Studiums hatte A. viermal inne, und im Rah-
men der Kärntner Landwirtschaftsgesellschaft wirkte
er ab 1820 als deren Kanzler. In dieser Funktion pu-
blizierte er zahlreiche Beiträge, die die Verbesserung
der Landwirtschaft zum Ziel hatten. A.s Bedeutung ist
mit vier großen Betätigungsfeldern in Verbindung zu
bringen. Eines davon bilden die innovativen Aktivitä-
ten, die der Hebung der Landwirtschaft dienten. Dabei
ging es um die Propagierung von Verbesserungen, etwa
in der Obstkultur, aber auch um die optimale Organi-
sation einer Gesellschaft, deren Geschicke er als Kanz-
ler bestimmte : Er trug wesentlich dazu bei, dass die
»k. k. Kärntnerische Gesellschaft zur Beförderung der
Landwirthschaft und Industrie« (→ Kärntner Acker-
baugesellschaft) ihre alte elitäre Beschränkung auf ei-
nen engen Kreis von Wissenschaftern und Beamten
aufgab und ihr Wirkungspotenzial von 14 ordentlichen
Mitgliedern im Jahr 1820 auf 322 im Jahr 1833 auswei-
ten konnte. Erstmals waren auch 29 Landwirte im Mit-
gliedsstand vertreten. Eine wesentliche Voraussetzung Ahacel, Liederbuch
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55