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Geographie, Land und Leute
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
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Page - 71 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I

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71 Ahacel, Matija dieser positiven Breitenwirkung der Gesellschaft war A.s Idee, für das ganze Land 23 zuständige Korrespon- denten zu nominieren, die als Verbindungsglieder Be- richte über den Zustand des jeweiligen Gebietes liefern sollten. Auch an der Formulierung der 1830 genehmig- ten Statuten war A. wesentlich beteiligt. Die Anlage ei- nes in Klagenfurt/Celovec noch fehlenden öffentlichen botanischen Gartens war A. ein persönliches Anliegen. Er realisierte ihn auf seinem Privatgrund in der Kla- genfurter Viktringer Vorstadt/Vetrinjško predmestje und stellte ihn der Ackerbaugesellschaft zur Verfügung. Der Garten erhielt 1831 einen öffentlich-rechtlichen Status, nachdem er in das Eigentum der Gesellschaft übergegangen war. Das Areal diente zur Erprobung wenig verbreiteter Nutzpflanzen, der Obstbaumzucht oder dem Versuchsanbau von vegetabilen Surrogaten für Kaffee. Der Garten hatte auch eine Lehrfunktion im Naturgeschichteunterricht. Der zweite Aspekt ist A.s Bedeutung und Ausstrah- lungskraft als Pädagoge. Es gelang ihm, sowohl bei sei- nen Schülern, wie auch bei seinen Mitmenschen das Interesse für Naturgeschichte zu wecken. Dass er be- sonders prägend wirkte, beweist einer seiner berühm- testen Schüler, Friedrich →  Welwitsch, der botani- sche Erforscher Angolas. Ein Bereich des Gartens war nach dem gängigsten System der Zeit, nach dem Carls von Linné, geordnet. Im Garten wurde demnach the- oretisches Wissen der Systematik vermittelt. Zugleich wurde er auch als Versuchsgarten genutzt, was eine geglückte Symbiose der Vermittlung von Theorie und Praxis belegt. A.s eigene Naturaliensammlung stand seinen Studenten und anderen Interessierten ebenfalls zur Verfügung, allerdings blieb sein Einsatz für die Gründung eines in Kärnten/Koroška noch fehlenden Museums wegen einer Choleraepidemie und mangels eines entsprechenden Gebäudes zunächst noch erfolg- los. Indem A. testamentarisch verfügte, dass sein ganzer Besitz von der Ackerbaugesellschaft öffentlich verkauft und in die Förderung des Schulwesens investiert würde, wirkte er über seinen Tod hinaus. Sammeln im Sinne des Zusammentragens von Daten, Wissen und Objek- ten bildete eine auf allen Gebieten grundlegende Akti- vität A.s. Sie war lokalpatriotisch motiviert und auf die Kultur und Natur von Kärnten/Koroška bezogen. Das Sammeln slowenischer Lieder ist besonders hervorzuheben. Es ist die dritte Aktivität, die mit A.s Person verbunden ist. Lange vor Thomas →  Koschat, der sich persönlich der Komposition deutschsprachiger Kärntner Lieder widmete, ging es A. in einer eigenen Publikation Pesme po Koròshkim (1833) um die Do- kumentation von slowenischen →  Liedern (vgl. A. M. →  Slomšek). A., der in einem Bewerbungsschreiben von sich angegeben hatte, dass er sich »slavisch, deutsch, lateinisch, italienisch, französisch und griechisch zu verständigen vermochte«, nannte seine Muttersprache, die ihm ein wichtiges Anliegen war, hier nicht zufällig an erster Stelle. Infolge des Einflusses der Romantik und einer Konzentration auf die lokale Kultur etab- lierte sich diese Hinwendung zur bewussten Darstel- lung des bisher in Kärnten/Koroška kulturell eher mar- ginalisierten Slowenisch als lebendiges ethnografisches Programm, das auch von Urban →  Jarnik und Matija →  Majar getragen wurde. Nach der Einführung des Slowenischen 1821 im →  Priesterseminar in Klagen- furt/Celovec übergab er diesem slowenische Bücher als Spende. Dass A. sich auch einem vierten Betätigungsfeld, der angewandten Meteorologie, widmete, ist am wenigsten bekannt. Als Professor der Mathematik betreute er auch die Sammlung von Instrumenten, die er für die regelmä- ßige Wetterbeobachtung nutzte. Eine kontinuierliche, bis zur Gegenwart reichende, ununterbrochene meteo- rologische Messreihe in Klagenfurt/Celovec, beginnend 1806, ist A.s persönliche Initiative. Bereits 1812 nützte er das Intelligenzblatt der Klagenfurter Zeitung und spä- ter ab 1814 die →  Carinthia, um Listen der Ergebnisse von dreimal täglich vorgenommenen Thermometer-, Barometer- und Hygrometer-Ablesungen periodisch zu veröffentlichen. Schon 1830 thematisierte er den innovativen Gedanken eines über das Land verteilten Messnetzes, an dem sich Freiwillige beteiligen könnten, ein Plan, der nicht zuletzt von Johann Prettner, A.s Schüler, ab 1846 in die Realität umgesetzt wurde. Dass Kärnten/Koroška in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s über das dichteste funktionierende Messnetz innerhalb der habsburgischen Länder verfügte, geht auf A.s Wirken zurück. Dabei ging es ihm als Agronomen darum, mög- liche Zusammenhänge zwischen Witterungsverhältnis- sen und Ernteerträgen darzustellen. Werke : Übersicht und Vergleichung der meteorologischen Beobachtung zu Klagenfurt. In : Car 4/14–15 (1814) ; Die Kultur des Kaffee-Stragels. In : Car 15 (1825) 41–44 ; Bericht über den Erfolg des unter Prämienaus- setzung zu Lindenhain 1830 stattgefundenen Probepflügens. In : Blätter für Landwirtschaft und Industrie 1 (1831) 70–74 ; M. Ahazel : Pesme po Koròshkim ino Shtajarskim snane, enokoljko popravlene ino na novo sloshene. V Zelovzi 1833 (3 1855). Lit.: Wurzbach, SBL ; ÖBL ; ES ; OVSBL. – T. Lanner : Nekro- log nach Mathias Achazel. In : Mittheilungen über Gegenstände der
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
1: A – I
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
542
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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