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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
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Page - 74 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I

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74 Akademija slovenskih bogoslovcev v Celovcu die Pflege und Förderung der Liebe zur →  Mutterspra- che in der Tradition von Slomšek und Einspieler sein sollte. Die slowenische A. zählt zwar zu den natio- nal defensiven Vereinigungen, war jedoch nicht im sel- ben Maß national aggressiv wie ihr deutsches Pendant. Bereits im November 1888 wurde beschlossen, die handschriftliche Zeitschrift →  Bratoljub zu gründen, die in der Tradition der Vorgängerblätter stehen würde. Die slowenische Sprache wurde vor allem im Rahmen von Akademiestunden geübt, in denen verschiedene Themen mit Bezug zu den Slowenen und ihrer Ge- schichte im Vordergrund standen. Besonders wurde mit Vorträgen und in darauf folgenden Diskussionen die Liebe zur Muttersprache, zu den Slowenen und zur Religion betont, es fehlten aber auch nicht andere, z. B. soziale oder wirtschaftliche Themen. Zudem nahmen die slowenischen Priesterseminaristen an Sommerstu- dientreffen teil, wo sie aktiv mit Referaten und bei der Organisation mitwirkten. Sie pflegten aktiv Kontakte zu slowenischen Schülern an verschiedenen Mittel- schulen in Kärnten/Koroška. Stets suchten sie auch den Kontakt mit ähnlichen Vereinen und Aktivisten im weiteren slowenischen ethnischen Gebiet. In der Öffentlichkeit trat die A. zu Beginn des Studienjahres und bei Abschlussveranstaltungen in Erscheinung so- wie im Rahmen von feierlichen Akademien, wo sie ihre Tätigkeiten vorstellte. In den 90er-Jahren des 19. Jh.s begann im Rahmen der A. auch der Chor Pobratimija zu wirken, am Ende des Jh.s auch der erste slowenische Tamburizzachor in Kärnten/Koroška, der vor allem bei Feierlichkeiten und Veranstaltungen der A. und des Se- minars auftrat (→  Chorwesen, →  Tamburizzamusik). Die A. wurde vom Vorstand (načelništvo) geleitet, der sich aus einem gewählten Präsidenten sowie einem Se- kretär, einem Kassier und einem Bibliothekar zusam- mensetzte, die auf Vorschlag des Präsidenten gewählt wurden. Später gesellte sich zum Vorstand noch der Redakteur des Bratoljub sowie der Chorleiter des Pob- ratimija. Der Vorstand traf monatlich zusammen. Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jh.s spiegelt sich der verschärfte Nationalitätenkampf auch im Wirken der Seminaristen wider. Bis zum Beginn des Ersten Welt- krieges hatte die A. regelmäßig mehr als 20 Mitglieder, danach wurde diese Zahl nur noch ausnahmsweise in den Jahren unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg übertroffen. Eine Folge der Aktivität der slowenischen Semina- risten im Rahmen der A. war, dass sich diese in den schicksalshaften Momenten des Landes für den An- schluss zum Königreich SHS (→  Jugoslawien) aus- sprachen und dort mehr Sicherheit für die Slowenen sahen als in der Republik Deutsch-Österreich. Folge dessen war die Verfolgung und →  Vertreibung zahl- reicher slowenischer Priester im Zuge bzw. nach der →  Volksabstimmung 1920 (→  Militärgerichte). Der Erste Weltkrieg, die fortschreitende →  Germanisie- rung und der Liberalismus führten zu einem starken Rückgang der Priesterkandidaten allgemein und so- mit auch der Mitglieder der A., die 1921 wieder ihre Tätigkeit in ähnlicher Weise wie zuvor aufnahm. Die Aktivitäten wurden durchgehend von slowenischen Priestern in Kärnten/Koroška getragen. Die A. brachte slowenische Priester hervor, die vielfach die sloweni- sche geistige und teilweise auch die slowenische poli- tische Elite an der Spitze der slowenischen kulturellen und politischen Organisationen bildeten (→  Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem, Rudolf →  Blüml ; Janez →  Starc). Die slowenische Priesterschaft setzte so ein Gegengewicht zum Prozess der →  Assimilation und gewaltsamen Germanisierung, der ohne sie noch viel rascher vonstattengegangen wäre. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs stellte die A. ihre Tätigkeit ein, die mit dem Überfall Hit- lerdeutschlands auf Jugoslawien auch formell beendet wurde. Da die nazistischen Machthaber 1938 das Ge- bäude des Klagenfurter Priesterseminars am Lendkanal beschlagnahmt hatten, musste das Seminar zunächst nach St.  Georgen am Längsee (Šentjurij ob Dolgem jezeru) und 1943 nach Gurk (Krka) ausweichen. Dort nahm die slowenische A. ihre Tätigkeit im Studienjahr 1946/47 wieder auf, und zwar in ähnlicher Weise wie in den Jahren vor dem Krieg, wobei jedoch die sloweni- schen Seminaristen keinen Kontakt mit ihren Kollegen aus Slowenien mehr hatten. Akademische Stunden zu nationalen und sozialen Fragen gab es weniger. 1953 kehrte das Priesterseminar wieder nach Klagenfurt/ Celovec zurück. Die Wirkungsweise war in jener Zeit nicht mehr so breit gestreut wie zuvor. Die Zahl der Priesterseminaristen ging zurück und 1971 wurde das Seminar auf Salzburg übertragen. Gegen Ende ihrer Tätigkeit nahm die A. auch slowenische Laienpriester auf, Kontakte wurden auch zu Priesterseminaristen in Ljubljana gesucht. 1995 siedelten die Seminaristen nach Graz. Mitte der 90er-Jahre des 20. Jh.s stellte die slowenische A. formell ihre Tätigkeit ein. Archive : ADG, MS Nr. 448 (nicht nummerierte Seiten = Sitzungs- protokolle der Akademiestunden vom 2.  2. 1888 bis zum 30.  11.
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
1: A – I
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
542
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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