Page - 101 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
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Apih, Josip
anderen Publikationen, z. B. Aus dem Wilajet Kärnten
(1913), und bei anderen Autoren (z. B. in Fran → Ce-
lestins Reiseerinnerungen).
In der Literatur der Kärntner Slowenen ist die Figur
des »ewigen Juden« in Andrej → Schuster – Dra-
bosnjaks Prerokouanje od tega Ebekshustarja [Die Pro-
phezeiung des Ewigen Schusters] zu nennen. Dieser
hatte als Vorlage die deutsche Ahasver-Legende vom
Beginn des 17. Jh.s ins Slowenische übersetzt. Zu au-
ßerordentlicher Popularität brachte es die Erzählung
Miklova Zala [Die Zala vom Mikl-Hof] von Jakob
→
Sket (1884). Christlicher Antijudaismus spiegelt
sich in der negativen Darstellung des Juden Tresoglav,
der als geizig, habgierig und boshaft beschrieben wird,
in den körperlichen Merkmalen seiner Tochter Almira,
die klein, dunkelhäutig, mit tiefen, dunklen Augen ge-
zeichnet wird, während die christliche Zala groß, blond
und blauäugig ist. Almiras leidenschaftlicher Unruhe
stehen Zalas ruhiger Ernst und Tugendhaftigkeit ge-
genüber […]. In der Bearbeitung für die Bühne von
Jaka → Špicar wird der Jude noch schlechter darge-
stellt als in Skets Erzählung.
Lit.: F. Kotnik : Drabosnjakov Ahasver. In : DiS 35 (1922) ; A. Walzl :
Die Juden in Kärnten und das Dritte Reich. Klagenfurt 1987 ; I : Grdina :
Podoba žida v slovenski literaturi. In : Kronika 37/3 (1989) 267–277 ;
V. Valenčič : Odnosi Slovencev do Židov in židovstva ter antisemitizem.
In : Židje v preteklosti Ljubljane. Ljubljana 1992 ; P. G. Tropper : Kir-
che im Gau. Klagenfurt 1995 ; M. Hudelja : Zakaj se Judje niso ustalili
v slovenskem prostoru. Stereotipi o Judih na Slovenskem in Ahasver. In :
Časopis za kritiko znanosti 23/179 (1996) 47–62 ; A. Ožinger : Maribor
1848–1918, Od multietničnega do multireligioznega mesta. In : Od Ma-
ribora do Trsta. Maribor 1997, 337–347 ; W. Wadl : Zur Geschichte der
Juden in Kärnten im Mittelalter, Mit einem Ausblick bis zum Jahre 1867.
Klagenfurt 32009 ; I. Grdina : Žid v zrcalu slovenske književnosti. In : T.
Smolej (Hg.) : Podoba tujega v slovenski književnosti. Ljubljana 2002
(22005), 67–90 ; M. Štepec : Antisemitizem, Evropa in Slovenci. In : P.
Vodopivec (Hg.) : Slovenci v Evropi. Ljubljana 2002, 61–85 ; I. Gantar
Godina : On the Attitude of Slovene Intellectuals in Bohemia and Croa-
tia to Jews. In : Dve domovini/Two Homelands 24 (2006) 133–143 ;
M. Malle : Antisemitizem in koroški Slovenci. Področna naloga iz zgo-
dovine [Fachbereichsarbeit aus Geschichte] ZG/ZRG za Slovence.
Šentjanž 2005 ; A. Verdnik : Arisierung in Kärnten, Die Enteignung
jüdischen Besitzes im Hitlers Mustergau. Klagenfurt 2014.
Irena Gantar Godina ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl
Anthropologisches oder ethnografisches Modell,
→
Inkulturation.
Apih, Josip (* 16. März 1853 Zapuže [Radovljica, Go-
renjska], † 19. Jänner 1911 Klagenfurt/Celovec), His-
toriker, Lehrer. Aus bäuerlichen Verhältnissen stammend, besuchte
A. die zweiklassige Volksschule in Zapuže bei Ra-
dovljica, wo er vor dem Eintritt ins Gymnasium in
Ljubljana 1863/1864 die 4. Klasse der Bürgerschule
besuchte. Sein Klassenkollege war A. Bonaventura
Jeglič, der spätere Bischof von Ljubljana. A. matu-
rierte 1872. Das Studium der Geschichte und Geogra-
fie an der Universität Wien schloss er 1876 ab. 1879
legte er die Prüfung aus Deutsch (Wien) und 1892 aus
Slowenisch (Graz) für die Unterstufe des Gymnasiums
ab. Das Probejahr absolvierte A. 1875/76–1876/77 an
der Realschule in Ljubljana. Im zweiten Semester des
Schuljahres 1876/1877 wurde er Supplent für Ge-
schichte, Geografie und Deutsch an der Oberrealschule
in Nový Jičín (Mähren), 1877 wurde er provisorischer
und 1879 definitiver Lehrer an dieser Anstalt. Mit 30.
August 1892 kam A. als Lehrer an die Lehrer- und
Lehrerinnenbildungsanstalt in Klagenfurt/Celovec
und blieb hier bis zu seiner Pensionierung 1907. Von
1892 bis 1897 leitete A. auch die Höhere Töchterschule
der Ursulinen in Klagenfurt/Celovec, musste dieses
Amt aber auf Druck der deutschnationalen Landtags-
mehrheit abgeben. 1900 übernahm er die Leitung der
privaten Lehrerinnenbildungsanstalt der Ursulinen in
Klagenfurt/Celovec (→ Schulwesen). A. wurde 1899
in den Vorstand der → Mohorjeva gewählt, ab 1906
bis zu seinem Ableben bekleidete er die Funktion des
Kassiers. A. trug wesentlich zur inhaltlichen Hebung
der Qualität der jährlichen Büchergaben bei. Er be-
kleidete führende Funktionen bei folgenden sloweni-
schen Vereinen in Klagenfurt/Celovec : Učiteljski dom
[Lehrerheim], → Slovensko šolsko društvo [Slowenischer
Schulverein] und → Podporno društvo za slovenske di-
jake Koroške [Unterstützungsverein für slowenische
Schüler Kärntens]. A. war Mitarbeiter der Zeitschrif-
ten → Ljubljanski zvon, des Letopis Matice Slovenske,
der Izvestja Muzejskega društva za Krajnsko (Ljubljana),
des → Časopis za zgodovino in narodopisje, des Österrei-
chischen Jahrbuches und der → Carinthia I (→ Publizis-
tik). In seinen historischen Abhandlungen befasste er
sich v. a. mit der Geschichte des 18. und 19. Jh.s. Seine
Abhandlung Slovenci in 1848. leto [Die Slowenen und
das Jahr 1848] ist noch heute von Bedeutung.
Politisch trat A. nicht in Erscheinung, obwohl seine
Ernennung zum Lehrer an der Lehrer- und Lehre-
rinnenbildungsanstalt und die Führung der Höheren
Töchterschule in Klagenfurt/Celovec sowie der Priva-
ten Lehrerinnenbildungsanstalt der Ursulinen zu hef-
tigsten Polemiken in der Tagespresse und z. T. auch im
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55