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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
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Page - 123 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I

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123 Assimilationszwang KS 21. 1. 1925 Ein A. ergab sich auch aufgrund der massiven wirt- schaftlichen Konsequenzen, die jene, die sich dem A. nicht unterwerfen wollten, zu tragen hatten. Vielfach drohte ihnen der Verlust des Arbeitsplatzes, Arbeits- losigkeit und Armut alleine aufgrund ihres Festhaltens an der ethnischen Identität bzw. verloren die Menschen deshalb tatsächlich den Arbeitsplatz. Vielfach war dies auch der Grund für die →  Emigration. Anschaulich wird dies in den wirtschaftlichen und ethnopolitischen Diskriminierungen durch Vertreter von Behörden, Staatsbetrieben, der Kirche und der freien Wirtschaft (→  Deutschnationale Vereine ; →  Germanisierung ; →  Militärgerichtsbarkeit ; →  Vertreibung 1920). Diese mussten etwa die Mitglieder des →  Beljaško omizje [Villacher Kreis] über sich ergehen lassen. Ebenso ver- anschaulichen dies die Geschichte des →  Kulturver- eines →  Šentjanž sowie die zahlreichen persönlichen Schicksale von identitätsbewussten Slowenen (vgl. etwa Ivan →  Hochmüller, Ángela →  Piskernik, Jurij →  Trunk, Franc →  Aichholzer u. a.). Um die Mitte des 19. Jh.s, noch vor dem Aufflam- men der nationalen Frage, sind zwar noch →  Abge- ordnete slowenischer Herkunft anzutreffen, so Matija →  Rulitz oder Jakob →  Scheliessnigg, die sich al- lerdings nicht ethnopolitisch engagierten. Später trifft man auf wenige ethnopolitisch engagierte slowenische →  Abgeordnete aus einem einzigen →  Wahlkreis, in dem sie reale Chancen hatten, gewählt zu werden – so Andrej und Gregor →  Einspieler, Franc →  Gra- fenauer, Franz →  Muri oder später Vinko →  Pol- janec, Franc →  Petek, Janez →  Starc und Ferdo →  Kraiger. Einziger österreichisch-ungarischer Mi- nister und bekennender Slowene war Ivan →  Žolger kurz vor dem Ende der Monarchie. Identitätsbewusste Kulturaktivisten sind vor allem in autonomen Organi- sationen zu finden, so in der →  Kmečka zveza [Bauern- bund] und in der →  Koroška slovenska stranka [Kärnt- ner Slowenische Partei] (so Mirko →  Kumer, Johann →  Millonig, Johann →  Schnabl, Matija →  Vos- pernik sowie Andrej →  Sturm u. a.). Die rechtlich-institutionelle Grundlage kann in den die deutschsprachigen Bevölkerungsteile bevorzugen- den →  Wahlordnungen und →  Wahlkreiseinteilungen gesehen werden, die mittels einer ethnisch vorhersehba- ren Wahlarithmetik das Ziel der Ungleichbehandlung und Diskriminierung auf ethnischer Grundlage – was an sich grundrechtswidrig war – verfolgen. Ein frühes Zeugnis diesbezüglicher politischer Überlegungen fin- det sich in einem Briefwechsel zwischen dem Büro des Ministerpräsidenten Eduard Taaffe und dem Kärnt- ner Landespräsidenten Franz Schmidt-Zabierow zur Kandidatur des slowenischen →  Landtagsabgeord- neten Franc →  Muri aus den Jahre 1887/1888. Aus dem Büro des Ministerpräsidenten heißt es da : »Der- selbe [Franz Muri] – dermal Landtagsabgeordneter – soll, wenn auch Slowene, ein sehr mäßiger, ruhig den- kender Mann sein, dessen Wahl als eine gute bezeichnet werden müsse.« Der Landtagspräsident hebt jedoch die Absicht der Diskriminierung hervor : »Durch die Wahlordnung ist der zum Bezirke Klagenfurt gehörige ganz slovenische Gerichtsbezirk Ferlach zu Villach ge- schlagen worden, eben um die natürliche slovenische Majorität in Völkermarkt-Klagenfurt zu alterieren.« Durch das solchermaßen manipulierte demokrati- sche Grundrecht bei vorhersehbaren Wahlergebnissen (Slowenen können/werden nicht gewählt), verlieren die slowenischen Bevölkerungsteile die Relevanz als »Mehrheitsbeschaffer«, was strukturell die Spirale der rechtlich bedingten Exklusion vom gesellschaftlichen Leben verschärft, da in einer Demokratie gerade die zukünftige Zusammenarbeit eine Grundlage für eine Berücksichtigung potenzieller Interessen der gesell- schaftspolitischen Partner darstellt (→  Germanisierung, statistische). Und gerade dies wird durch die manipu- lativen Wahlordnungen und Wahlkreiseinteilungen ausgeschaltet, wie es in der frühkonstitutionellen Phase das Zensuswahlrecht war, das weite Teile der Bevölke- rung aufgrund ihrer sozialen Herkunft faktisch aus der politischen Partizipation ausschloss (→  Oktroyierte Märzverfassung 1849, →  Dezemberverfassung 1867). Gesellschaftlich positioniert wurde diese Konstante
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
1: A – I
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
542
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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