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Geographie, Land und Leute
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
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Page - 124 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I

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124 Assimilationszwang Anzeige wegen der Farbe des Blumenschmuckes bei slowenischen Inschriften anlässlich des Bischofsbesu- ches, KS 26. 8. 1925 durch die Einführung des utraquistischen →  Schul- wesens, das darauf abzielte, dem Slowenischen jegliche soziolinguistische →  Relevanz zu nehmen. Quasi zur Landesideologie erhoben wurde die Assimilation bzw. der A. vom Landesverweser Arthur Lemisch in einem Beitrag in der Kärntner Landsmannschaft vom 25. Ok- tober 1920, wenige Tage nach der →  Volksabstimmung und den leeren Versprechungen der →  Volksabstim- mungspropaganda, und als Aufgabe definiert, für die eine Generation Zeit sei. Eine ideologische Begründung kann in der die his- torische und gesellschaftliche Präsenz der Slowenen negierenden ideologischen Positionierung der Landes- einheit identifiziert werden, die in der →  Windischen- theorie einen Höhepunkt erfuhr. Ihre Vertreter akzep- tierten in der Konsequenz nur assimilierte Slowenen, sog. →  Deutschtümler oder →  Windische, und ließen die Slowenen, die keinen Grund sahen, ihr fundamentales Grundrecht auf Sprache und Kultur infrage zu stellen, in keiner Weise am gesellschaftlichen und politischen Leben teilhaben. Dass es sich dabei um eine Diskrimi- nierung aufgrund der ethnischen Herkunft und somit um eine schwere Missachtung der Menschenrechte handelte, wurde im breiten politischen Konsens in Kauf genommen. Dabei wurde der gesellschaftliche Konsens des A. nicht nur von →  deutschnationalen Vereinen ge- tragen, sondern auch von den politischen Parteien der herrschenden Mehrheit. So hatte Kärnten/Koroška ab der Mitte des 19. Jh.s, abgesehen vom Bischof von →  Lavant A. M. →  Slomšek sowie im Unterschied zum Bistum von →  Gorizia/Gorica/Görz, auch keinen einzigen slowenischen Bischof der Diözese →  Gurk/ Krška škofija (abgesehen vom Kurzzeitbischof Jakob P. →  Paulitsch/Paulič, der wohl slowenischer Her- kunft war, aber als solcher nicht in Erscheinung trat ; die Kärntner Slowenen Gregorij →  Rožman und Franz X. →  Luschin/Lušin waren Bischöfe in Ljubljana res- pektive in Gorizia/Gorica/Görz). Mit fortschreitender →  Assimilation und →  Ger- manisierung (weitgehend) slowenischer Landesteile erfasste der A. immer weitere Bereiche des lokalen politischen und wirtschaftlichen Lebens und wurde bei Beibehaltung der eigenen slowenischen Sprache zur höchst traumatisierenden Erfahrung der absolu- ten Existenzgefährdung (→  Assimilation und PTBS), bei der die →  Assimilanten aus kompensatorischen Gründen selbst Verfechter des A. waren und die kul- turelle bzw. sprachliche Identität zu einer territorialen →  Identität »echter Kärntner« reduzierten. Die so im gesellschaftlichen Diskurs positionierte Gleichung des Assimilationszwangs lautete : »Slowene = Nationalist, und nur ein Kärntner, der seine slowenische Herkunft verneint bzw. sich dieser öffentlich entsagt und dies mit antislowenischen Handlungen beweist, ist ein ›guter‹ Kärntner.« Und nur als solcher hatten Kärntner (Slowe- nen) objektiv und subjektiv empfundene gesellschaftli- che und wirtschaftliche Zukunftschancen. Diese Kon- stellation prägte für Generationen die Möglichkeiten der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Partizipa- tion, ließ statistisch nachverfolgbar (→  Sprachenzäh- lung) nur die Alternative zwischen Assimilation oder, in extremis, →  Emigration (→  Internierungen 1919 ; →  Vertreibung 1920 ; Franc →  Schaubach) oder zu- mindest Flucht in die gesellschaftliche Isolation zu, die zu Auflösungserscheinungen und zur inneren Entso- lidarisierung der slowenischen Gemeinschaft führten (→  Kryptoslowenen). Diesem Phänomen konnten die slowenischen →  Kulturvereine und das slowenische →  Genossenschaftswesen trotz humanistischer An- strengungen keine den staatlichen Machtinstrumen- ten vergleichbaren Mittel entgegensetzen, um zu einer menschenrechtskonformen Situation beizutragen. Namhafte politische Persönlichkeiten und Kultur- träger aus dem weitgehend slowenischen südlichen Landesteil (→  Südkärnten/Južna Koroška) und slowe- nischer Herkunft bestätigen die empirische Feststel- lung eines systematischen A. und einer damit einherge- henden Verneinung der slowenischen ethnischen und sprachlichen Identität und Herkunft als Bedingung für gesellschaftliche Partizipation (etwa M. →  Abuja, F. →  Ellersdorfer, T. →  Koschat, J. F. →  Perko- nig, V. →  Schumy, J. →  Seebacher ; vgl. dazu auch die diesbezüglichen Überlegungen im Lemma →  Ab- geordnete). Bei anderen verliert sich mit zunehmendem Alter die Spur öffentlicher Manifestationen der slowe- nischen Herkunft (A. →  Falle, F. X. →  Luschin, M. →  Pernhart, j. →  Sablatnig, J. →  Scheliess- nigg). Zu welcher der beiden Kategorien P. →  Les- siak, F. →  Welwitsch oder H. →  Wolf gezählt werden können, ist nicht gänzlich geklärt (→  Akkul- turation).
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
1: A – I
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
542
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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