Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geographie, Land und Leute
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Page - 127 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 127 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I

Image of the Page - 127 -

Image of the Page - 127 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I

Text of the Page - 127 -

127 Auersperg, Anton Alexander Graf Gräfin Maria Attems und machte danach vorwie- gend Graz zu seinem Aufenthaltsort. Schon während der Studienjahre begann A. zu dich- ten. Seine erste Gedichtesammlung (Blätter der Liebe, 1830) ist noch nicht besonders originell, doch bereits in seinem zweiten Werk (Der letzte Ritter, 1830) kommt sein Talent zum Durchbruch. Im Jahre 1831 erschie- nen unter dem Pseudonym Anastasius Grün in Ham- burg Spaziergänge eines Wiener Poeten, in denen er sich als Kritiker des Metternich’schen Absolutismus auswies. Nachdem die Metternich’schen Polizeibehörden 1838 eruiert hatten, dass das Pseudonym für A. stand, erhielt er von Metternich die Aufforderung, auf das Pub- lizieren zu verzichten oder Österreich zu verlassen. A. entschloss sich für den Publikationsverzicht, konnte aber nicht vollständig von der Kritik am Regime ablas- sen. 1845 unterzeichnete er mit anderen Autoren eine Petition, die Erleichterungen bei der Zensur einforderte. Nachdem in Wien die Märzrevolution (→  Revoluti- onsjahr 1848) ausgebrochen war, wurde er aktives Mit- glied einer Bewegung für politische Veränderungen. Im April 1848 nahm er die Einladung zu einer Sitzung des deutschen Vorparlaments in Frankfurt an, in Ljubljana wurde er Anfang Mai zum Abgeordneten ins Frankfur- ter Parlament gewählt. A. polemisierte öffentlich mit dem Wiener akademischen Verein Slovenija (→  Ze- dinjena Slovenija), da dieser mit der Propaganda gegen das Frankfurter Parlament begonnen hatte. A. forderte seine »slovenischen Brüder« auf, nicht gegen Groß- deutschland zu sein. Bis September 1848 war A. Ab- geordneter im Frankfurter Parlament. Da er die klein- deutschen Konzepte nicht mittragen wollte, kehrte er in seine Heimat zurück. Zur Zeit des Neoabsolutismus fokusierte sich A. auf seine literarische Arbeit. 1850 erschienen die Volkslieder aus Krain in seiner Überset- zung ins Deutsche ; im selben Jahr die epische Dich- tung Der Pfaff vom Kahlenberg, die er mehr als fünf- zehn Jahre früher verfasst hatte. Darin rechnete A. als Liberaler mit dem Metternich’schen Absolutismus ab. Im Epos machte A. auch die Einsetzung der →  Kärnt- ner Herzöge zum Thema, wobei er die Notwendigkeit der Übertragung der Macht auf einen Herrscher durch das Volk selbst hervorhebt. 1860 wurde A. Mitglied des Verstärkten Reichsrats, war darin aber nicht besonders aktiv. Bei den Landtagswahlen im März 1861 wurde er zum Landtagsabgeordneten von →  Krain/Kranjska gewählt. Im selben Jahr ernannte ihn der Kaiser zum Mitglied des Herrenhauses. In dieser Funktion schrieb er die meisten Entwürfe an die Adresse des Herren- hauses und setzte sich als einer der Meinungsfüh- rer der deutschen Verfassungspartei durch. In seinen Wortmeldungen im Herrenhaus und im Landtag ver- trat A. einen großdeutschen und großösterreichischen Standpunkt. Er setzte sich für eine führende Rolle des österreichischen Kaiserreiches im Deutschen Bund ein, lehnte aber Sonderrechte für Ungarn ebenso ab, wie Konzepte für eine föderalistische Umgestaltung der Monarchie. Die Februarverfassung sah er als »die schützende Burg der Macht, der Einheit der Einheit des Reiches und der Freiheit seiner Völker …« In der Verfas- sungstreue und im Rechtsstaat sah er das eigentliche Wesen des Liberalismus, in der Gegnerschaft zur Ver- fassung aber Konservatismus und Reaktion. Daher war er entschieden gegen die Sistierung der Verfassung durch Belcredi (20. September 1865). Die Annähe- rung zwischen der Krone und der ungarischen liberalen Opposition waren ihm suspekt. Die Niederlage gegen Preußen 1866 bedauerte er aufrichtig, lehnte aber trotz- dem eine dualistische Umgestaltung der Monarchie ab. Noch Ende 1866 hatte A. im Landtag von Krain/ Kranjska den österreichisch-ungarischen Dualismus als doppelte Krücke bezeichnet, nur einige Monate spä- ter aber akzeptierte er den österreichisch-ungarischen Ausgleich als notwendiges Übel. Im Entwurf an die Adresse des Herrenhauses sieht er darin die Vorbedin- gung für eine neue verfassungsmäßige Entwicklung und Stärkung der Monarchie nach innen und außen. A. war überzeugt, dass man einem zentralisierten Ungarn ein zentralisiertes Cisleithanien mit deutscher Vorherr- schaft entgegen halten müsse und stellte sich daher zur Zeit der Regierung potocki und hohenwart ent- schieden gegen das beabsichtigte dualistische Experi- ment. In mehreren seiner Reden im Herrenhaus griff er auch in andere politische Auseinandersetzungen ein. Besonderen Widerhall fanden seine Reden gegen die Vorrechte der katholischen Kirche und das Konkordat, das er als Canossagang bezeichnete und mit dem das Österreich des 19. Jh. für den Josephinismus des 18. Jh. Buße tun müsse. A. war auch der Hauptredner zur Un- terstützung des Ehegesetzes (20. März 1868). A. repräsentierte eine der ältesten und angesehens- ten Adelsfamilien in Krain/Kranjska und war mit sei- ner engeren Heimat sehr verbunden. Er bewunderte Prešeren (dessen Gedichte er ins Deutsche über- setzte) und war vom slowenischen →  Volklied begeis- tert. Den Slowenen gegenüber aber verhielt er sich paternalistisch, wie es für den damaligen deutschen Li- beralismus typisch war. A. glaubte an die Kulturmission
back to the  book Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I"
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
1: A – I
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
542
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška