Page - 138 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
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Bartel, Anton
Bartel, Anton (* 27. 11. 1853 Mirna peč [Dolenjska], † 1.
September 1938 Ljubljana), Prosaist, Lexikograf, Re-
dakteur, Herausgeber. Nach dem Gymnasium in Novo
mesto (1873) und dem Studium der klassischen Phi-
lologie in Wien (1877) war er Lehrer in Ljubljana. B.
bearbeitete und korrigierte Pleteršniks Wörterbuch
(1894–95) und betreute die 3., 4. und 5. erweiterte Aus-
gabe von → Janežičs Deutsch-slovenischem Hand-Wör-
terbuch, das 1889, 1905 und 1921 im Verlag der → Mo-
horjeva erschien. Er übernahm die redaktionelle Arbeit
an → Štrekeljs Jahrbuch Letopis Slovenske matice za
leto 1895. Von Januar bis Oktober 1881 veröffentlichte
B. im → Kres die national aufgeladene und mit legiti-
mistischer Tendenz geschriebene Erzählung Pomladan-
ski vetrovi [Frühlingswinde]. Sie spielt in der Dolenjska
(Unterkrain) zu Zeiten der → Illyrischen Provinzen.
Frühlingswinde symbolisieren die französische Ober-
herrschaft in → Krain/Kranjska und stehen im Kontrast
zu der scheinbar schwachen Pflanze, die für die scheinbar
schwache, tatsächlich aber starke slowenische Gemein-
schaft, die sich nie dem Wind beugt, steht. Sein Werk
Tihodolski učitelj [Der Lehrer von Tihi dol] aus dem Jahr
1923 wurde nie gedruckt. Aufgrund seines literarischen
Schaffens im Kres wird B. in der nationalen Literaturge-
schichte zu den Epigonen und Dilettanten gezählt.
Quellen : Anton Bartel : Pomladanski vetrovi. In : Kres, let. 1, št. 1–10,
1881 (1. 1., 1. 2., 1. 3., 1. 4., 1. 5., 1. 6., 1. 7., 1. 8., 1. 9., 1. 10.; 2–11,
69–80, 133–149, 197–211, 245–262, 310–324, 365–384, 421–436,
476–489, 533–544).
Lit.: SBL. – J. Pogačnik : Zgodovina slovenskega slovstva 4. Maribor,
1970 ; Slovenska književnost. Ljubljana 1996, 22.
Urška Perenič
Bartoloth, Maria (* 1938 Göriach/Gorje), Volkspoetin,
→ Gailtal/Ziljska dolina.
Basar, Jernej (* 20. August 1683 Škofja Loka [Goren-
jska], † 10. März 1738 Ljubljana), slowenischer Predi-
ger und Ordensmann von zentraler Bedeutung für die
Entwicklung der slowenischen Sprache seiner Zeit.
Zunächst studierte B., vermutlich in → Ljubljana,
Philosophie, dann in Wien Philosophie und Theologie.
Um 1710 wurde er zum Priester geweiht. Nachdem er
acht Jahre u. a. in Ljubljana als Pfarrer gearbeitet hatte,
trat er 1718 in den Orden der → Jesuiten ein. Er wurde
sowohl Leiter von Exerzitien (geistlichen Übungen) als
auch Vorsitzender der Bruderschaft Bratovščina trpečega
Kristusa [Bruderschaft des leidenden Christus]. Beson-
dere Verdienste erwarb er sich mit seinen slowenischen Predigten und geistlichen Schriftstücken. Seine Zeit-
genossen zählten ihn zu den wichtigsten Predigern im
damaligen Österreich, sein Ruhm reichte aber weit über
Mitteleuropa hinaus. In Erinnerung an Johannes Chry-
sostomos/Janez Zlatousti nannte man ihn auch pa-
triae Chrysostomus. B. wirkte an den Jesuitenkollegien in
→ Trieste/Trst/Triest, →
Gorizia/Gorica/Görz, Kla-
genfurt/Celovec und Ljubljana als Prediger. Während
seines Aufenthaltes in Klagenfurt/Celovec wirkte er
wahrscheinlich auch im Stift Eberndorf/Dobrla vas. Die
Jesuiten widmeten sich anfänglich dem Druck katho-
lischer slowenischer Bücher, um gegen den → Protes-
tantismus auftreten zu können (→ Gegenreformation).
Nachdem der Protestantismus größtenteils ausgemerzt
worden war, sahen sie keinen Bedarf mehr an sloweni-
schen Büchern. B. war somit nach einer hundertjährigen
Pause der erste Jesuit, der wieder slowenische Bücher
verfasste. 1734 gab er in Ljubljana die Predigtsammlung
Conciones iuxta libellum Exercitiorum s. p. Ignatii (slow.
Pridige iz bukvic, imenovanih Exercitia svetega očeta Igna-
cija, zložene na vsako nedelo čez lejtu) heraus. Diese Pre-
digtsammlung umfasst 52 slowenische Predigten. Die
Predigten waren als Vorlage für die sonntägliche Kan-
zelpredigt gedacht. Zudem sollten sie eine Richtschnur
für jene sein, die wohl des Slowenischen, aber nicht des
Lateinischen mächtig waren. In diesem Zusammenhang
sei die Bruderschaft Bratovščina sv. Ignacija in Eberndorf/
Dobrla vas erwähnt, die bei ihren Exerzitien auf slowe-
nische Texte angewiesen war und um die sich B. verdient
gemacht hatte. B., der ab 1732 Leiter der Bratovščina sv.
Ignacija war, ist vermutlich auch der Verfasser der slo-
wenischen Fassung des Bruderschaftshandbuches Stabat
mater (slow.: Pomuč živim, umireječim inu mertvim, 1735).
Mit seinen Predigten führte B. einen neuen Predigtstil
ein. Die logisch aufgebauten, sich direkt auf das Evan-
gelium beziehenden Predigten appellieren an den indi-
viduellen Verstand. Trotzdem fehlen in seinen Predigten
die für den Barock typischen Stilmittel nicht. B. betonte
immer die Wichtigkeit der volkssprachlichen Predigt.
Als sprachliche Vorlage diente ihm u. a. die →
Dalma-
tinbibel, deren Sprache und Rechtschreibung er aber
nicht konsequent übernahm. Seine Übersetzungen
lehnten sich allgemein kaum an frühere Übersetzungen
an. In die Unterkrainer slowenischen Schriftsprache der
Reformationszeit ließ er Elemente seines heimatlichen
slowenischen Dialekts (Gorenjska [Oberkrain]) ein-
fließen. Gemeinsam mit den Ordensmännern Matija
Kastelec und Janez Svetokriški leistete B. einen
außerordentlich wichtigen Beitrag zur Entwicklung und
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55