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Beljaško omizje [Villacher Kreis] in Villach/Beljak
meinsamen Ausflug beider Kreise aus Villach/Beljak
und aus Trieste/Trst/Triest nach →
Gorizia/Gorica/
Görz. Der erste Besuch einer Gruppe von Triestiner
Bergsteigern auf die Achomitzer Alm/Zahomška pla-
nina kam auf Einladung von Ivan Millonig zustande,
einem Mitglied des Kreises in Trieste/Trst/Triest.
Lit.: P. Rustja : Beljaško omizje v Trstu. In : KMD 2000. Celovec
[1999], 83–85.
Peter Rustia ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Beljaško omizje [Villacher Kreis] in Villach/Beljak.
Der slowenische sog. Villacher Kreis (Beljaško omizje)
war eine traditionelle Form wöchentlicher Treffen der
identitätsbewussten Slowenen in →
Villach/Beljak vor
dem Ersten Weltkrieg. Es war ein Art Debattierklub,
dessen Mitglieder sich bis zum Krieg im Gasthaus
Brunner trafen, wo sie den Chorgesang pflegten und
verschiedene Vorträge organisierten (→ Kulturvereine,
→ Chorwesen). Der Stammtisch bzw. Kreis hatte seine
Hymne, dessen Text Ivan Frole geschrieben hatte und
die von Karl Rožanc vertont wurde, die beide in der
Eisenbahndirektion in Villach/Beljak beschäftigt waren.
Den Kreis leitete bis 1904 Prof. Jakob → Wang, da-
nach bis 1906 der Priester Jurij → Trunk. Ihnen folg-
ten der Psychologe Mihajlo Rostohar und der Pro-
fessor am Villacher Gymnasium Josip Skrbinšek. Als
Skrbinšek kurz vor dem Ersten Weltkrieg an die Pra-
ger Universität ging, leitete den Kreis Professor Štefan
Podboj, der bereits am ersten Tag des Krieges mobili-
siert wurde und auch in einem der ersten Kämpfe fiel.
Die Zahl der ständigen Mitglieder schwankte zwi-
schen 15 und 40. Mitglieder waren slowenische Pro- fessoren an den Mittelschulen in Villach/Beljak (Jakob
Wang, Josip Skrbinšek, Lendovšek, Artl), Eisen-
bahnbeamte (Ivan Frole, Karl Rožanc, Knafelc,
Zobec, Kustrin), der Händler Šuster, die Priester
Jurij Trunk, Anton → Brandner (der spätere Vorsit-
zende des → Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner
Slowenen] in → Maribor) sowie auch Fran → Eller,
Lehrer in → Maria Gail/Marija na Zilji und der Mili-
tärkaplan R. Potočnik usw. Unter den Mitgliedern des
Kreises finden sich auch einige Tschechen und Kroaten.
Das aktivste Mitglied war Ivan → Hochmüller,
der 1900 bei der Direktion der staatlichen Eisenbah-
nen in Villach/Beljak beschäftigt war. Zusammen mit
anderen Mitgliedern war er bestrebt, in Villach/Beljak
ein Zentrum für die identitätsstiftende und politische
Tätigkeit der Slowenen im westlichen Teil → Süd-
kärntens zu schaffen. Aus den Mitgliedern des Krei-
ses rekrutierte er Mitglieder für den Gesangs- und
Tamburizzaverein (→ Tamburizzamusik) und trat mit
ihnen im gesamten Umland von Villach/Beljak sowie
auch in anderen »slowenischen« Ländern auf. Er half
bei der Gründung des Dijaški tamburaški zbor [Schüler-
Tamburizza-Orchesters], im Jahr 1905 unterstützte
er finanziell die Gründung des Blattes Dijaški odmevi
[Schüler-Echo]. Er trug sehr viel zur Gründung der
Bildungs- und Tamburizzavereine → Dobrač [Dob-
ratsch] in Fürnitz/Brnca und Lipa [Linde] in Föder-
lach/Podravlje bei. Wegen seines identitätsstiftenden
Engagements wurde Hochmüller zusammen mit
einigen anderen Mitgliedern des Kreises und Eisen-
bahnbediensteten anlässlich der Eröffnung der Bahnli-
nie Villach/Beljak – → Trieste/Trst/Triest 1906 in die
dortige Eisenbahndirektion versetzt. In Trieste/Trst/
Omizje je naša trdnjava ob meji,
Branitelji majke nam Slave smo mi,
Borimo za geslo se vedno krepkej[š]i :
Naj mili naš narod na veke živi. Slovensko omizje beljaško je skala,
nas sila sovražna ne uniči nikdar,
branimo se krepko vsi zoper krivice,
ki dela nam ljuti sovražnik jih naš,
in v slogi branimo si svoje pravice
umreti za narod je zadnji naš glas.
Der Stammtisch ist unsere Festung an der Grenze,
Wir sind die Verteidiger unserer Mutter Slava,
für unseren Wahlspruch kämpfen wir mehr und mehr :
Möge es auf ewig leben unser holdes Volk. Der slowenische Stammtisch von Villach ist der Fels,
niemals wird uns die feindliche Macht zerstören,
mit aller Kraft kämpfen wir gegen das Unrecht,
das der gehässige Feind uns antut.
In Einheit wollen wir unsere Rechte verteidigen,
für unser Volk zu sterben soll uns unser letzter Atemzug
sein.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55