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Benetek, Anton
Triest kamen sie wieder zusammen und gründeten den
ebenso genannten Kreis → Beljaško omizje [Villacher
Kreis]. Dort trafen sie sich im Narodni dom [Volkshaus]
– dem Hotel Balkan, wo sich auch identitätsbewusste
Slowenen aus der Stadt an den Treffen beteiligten.
1910 kehrte Hochmüller nach Villach/Beljak zu-
rück, nachdem er aufgrund von schweren Verletzungen
bei einem Unfall in den Ruhestand versetzt worden war.
Neben großen Verdiensten für die Festigung der slo-
wenischen Identität auf dem Lande wurden auf Initi-
ative des Kreises in Villach/Beljak der Wohltätigkeits-
verein Drava [Drau] gegründet. Ziel dieses Vereines
war es, jungen Kärntner Slowenen bei der Ausbildung
behilflich zu sein. Wegen seines Wirkens für das slowe-
nische Identitätsbewusstsein waren der Kreis und auch
der Wohltätigkeitsverein Drava oftmals Ziel von An-
feindungen seitens deutschnationaler Kreise.
Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges war die Tä-
tigkeit des Kreises wegen der Verfolgungen, denen die
Slowenen ausgesetzt waren, äußerst erschwert (→
Mi-
litärgerichtsbarkeit, → Internierungen 1919). Weil die
Deutschnationalen die Mitglieder aus jedem öffentli-
chen Lokal vertrieben, trafen sie sich einige Zeit ver-
steckt bei Ivan Hochmüller. Die Zahl der Mitglie-
der sank von Tag zu Tag wegen der Mobilmachung, der
Verhaftungen und wegen der Versetzungen identitäts-
bewusster Slowenen, weshalb die Tätigkeit des Krei-
ses gegen Ende des Krieges, vor allem aber nach der
→
Volksabstimmung 1920 völlig zum Erliegen kam
(→ Vertreibung 1920).
Lit.: Ante Beg : Narodni kataster Koroške. V Ljubljani, dne 2. julija
1910, 46 (http://www.sistory.si/SISTORY:ID :27172) ; D. Grafe-
nauer : Življenje in delo Julija Felaherja in koroški Slovenci (Phil. Diss).
Maribor 2009 ; Ivan Hochmüller in Koroška. In : Mariborski večernik
Jutro 12–40, vom 19. februar 1938, S. 3.; J. M. Trunk : Spomini.
Celje 1950 ; M. Klemenčič : Jurij Trunk med Koroško in Združenimi
državami Amerike ter zgodovina slovenskih naselbin v Leadvillu, Kolo-
rado, in v San Franciscu, Kalifornija. Celovec [e. a.] 1999.
Matjaž Klemenčič ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Benetek, Anton (* 19. Mai 1877 Griže [Celje], † 18.
Oktober 1964 Tainach/Tinje), Propst, Publizist, Mitar-
beiter der Hermagoras-Bruderschaft, Bildungspolitiker.
Die Grundschule absolvierte B. in Griže ; nach dem
Vorbereitungslehrgang in →
Celje (weil das Gymna-
sium von Celje nur die deutsche Unterrichtssprache
gebrauchte) besuchte er die Gymnasien in Celje und
Novo mesto. Den Militärdienst leistete B. 1898–1901 in
Pula/Pola ab ; während der Manöver 1899 kam er nach Kärnten und nach → Tainach/Tinje. 1903 legte B. am
Gymnasium in Novo mesto die Matura ab und begann
mit dem Theologiestudium in Klagenfurt/Celovec, weil
das Bibelstudium in Latein und nicht in Griechisch zu
absolvieren war. Als Alumne des ersten Jahrganges er-
teilte er freiwillig Slowenischunterricht. Die Resonanz
darauf war in der Öffentlichkeit heftig, während dies
im Priesterseminar kaum jemanden besonders bewegte.
Die Ordination erfolgte am 19. Juli 1907 in Klagenfurt/
Celovec. Seine ersten Kaplansjahre 1907–1909 ver-
brachte B. in Črna na Koroškem. 1909 kam er zunächst
für einige Monate nach → Eisenkappel/Železna Kapla,
später als Provisor nach St. Egyden/Št. Ilj, 1910 dann
nach St.
Georgen am Weinberg/Št.
Jurij ob Vinogradih
und 1911 als Pfarrer nach Diex/Djekše und Grafenbach/
Kneža. Hier wurde er Leiter der Hranilnica in posojilnica
za Djekše [Spar- und Darlehenskasse für Diex] (→ Ge-
nossenschaftswesen), war zwischenzeitlich Gemeinde-
ausschussmitglied und Mitarbeiter in der Gemeinde-
verwaltung (→ Völkermarkter Hügelland/Velikovško
podgorje, → Saualpe/Svinška planina). Die Situation
während des Krieges und bis zur → Volksabstimmung
1920 war konflikt
reich und für B. persönlich riskant
(→ Vertreibung 1920). 1924 erfolgte die Berufung zum
Pfarrer von Maria Rain/Žihpolje (1924–1928) und zum
Dechanten von Ferlach/Borovlje. 1928 ernannte ihn
Papst Pius XI. zum Propst und Dechanten von Tainach/
Tinje, wo er bis zum Ruhestand 1959 blieb (Obmann
der Sodalitas → Sodaliteta/Sodalitas 1929–1954). Nach
seiner Pensionierung wurde B. zum Publizisten und
zum Biografen verstorbener ihm bekannter Priester, er
veröffentlichte seine volksnahen Beiträge vorwiegend in
der slowenischen Sonntagszeitung → Nedelja. Während
des Krieges bot B. 43 geistig behinderten Kindern und
sieben Schwestern des Maria-Josefinum-Heimes, die
im Dritten Reich aus ihrer Heimstätte in St. Martin/
Šmartin – Klagenfurt/Celovec vertrieben worden waren,
in der Tainacher Propstei Unterkunft. Allerdings blie-
ben in weiterer Folge nur die Knaben in Tainach/Tinje.
Quellen : ADG, Personalakt Benetek.
Werke : A. Benetek : Erinnerungen eines Priesters aus »viermal Öster-
reich« ! [Aus dem Slowenischen R. Blüml]. Klagenfurt 1965.
Lit.: Naši rajni duhovniki. Celovec 1968, 13–24 ; P. G. Tropper : Na-
tionalitätenkonflikt, Kulturkampf, Heimatkrieg. Dokumente zur Situa-
tion des slowenischen Klerus in Kärnten 1914–1921. Klagenfurt 2002 ;
J. Zerzer : Dobri pastirji, Naši rajni duhovniki 1968–2005. Celovec/
Klagenfurt 2006.
Josef Till
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55