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Bilka, Katoliško slovensko izobraževalno društvo
zielte vorerst – unter Missachtung verfassungsrechtli-
cher Normen – gesetzlich legitimiert darauf ab, durch
Deutsch als B. die empirisch nachvollziehbaren Grund-
lagen für einen zeitlich versetzten Sprach- und Iden-
titätswechsel zu schaffen. Pädagogisch unzureichende
Methoden des zweisprachigen Schulwesens nahmen
zudem in der Folge durch Submersion bzw. → Immer-
sion in der Fremd- und Bildungssprache in Kauf, ganze
Generationen in der Muttersprache nicht ausreichend
auszubilden (→ Mischsprache). Durch mangelnde
funktionale Sprachkenntnisse in der Muttersprache
und gleichzeitig höhere gesellschaftliche →
Relevanz
des Deutschen sowie durch eine ideologische Posi-
tionierung der → Zweisprachigkeit (→ Zweispra-
chigkeitsideologie ; → Minderheit) wurde mit mehr
oder weniger offener Gewalt und unter Missachtung
von Menschenrechtsstandards die Assimilation eines
Großteils der Slowenen in Kärnten/Koroška in kür-
zester Zeit materiell herbeigeführt bzw. sprachsoziolo-
gisch erzwungen.
Lit.: G. Fischer : Das Slowenische in Kärnten, Bedingungen der sprachli-
chen Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, Sprache und
Herrschaft, Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als Gesellschafts-
wissenschaft, Reihe Monographien Nr. 1 /1980 ; H. Lotherington :
Bilingual Education : In : A. Davies, C. Elder (Hg.) : Handbook of Ap-
plied Linguistics (Malden MA [e. a.] : Blackwell Publishing, 2005),
695–718 ; T. Feinig : Slovenščina v šoli, zgodovina pouka slovenščine
na Koroškem – Slowenisch in der Schule, Die Geschichte des Slowenisch-
unterrichts in Kärnten. Klagenfurt/Celovec 2008 ; V. Wakounig : Der
heimliche Lehrplan der Minderheitenbildung. Die zweisprachige Schule
in Kärnten. Klagenfurt/Celovec 2008 ; B.-I. Schnabl : Asimilacija in
sindrom posttravmatskega stresa (SPTS). In : KK 2011. Celovec [2010],
117–130 ; I. Destovnik : Vsakdanji jezik in jezik izobraževanja, Intervju
z Vladimirjem Wakounigom. In : KK 2013. Celovec [2012], 159, 165.
Bojan-Ilija Schnabl
Bilka, Katoliško slovensko izobraževalno društvo
[Katholischer slowenischer Bildungsverein Bilka/
Halm] in Ludmannsdorf/Bilčovs. Gegründet wurde
der Verein auf der Gründungsversammlung am 25. Fe-
bruar 1912, die Statuten wurden seitens der Landes-
regierung am 6. März desselben Jahres bestätigt. Die
erste ordentliche Jahresvollversammlung fand am 2.
März 1913 statt. Zum Vorsitzenden wurde Anton Ku-
riselo, Wagenmacher aus Selkach/Želuče, und zum
stellvertretenden Vorsitzenden Valentin Koprivnik,
Landwirt aus Ludmannsdorf/Bilčovs, gewählt. Sekretär
wurde Mihael Weber, Landwirt aus Selkach/Želuče,
dessen Stellvertreter wurde Anton Teul, Priester in
Ludmannsdorf/Bilčovs, Kassier war Josip Martič, Gutsbesitzer aus Selkach/Želuče, dessen Stellvertreter
Gregor Jerolič, Landwirt aus Franzendorf/Branča
vas, Bibliothekar wurde Franc Kapus, der Organist
aus Ludmannsdorf/Bilčovs, dessen Stellvertreter Franc
Krušic, Bauernsohn aus Wellersdorf/Velinja vas.
Rechnungsprüfer wurden die → Bürgermeister von
Ludmannsdorf/Bilčovs und von Strein/Stranje, Filip
Martič respektive Janez Ogris. Bei der Gründung
hatte der Verein 27 Mitglieder. Die Gründungsver-
sammlung und alle weiteren Treffen fanden im Pfar-
rhof statt. Die Mitglieder des Vereins trafen einander
vorerst einmal pro Monat. Ziel des Vereins war die
Erhaltung der slowenischen Sprache und Kultur sowie
die Weiterbildung der Mitglieder, zumal in jener Zeit
die Schulen nicht dem Bildungsauftrag des Erhalts
der slowenischen Sprache nachkamen (→ Schulwesen,
dort Utraquismus).
Im Rahmen des Vereins waren ein Männerchor
und ein Frauenchor unter der Leitung von Franc Ka-
pus aktiv, der Organist in Ludmannsdorf/Bilčovs war
(→
Chorwesen). Eine Vereinsbibliothek wurde einge-
richtet und es wurden regelmäßig Fortbildungsveran-
staltungen mit Vorträgen abgehalten. Der Verein erhielt
Räumlichkeiten im Gasthaus Miklavž, das im Zentrum
des Ortes lag. Dort wurde auch eine Vereinsbühne er-
richtet, auf der die ersten Laienspiele aufgeführt wur-
den. Die Tätigkeit des Vereins wurde durch den Ersten
Weltkrieg unterbrochen, als die Mehrzahl der Vereins-
funktionäre dem Einberufungsbefehl folgen musste.
Viele fielen im Krieg. Die erste Generalversammlung
nach dem Ersten Weltkrieg fand im Jahr 1920 statt,
wobei das Vereinsleben wiederum von den Wirren der
Volksabstimmungszeit geprägt war. Das → Theater, das
nach der Wiederbelebung des Vereins zunächst einige
Monate wieder auflebte, kam nach der → Volksab-
stimmung gänzlich zum Erliegen. Die gesamte Tätig-
keit des Vereins war zu jener Zeit stark erschwert, da
u. a. der damalige Besitzer der Gastwirtschaft Miklavž
wegen der verschärften politischen Lage dem Verein
den Mietvertrag kündigte. Die Mitglieder des Vereins
waren sich dessen Bedeutung für den Erhalt des slo-
wenischen Wortes bewusst, weshalb sie bereits im Ap-
ril 1921 eine Generalversammlung abhielten. Damals
hatte der Verein über 100 Mitglieder. Zwischen 1921
und dem Zweiten Weltkrieg führte der Verein schritt-
weise seine Aktivitäten im Sinne der anfangs gestellten
Ziele zum Erhalt der slowenischen Sprache weiter. Die
Leitung des Vereins übernahm 1921 Janko → Og-
ris, der spätere Eigentümer des Gasthauses Miklavž,
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55