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Geographie, Land und Leute
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
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Page - 176 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I

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176 Brabenec, Jan Grabstein in Gurnitz/ Podkrnos, Foto Bojan-Ilja Schnabl Brabenec, Jan (Ivan, Janez, * 22. August 1871 Hera- lec, Böhmen, † 24. Dezember 1938 Gurnitz/Podkrnos), Priester, Kulturaktivist. Bauernsohn, besuchte das Gymnasium in Havlíčkův Brod in Böhmen, wo er 1891 maturierte. Danach ging er an das Priesterseminar in Klagenfurt/Celovec, und wurde am 22. Juli 1894 vom Fürstbischof Josef →  Kahn zum Priester geweiht. Am 1. Juli 1895 trat er die Stelle eines Kaplans in →  Eisenkappel/Železna Kapla an. B. erlernte als Tscheche die slowenische Sprache, sodass er diese akzentfrei sprach. Mitte Juli 1896 kam er als Pro- visor an die Pfarre St.  Thomas a. Z./Šenttomaž pri Ce- lovcu. Im Jahre 1900 wurde er Pfarrer und blieb es bis zum 1. Oktober 1929, als er zum Propst von Gurnitz/ Podkrnos ernannt wurde. Die Pfarre war starkem As- similationsdruck ausgesetzt (→  Assimilation, →  Ger- manisierung). Laut Liber Memorabilium wurden gemäß Beschluss des Kärntner Landtages vom 18. Februar 1910 Erhebungen durchgeführt, ob an jenen 30 Schu- len im gemischtsprachigen Gebiet, in denen aufgrund des § 6 R. V. Sch. G. Deutsch als Unterrichtssprache vorgeschrieben war, dies auch im Religionsunterricht eingehalten wurde. Dabei kam zutage, dass dies nur auf 2 Schulen zutraf, während in 20 Schulen der Re- ligionsunterricht in Deutsch und Slowenisch erfolgte, an 7 Schulen, darunter auch in St.  Thomas/Šenttomaž, wurde der Religionsunterricht hingegen nur in slowe- nischer Sprache erteilt. Vom Landesschulrat wurde daraufhin ein Verbot des slowenischen Religionsun- terrichtes durch einen Erlass im Sinne des Utraquis- mus gefordert (→  Schulwesen). B. verfasste ein Me- morandum an das bischöfliche Ordinariat, in welchem er u. a. feststellte, dass von 94 Kindern nur 9 Deutsch konnten. Er brachte außerdem Argumente in Bezug auf die Bedeutung der →  Muttersprache vor, die den Erkenntnissen der heutigen modernen Pädagogik ent- sprachen (→  Immersion ; A. M. →  Slomšek). Seine Zivilcourage manifestierte er am Ende des Memoran- dums, indem er schrieb : »Was einem recht ist, soll auch dem anderen billig sein. Aus Allem folgt, daß der ehr- furchtsvoll Gefertigte nach dem oben citierten Erlasse des k. k. Landesschulrathes nicht vorgehen kann, sonst müßte er I.) gegen sein Gewissen, II.) gegen die Kir- che, III.) gegen die gesunde Pädagogik handeln. Auf Grund dessen bittet der ehrfurchtsvoll Gefertigte das hochwürdigste Ordinariat wolle in dieser Sache den gerechten Standpunkt der kath. Kirche vertheidigen.« In einem gedruckten Rundschreiben der bischöf- lichen Kanzlei vom 11. Juli 1910 hatte sich die Kir- chenbehörde die Entscheidung über die Sprache des Religionsunterrichtes im Sinne der Muttersprache der Kinder vorbehalten. (Alle Schreiben hielt B. im Liber memorabilium S. 342–348 in Abschrift fest). Auch welt- lichen Behörden gegenüber verteidigt B. den Gebrauch der slowenischen Sprache, das zeigt sein Rekurs, als die Gesundheitsbehörde die slowenische Pockenimp- fungsbestätigungen des Matrikelamtes auf Kosten der Pfarre übersetzen ließ (siehe dazu einen Bericht in Mir 6/8 1910, Nr. 32). Durch deutschnationale Agitatoren wurde die Bevölkerung verhetzt und gespalten, es wurde von beiden Seiten um die →  Liturgiesprache, vor allem die Predigtsprache gekämpft. B. hielt im Liber memora- bilium fest (S. 306), dass sich bei der Volkszählung 1890 in der Gemeinde St.  Thomas/Šenttomaž 335 Personen als Slowenen und 114 Personen als Deutsche deklarier- ten, während es 1900 nur noch 37 Slowenen gegen 337 Deutsche waren. Für die Gemeinde Hörtendorf/Trdnja vas hielt er fest, dass sich 1890 449 Personen als Slowe- nen deklarierten und 302 Personen als Deutsche, wäh- rend es 1900 nur noch 98 Slowenen und 682 Deutsche
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
1: A – I
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
542
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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