Page - 211 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
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Chorwesen
Kvintet Foltej Hartman,
Marijina pesem, Ko zarja zlati
nam gore
Družina Zwitter
Duo Albert in Pavle u. a. Auch die Volksliedausgabe von Matija → Ahacel
1833 Pesmi po Koroskem inu Stajerskem znane [In Kärn-
ten und in der Steiermark bekannte Lieder] und andere
in Klagenfurt/Celovec förderten die Entwicklung zum
späteren chorischen Gesang. Im Vorwort zur 1. Auf-
lage heißt es : »Innig bitte ich euch, … unterlasst alle
unwürdigen, schmutzigen und ungeeigneten Lieder, …
Ihr sollt singen, aber würdig singen …«
Die wichtigste und in der Folge einflussreichste In-
stitution wurde die im Jahre 1852 gegründete Družba
sv. Mohorja (Hermagoras-Bruderschaft, →
Mohorjeva).
Sie betrieb seit 1871 eine eigene Druckerei, mit deren
Hilfe viele Bücher unter das Volk gebracht wurden. Die
Aljaž-Liedersammlung um die Jahrhundertwende
war die bis dahin bedeutendste und hielt dadurch in
fast allen Gemeinden Einzug.
Die Verbreitung der Lieder ging Hand in Hand mit
der Gründung und Tätigkeit der → Kulturvereine. In
den 1890er-Jahren entstanden zahlreiche Vereine auf
Grundlage der →
Družba sv. Cirila in Metoda [Cyrill
und Method-Verein]. Dort hören wir von gelegentli-
chen Darbietungen bei Versammlungen dieser Vereine,
die bis 1906 kräftig tätig waren.
Der erste Gesangsverein entstand im Jahre 1893
in St. Michael bei Bleiburg/Šmihel pri Pliberku und
besteht bis heute unter dem Namen Gorotan (→ Ko-
rotan) weiter. Er hat sich, wie wir aus dem Bericht in
der Zeitung → Mir erfahren, aus einer Runde von Ge-
sangsliebhabern entwickelt, die den Gesang pflegten
und sich gesanglich stärker zu organisieren wünschten.
Es wurden ein gemischter und ein Männerchor geführt
(→ Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za
Šmihel in okolico).
Der zweite behördlich 1897 gemeldete Gesangs-
verein hatte seinen Sitz in Lind ob Velden/Lipa ob
Vrbi (Lipa [Linde]) unter der Leitung des Organisten
Bernot, und der dritte begann in St. Jakob im Rosen-
tal/Šentjakob v Rožu im Jahre 1899 mit seiner Arbeit
(Pevsko društvo Rožica [Singverein Blümchen]). Zeit-
weiliger Chorleiter war Franc → Rauter, wenn dieser
nicht anwesend war, vertrat ihn der Kaplan Fugger.
Doch davor bestand schon – nach den Ausführun-
gen von Joško → Tischler (in : Koledar slovenske
Koroške 1948, 40) – ein erstes slowenisches Männer-
gesangsquartett in Köttmannsdorf/Kotmara vas unter
der Leitung von Valentin Stangl, vlg. Mežnar (von
1903–1919 Chorleiter in St. Michael/Šmihel beim
Gesangsverein Gorotan). Das Liedgut dieser Sänger
ist aus dem 2. Teil der Liederhandschrift von Janez Modrič (Razne Pesmi ki se nahajajo v Kotmirski oko-
lici [Lieder aus der Umgebung von Köstendorf]) aus
dem Jahre 1890 gut nachvollziehbar. Im 3. Teil, der
Volks- und Kunstliedersammlung aus dem gesamten
slowenischen Sprachraum, treffen wir auf Autoren
wie → Jarnik, Slomšek, →
Vodnik, → Bleiweis,
→ Prešeren, Potočnik, Vilhar, → Erjavec,
→ Jenko, → Trstenjak. Volkstümlich gewordene
Lieder (Cesarska, Hej Slovenci, Naprej, Dolenska, Na
jezeru, Vse mine, Slovo od lastovke, Prave sreče dom
etc.) oder jene von Slomšek (Veseli hribček, Veselja
dom, Lehko noč, Večernica, Kdo je naučil) werden in die-
ser Handschrift najnavadnejše slovenske narodne pesmi
[gewöhnliche slowenische Volkslieder] genannt, d. h.,
es gab um diese Zeit keine klare Trennung zwischen
Volksliedern und Kunstliedern im Volksmund. Krite-
rium war einzig die Brauchbarkeit.
Weitere auftretende Chorvereinigungen bestan-
den u. a. in → Keutschach/Hodiše (→ Zvezda ; Mir
22. September 1904, 149), Schiefling/Škofiče (Mir 23.
August 1913, 240 [→ Škofiče ; → Kirchenchor Schief-
ling/Škofiče]), → Achomitz/Zahomc, Jeserz/Jeserce
und Augsdorf/Loga vas (»Slavček«, Mir 25. September
1909, 244, Mir 24. Februar 1912, 53) unter Jožef Taler.
Vielerorts waren die Tamburizzaspieler auch Sänger
(→ Tamburizzamusik).
Seit der Gründung des kulturellen Dachverbandes
der Kärntner Slowenen in Klagenfurt/Celovec (→ Slo-
venska krščansko-socialna zveza [Slowenischer christ-
lich-sozialer Verband]) im Jahre 1908 kam es zu ers-
ten größeren Sängertreffen, die dieser organisierte, so
z. B. im Jahre 1912 im Hotel Trabesinger in Klagenfurt/
Celovec, wo mehrere Hundert Sänger auftraten (KS,
25. Oktober 1933). Die meisten Chöre sangen dort
leichtere slowenische Lieder, ausgenommen der Chor
»Rožica« aus St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu,
der zwei bis dahin fast unbekannte Lieder : Nmav čez
jezero und Pojdam v rute, vortrug. Diese beiden Lieder
wurden in der Folge die beliebtesten Volkslieder und
zählten auch nach dem Zweiten Weltkrieg zu den am
häufigsten aufgenommenen Liedern.
Im Jahre 1923 liest man in der Zeitung →
Koroški
Slovenec (KS, 21. Februar 1923), dass im Chor in Suet-
schach/Sveče die bestausgebildetsten Sänger Kärntens
singen würden. Den Chor leitete der Messner Jakob
Begusch, der von 1890–1940 entscheidend das Chor-
wesen in Suetschach/Sveče organisierte. Im Jahre 1924
leitete er den Burschenchor (Alter : 19–22 Jahre) mit
18 Sängern und den Männerchor mit 15 Sängern. Im
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55