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Dajnčica
Über den Ursprung und die Geschichte des Č. r. ist
wenig bekannt. Gefunden wurde diese Handschrift in
den 1870er Jahren im Pfarrhaus in Črna. Angeblich
wurde das Dokument vom Bischof von Maribor Vekos-
lav Grmič an Franc → Sušnik übergeben. Es besteht
aus einem Bündel im Format 21×16 und umfasst 128
Blatt. Die fortlaufende Nummerierung ist nicht prä-
zise. Neben einigen leeren Seiten sind vier beschriftete
Blattfragmente eingelegt, das Fragment eines anderen
Dokuments bildet den Umschlag. Zwischen lateini-
schen Notizen finden sich slowenische Namensformen
und ein slowenisch geschriebenes Gebet (Fürbitte um
das ewige Leben für diejenigen, die einen Beitrag für
die Kirche geleistet hatten). Die Schrift ist uneinheit-
lich. Den besonderen Wert des Č. r. stellt die Liste der
einheimischen Namen aus Črna und Umgebung dar.
Den größten Teil der Handschrift umfassen Tabellen,
Register und Listen slowenischer Familiennamen von
Spendern und Spenderinnen. Auch die Namen der
buchführenden Pfarrer sind belegt. Aus dem Jahr 1707
stammen die letzten Eintragungen. Franc → Sušnik
besorgte die Transkription einer slowenischen, in der
Bohoričica (→
Schrift) geschriebenen Fürbitte. Die
erste und grundlegende Untersuchung veranstaltete
2007 Marija Irma Vačun Kolar. In ihrer gründlichen
Untersuchung beleuchtet sie die gesellschaftlichen und
kulturellen Umstände, die bei ihrer Entstehung von
Bedeutung waren, die Entstehungszeit und die Mo-
tive für die Entstehung. Außerdem bewertete sie die
sprachlichen, inhaltlichen und stilistischen Merkmale
des Textes der Fürbitte. Diese barock gestaltete Für-
bitte ist ihrem Wortlaut nach slowenisch, allerdings
nicht dialektal. Der bedeutendste Teil dieser Abhand-
lung ist die sprachliche Analyse der eingetragenen, d. h.
veröffentlichten slowenischen Eigennamen der Spen-
der und Spenderinnen. Die Übersicht schließt v. a. jene
Nachnamen ein, für die auch die weibliche Form an-
geführt wird, und zeigt, dass einige dieser dialektalen
Endungen im heutigen → Dialekt noch lebendig sind.
Die Handschrift ist noch nicht in ihrer Gänze heraus-
gegeben und bearbeitet. Die Koroška osrednja knjižnica
in → Ravne na Koroškem hat um das Jahr 1973 die 6
Titelseiten als Faltblatt heraus gegeben.
Quellen und Web : KOK Ravne ; in digitalisierter Form : www.rav.
sik.si/e_knjiznica/digitalna_knjiznica (24.8.2010).
Lit.: M. Kolar : Črnjanski rokopis. Ravne na Koroškem 2007 ; M. I.
Vačun Kolar (Hg.) : Črnjanski rokopis. Slovenj Gradec 2009 ; N. Petek :
Črnjanski rokopis – jezikovna in vsebinska analiza slovenskih priimkov,
ženskih osebnih imen in molitve (Dipl.Arb.). Ljubljana 2012, 509 S. + (CD-ROM) ; N. Petek : Črnjanski rokopis : neprecenljivo bogastvo jezikov-
nega gradiva. In : Šumc : glasilo Občine Mežica, Jg 10, 29 (Juni 2012) 7–9.
Majda Kotnik Verčko ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl
Dajnčica, → Schrift.
Dalmatin, Jurij (Georg, * um 1547 Krško (Dolenjska),
† 31. August 1589 Ljubljana), protestantischer Theo-
loge, Schriftsteller, Übersetzer.
Seine schulische Ausbildung begann D. in Krško
bei Adam → Bohorič. 1572 schloss er (als Stipendiat
der Tiffernus Stiftung) an der Universität Tübingen
das Studium der Philosophie und der protestantischen
Theologie ab. Unter dem Einfluss Bohoričs wurde er
lutherischer Protestant. Primož → Trubar ermutigte
ihn zum Schreiben in slowenischer Sprache. 1572 trat
D. als deutscher Prediger sein Amt in Ljubljana an. Er
war auch Schulaufseher sowie Mitglied im protestanti-
schen Kirchenrat von → Krain/Kranjska.
Die Bücher der Bibel begann D. bereits während sei-
nes Studiums zu übersetzen. Der Druck seiner komplet-
ten Bibelübersetzung wurde 1578 nach einer Sitzung in
Bruck an der Mur von drei innerösterreichischen Län-
dern unterstützt : Krain/Kranjska, Steiermark/Štajerska
und Kärnten/Koroška (→ Innerösterreich). Die Über-
setzung, welche auf der Lutherbibel basiert und eben-
falls bereits vorhandene Übersetzungen von Trubar
berücksichtigt, wurde vor ihrer Publizierung von einer
Revisionskommission redigiert. Die slowenische Bibel
wurde 1584 in Wittenberg gedruckt (→ Dalmatinbi-
bel). Sie wird durch ein Register ergänzt, in welchem
auch kärntnerische Äquivalentbegriffe zu zahlreichen
krainischen Wörtern aufgelistet sind, die im biblischen
Text vorkommen und sich von jenen unterscheiden.
D.s Bibel erweist sich als vollendetstes und stabilstes
Abbild der slowenischen Schriftsprache des 16. Jh. Bis
zum Erscheinen der ersten katholischen Übersetzung
der Heiligen Schrift durfte sie auch von den katholi-
schen Geistlichen benützt werden. Daneben verfasste
bzw. übertrug D. vornehmlich auch → Lieder. Er gab
auch andere dringend benötigte Bücher heraus : den
Katechismus, seine ›Agenda‹ mit Anleitungen für die
wichtigsten Zeremonien, eine Passion sowie ein Ge-
betsbuch. Für den Bedarf der Kärntnerischen Protes-
tanten wurden seine Lieder und Gebete Mitte des 18
Jh. von den slowenischen Volkspoeten, den Bukovniki,
abgeschrieben (→ Bukovništvo).
Quellen : Johann Waikart Valvasor : Die Ehre des Herzogtums Crain.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55