Page - 234 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
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Damnatio memoriae
Andrej Micej
SPD Danica
MePZ Danica in tamburaška
skupina Tamika
schen Humanisten und Kanzlers von St. Stefan in
Wien, August Tyfernus aus Laško bei Slovenj Gra-
dec (gest. 1535) in Tübingen studieren konnte, 1568
zum Baccalaureus, 1569 zum Magister promoviert
wurde ; seit 1572 deutsch-slowenischer Prediger in
→ Ljubljana brachte er 1575 als seine erste Überset-
zung in der gerade eröffneten Offizin von Hans Man-
nel das Buch Jesus Sirach heraus ; 1578 folgte der
Pentateuch, 1580 die Sprüche Salomonis, das letzte
in Ljubljana gedruckte Buch, denn die Druckerei des
Manlius/Mannel/Mandelz musste über Druck
der Regierung geschlossen werden. 1581 unterzog
eine aus Philologen und Theologen zusammengesetzte
Kommission, darunter die beiden in Kärnten/Koroška
wirkenden Theologen Bernhard → Steiner und Jo-
hann →
Faschang, Dalmatins Übersetzung einer
Revision. 1582 erschien sodann das ganze Neue Testa-
ment in Trubers Übersetzung in zwei Oktavbänden in
Tübingen. Die Übersetzung der → Bibel sei ihm »von
der ganzen kirchen meines vatterlandes aufferlegt« wor-
den, bekannte Truber in einem Brief (13. September
1555) an den Zürcher Reformator Heinrich Bullin-
ger. An dieser Verpflichtung hatte auch Dalmatin
Anteil, dessen Übersetzung von den innerösterreichi-
schen Ständen finanziert wurde (→ Innerösterreich).
Die Drucklegung erfolgte schließlich in Wittenberg
und wurde von Dalmatin und Bohorič, dem Rektor
der Landschaftsschule in Ljubljana, betreut. Weltweit
sind ca. sechzig Exemplare dieser Edition erhalten ; von
den dreihundert unter der slowenischen Bevölkerung
in Kärnten/Koroška verteilten Exemplaren mindestens
drei.
Der D. brachte auch die römisch-katholische Kirche
Respekt und Anerkennung entgegen, ihre Verwendung
war dem katholischen Klerus ausdrücklich erlaubt.
Lit.: R. Trofenik (Hg.) : Abhandlungen über die Slowenische Reforma-
tion (= Geschichte, Kultur und Geisteswelt der Slowenen 1). Mün-
chen 1968 ; A. Slodnjak, B. Berčić : Abhandlungen zu Jurij Dalmatin,
Biblija 1584. München 1976 ; G. Neweklowsky [e. a.] : Protestantismus
bei den Slowenen, Protestantizem pri Slovencih. Wien 1984 ; C. Fräss-
Ehrfeld : Geschichte Kärntens II : Die Ständische Epoche. Klagenfurt
1994, 403 ff.; R. Leeb : Der Streit um den wahren Glauben. Reformation
und Gegenreformation in Österreich. In : Geschichte des Christentums
in Österreich. Wien 2003, 145–279, 236 ff.; J. Krašovec, M. Merše, H.
Rothe (Hg.) : Kommentarband zur Bibelübersetzung von Primož Trubar
und Jurij Dalmatin (= Biblia Slavica IV : Südslavische Bibeln 3/2). Pa-
derborn [e. a.] 2006 ; E. Hüttl-Hubert : Die österreichische Nationalbi-
bliothek als Werkstätte slowenistischer Forschung. In : Wiener Slavistisches
Jahrbuch 53 (2007) 213–227 ; F.M. Dolinar : Primus Truber und die
slowenische Reformation im Rahmen des Kärntner Protestantismus. In : W. Wadl (Hg.) : Glaubwürdig bleiben. 500 Jahre protestantisches Aben-
teuer. Klagenfurt am Wörthersee 2011, 181–188
Karl W. Schwarz
Damnatio memoriae, vgl. Sachlemmata : → Altkir-
chenslawisch ; → »Entethnisierung« ; → »Ethnische
Säuberung« ; → Geschichtsschreibung und kognitive
Dissonanz.
Danica, Katoliško izobraževalno društvo [Katholi-
scher Bildungsverein Danica (Morgenstern)], gegrün-
det am 25. März 1914 beim Biltežnik in St. Veit im
Jauntal/Šentvid v Podjuni. Im Kärntner Landesarchiv
findet der → Kulturverein erstmals unter dem Namen
Zora [Morgenröte] Erwähnung. Von den Gründungs-
mitgliedern sind folgende Namen bekannt : Pfarrer Se-
rajnik, Andrej Mičej, Šiman Boštjančič und Franc
Hobel. Zum ersten Vorsitzenden wurde Franc Hobel,
vlg. Rojak aus Pogerschitzen/Pogrče gewählt.
Bereits vor der Gründung des Kulturvereins gab es
einzelne Gruppen, die sich kulturell betätigten. Im Jahr
1912 kehrte der damals 19-jährige Andrej Mičej, der
schon in Kindesjahren erblindet war, aus der Blinden-
schule zurück, wo er das Handwerk des Bürstenbinders,
aber auch das Orgelspielen erlernt hatte. Er wurde Or-
ganist in der Pfarrkirche in St. Veit/Šentvid v Podjuni.
Gleichzeitig gründete er einen Männerchor und einen
gemischten Chor, welche sowohl in der Kirche als auch
bei anderen Anlässen sangen. Das Jahr 1912 gilt daher
als Gründungsjahr des Chores Danica.
Schon bald nach der Gründung ruhte wegen des ers-
ten Weltkriegs jegliche Kulturarbeit im Kulturverein.
Das kulturelle Leben erwachte erst nach der → Volks-
abstimmung. Bereits 1920 fand eine Theatervorfüh-
rung statt (→ Laienspiel, → Theater). 1921 begannen
der Kirchenchor, der zugleich auch Vereinschor war,
und der Männerchor wieder zu singen (→
Chorwesen).
Sehr bedeutend war auch die Vereinsbibliothek, die im
Pfarrhof in St. Veit im Jauntal/Šentvid v Podjuni neu
eingerichtet wurde (→ Lesekultur). Bereits 1924 be-
saß sie über 200 Bücher, die von den Leuten regelrecht
verschlungen wurden. Zu den wichtigsten Aktivitäten
des Kulturvereins gehörten allerdings Fortbildungsver-
anstaltungen für Erwachsene, wobei meist praktische
Themen aus Landwirtschaft, Gesundheit und Haushalt
besprochen wurden. Bereits 1925 wurde bei der Jah-
reshauptversammlung beschlossen, monatlich Treffen
zu organisieren, bei denen die Vereinsmitglieder selbst
vortragen würden. Eine weitere gewichtige Rolle im
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55