Page - 238 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
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Deportationen 1942
Buchcover, Drava Verlag
Nationalfond, Findbuch
Šašel, Radio Agora
Verband slowenischer
Aussiedler, Zveza slovenskih
izseljencev
Spätestens in Anbetracht der Deportationen änderte
sich die anfängliche Loyalität der slowenischen Volks-
gruppe gegenüber dem Nationalsozialismus, was unter
anderem auch in der starken Unterstützung des orga-
nisierten Partisanenwiderstands resultierte. Brigitte
Entner (2008, 43) betont in Anlehnung an Valentin
Sima, dass die Rebellion den Kärntner Slowenen nicht
unbedingt »in die Wiege gelegt worden« wäre, da die
meisten Angehörigen der Minderheit eher christlich
konservativ und »fügsam« dem Staat gegenüber einge-
stellt waren und zumindest die Funktionäre sich sogar
trotz der Benachteiligungen lange Zeit dem NS-Re-
gime gegenüber loyal verhalten hatten. Den Anstoß für
den Aufbau des Widerstands gaben folglich vor allem
der Überfall der NS-Einheiten auf Jugoslawien sowie
die Deportationen von Angehörigen der kärntnerslo-
wenischen Volksgruppe. Die D. stellten eine Art »Zä-
sur« (Entner 2008, 44) dar, nach der auch christlich
eingestellte Angehörige der → Minderheit begannen,
mit dem Widerstand zu sympathisieren. Zuvor hatte
es zwar auch unterschiedliche Widerstandsformen
wie beispielsweise Gegenpropaganda gegeben, zum bewaffneten Widerstand vor allem in → Südkärnten/
Južna Koroška war es aber erst im Jahr 1942 gekommen
(→ TIGR).
Auch nach Kriegsende schien sich die Situation der
kärntnerslowenischen Volksgruppe nicht unbedingt
zum Besten zu wenden. Während jene Angehörigen
der Volksgruppe, die im Widerstand aktiv gewesen wa-
ren, sofort nach Kärnten/Koroška zurückkehren konn-
ten, gestaltete sich die Rückkehr für jene, die in unter-
schiedlichen Lagern die Befreiung erlebten, schwieriger
und dauerte ca. drei Monate. Auch bei der Ankunft von
273 Personen aus den ehemaligen Lagern in →
Villach/
Beljak wurden sie beinahe wieder zurückgeschickt.
Die Partisanen besetzten 1945 nach Kriegsende Teile
Südkärntens und durch von diesen gestellte Gebiets-
ansprüche, die jedoch von dort stationierten britischen
alliierten Soldaten zurückgedrängt wurden, verschlech-
terte sich das Klima. Die politische Stimmung richtete
sich erneut gegen die Volksgruppe. Zudem taten sich
auch weitere Probleme auf : Viele fanden ihre Häuser
und Höfe desolat oder noch von anderen Menschen
bewohnt vor, die sich weigerten, diese zu verlassen.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55