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Deutschtümler
Karikatur aus der Zeit der
Volksabstimmungspropagan-
da, ARS/INV
März 1920 gegründet, um die Vorbereitungen bzw.
deutschnationale Propaganda für die Volksabstim-
mung zu übernehmen. 1924 wurde er in Kärntner Hei-
matbund umbenannt und schon bald waren in seinen
Reihen wie auch in der Führung illegale Nationalso-
zialisten anzutreffen, die sich aufgrund des NSDAP-
Verbots im KHB organisierten. Vom KHB wurde u. a.
die Kärntner Bodenvermittlungsstelle betrieben, deren
zentrale Aufgabe es war, slowenische Betriebe und
Land zu germanisieren, d. h. an »deutsche« Käufer und
Pächter zu vermitteln. Dabei gelang es ihr in wenigen
Jahren 196 Betriebe und ca. 4.500 ha Land in »deutsche
Hände« zu bringen, wobei »gefestigten Grenzland- und
Reichsdeutschen der Vorzug« gegeben wurde. Er be-
trieb damit eine repressive Germanisierungspolitik, die
auch im Nationalsozialismus fortgesetzt wurde. Nach
dem Anschluss 1938 forderte der KHB beispielsweise
die Bekanntgabe »führender nationaler Slowenen«, von
denen viele später deportiert wurden. Nach dem Zwei-
ten Weltkrieg wurde der Kärntner Heimatdienst 1957
neu gegründet.
Lit.: P. Grohmann, E. v. Mojsisovics : Verhandlungen des Österreichi-
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F. Danimann (Hg.) : Finis Austriae. Wien/München/Zürich 1978 ; R.
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Görz und Triest vor dem Hintergrund der österreichischen Schulpolitik
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lomarbeit, eingereicht an der Universität Wien 1988 ; E. Staudinger :
Die Südmark. Aspekte der Programmatik und Struktur eines deutschen
Schutzvereines in der Steiermark bis 1914. In : H. Rumpler, A. Sup-
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Ideologie, Ziele und Strategien einer nationalistischen Organisation (Hg.
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Klagenfurt/Celovec 1990 ; W. Wiltschegg : Österreich – der »Zweite
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Nöbauer : Avantgarde des Antisemitismus – der Alpenverein als Vor-
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der »Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins«
der Jahre 1918 bis 1925, Diplomarbeit, eingereicht an der Universi- tät Wien, 2004 ; H. Zettelbauer : Imaginierte Körper. Geschlecht und
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Gehmacher (Hg.) : Bodies – Politics. Innsbruck, Wien [e. a.] 2004 ; V.
Hellwig : Der Sonderfall. Kärntner Zeitgeschichte 1918–2004. Klagen-
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teleuropa – Vereinswesen, Sprachenkonflikte und Dynamiken nationaler
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Web : Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes :
www.doew.at (20.1.2013).
Judith Götz
Deutschtümler, slow. nemškutar, nemčur, Bezeichnung
für den abtrünnigen nationalen Renegaten.
Im Unterschied zum deutschsprachigen Raum, wo
im Vormärz die Vertreter eines überspannten deut-
schen Nationalismus als D. bezeichnet wurden, bedeu-
tet das Wort nemškutar im slowenischsprachigen Raum
zunächst die übertriebene, unnötige Verwendung
der deutschen Sprache (z. B. Rezika nemškuta [Die
deutschtümelnde Rezika] bei France → Prešeren).
Diese Bezeichnung erhielt 1848 einen politischen In-
halt. Jovan Vesel Koseski meint in seinem Gedicht
Nemškutar (1848) damit jene Menschen slowenischen
Ursprungs (vorweg Beamte), die sich in Anpassung an
die neuen politischen Verhältnisse für das Frankfurter
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55