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Doberšek, Karel
1914 nicht mehr zur Verfügung stand, zeitweilig von D.
von Schwabegg/Žvabek aus mitbetreut. Im Jahre 1915
wurde jedoch auch der Schulleiter D. zum Kriegsdienst
einberufen. Er diente den Militärdienst an der italieni-
schen Front ab.
Ende Oktober 1918 löste sich die österreichische
Front an der Piave in Italien auf. →
Jugoslawien ent-
stand, wobei der 1. Dezember 1918 diesbezüglich als
historischer Tag bezeichnet wird, als der S.H.S.-Staat
zur Monarchie wurde. Von Klagenfurt/Celovec konnte
man wegen der großen Wirren, die durch marodierende
Soldaten hervorgerufen wurden, keine Hilfe erwarten.
Daher bat man die Steirer am 19. November 1918 um
Unterstützung (Logar : 146). Verstärkt durch die ein-
heimischen Anhänger besetzten diese das Gebiet um
Leifling/Libeliče und Schwabegg/Žvabek, allerdings
nur mit einer kleinen Anzahl von Soldaten. Ein Feld-
webel namens Rajko Kotnik aus Fettengupf/Tolsti
Vrh versuchte, in der Gemeinde Leifling/Libeliče die
Ordnung wiederherzustellen. Er inspizierte die Schu-
len und befahl die Einführung der slowenischen Un-
terrichtssprache, noch bevor ein jugoslawischer Schul-
kommissär eingesetzt worden war, was der bekannt
deutschnationale Lehrer Urh Petschnig in Neuhaus/
Suha ablehnte. Daher übernahm D. dort den Unter-
richt wieder.
Als die Lavanttaler Heimatbundeinheiten im De-
zember 1918 die slowenische Besatzung nördlich der
Drau vertrieben und dabei einen serbischen Soldaten
erschossen, der über die Drau flüchtete, wurde dies
in Neuhaus/Suha, Leifling/Libeliče und Schwabegg/
Žvabek mit Sorge beobachtet. Am Neujahrstag des Jah-
res 1919 kamen deshalb einige Einheiten von Soldaten,
auch Untersteirer und Krainer, in die Gegend, um den
Frieden und die Grenze zu sichern. Die Überfuhr über
die Drau/Drava wurde abgesperrt und die Kähne am
linken Drauufer zerstört. Der Besitzer vlg. Überführer
in Pudlach/Podlog musste sein Haus verlassen. Es ent-
stand gleichsam eine Front vom vlg. Überführer über
das Pudlacher Feld/Podloško polje, die »Kral«-Über-
fuhr bis zur Schwabegger Dobrova-Schanze. Ein An-
griff am 3. Jänner 1919 misslang. Von jenseits der Drau/
Drava herüber wurde geschossen. Granaten flogen bis
Libeliče/Leifling (→ Grenzfrage 1919–1920).
Im Jänner 1919 notierte der Pfarrer von Neuhaus/
Suha, es wäre vom 14.–21. Jänner zu einem Waffen-
stillstand gekommen, aber die deutschen Soldaten (z. T.
»wackere Hochschüler von Leoben«) hätten andauernd
über die Drau hinübergeschossen. Am 22. Jänner 1919 beendeten daher die hiesigen Einheiten ihrerseits den
Waffenstillstand und aus der Dobrova kamen ihnen ei-
nige zu Hilfe und zündeten das Haus und den Hof vlg.
Pirkschmied an (Lib.mem.N., S. 28).
Die Bewohner dieser Gegend hatten damals wenig
Informationen und sammelten slowenische Flugblät-
ter, → Korošec usw. Manchmal erhaschte man einen
Flugzettel eines deutsch-österreichischen Fliegers. In
der Schule unterrichtete man nach dem provisorischen
Lehrbehelf → Mlada Jugoslavija.
Wie aus den Aufzeichnungen weiter hervorgeht, be-
gann am 29. April eine Offensive der deutschen Trup-
pen, wobei Granaten eingesetzt wurden. Die kleinen
Einheiten slowenischer Truppen, die Krainer und Un-
tersteirer, wurden vertrieben. Der Pfarrer von Schwa-
begg/Žvabek und der Lehrer von Neuhaus/Suha, D.,
flüchteten in die slowenische Steiermark (Štajerska).
Mit dem Angriff der jugoslawischen Einheiten (z. T.
Serben zusammen mit den vorher vertriebenen Krai-
nern und Untersteirern) am 27. Mai 1919 wurde die
»Schreckensherrschaft« der Volkswehr (Lib.mem.Sch., S.
36) durch die Besetzung auch des Gemeindegebietes
von Schwabegg/Žvabek und Leifling/Libeliče (Neu-
haus/Suha) beendet. Die vorher geflüchteten Geistli-
chen, Lehrer, Gesandten, Einheimischen und Freunde
aus der slowenischen Steiermark (Štajerska) und
→ Krain/Kranjska kamen am 29. Mai 1919 hierher zu-
rück.
Mit den deutschen Soldaten war der Schlossherr von
Neuhaus/Suha, Hr. Stenzl, geflüchtet. Er hatte eine
eigene Front, bestehend aus 14- bis 18-jährigen Bur-
schen, gegen die Jugoslawen aufgestellt, weshalb dann
die jugoslawischen Soldaten das Schloss anzündeten.
Der Lehrer von Neuhaus/Suha, Ulrich Petschnig,
wurde Ende Mai 1919 verhaftet, nach → Bleiburg/
Pliberk gebracht und trat am 1. Juni 1919 den Trans-
port nach Ljubljana an, wo er 110 Tage zusammen mit
anderen »Schicksalsgenossen« im Kerker des Schloss-
berges festgehalten wurde. In Neuhaus/Suha wurde
ab Juli 1919 eine Artillerieeinheit, bestehend aus 90
Pferden und Soldaten aus der slowenischen Steiermark
(Štajerska), stationiert (Lib.mem.N., S. 29). D. übte die
Zwangsverwaltung des Schlosses Neuhaus/Suha 1918–
1920 aus. Er richtete den Unterricht der Volksschule
Neuhaus/Suha im Schloss ein (Lib.mem.N., S. 29). Am
21. Juli 1920 traf die Abstimmungskommission ein
(→ Abstimmungszone). In Schwabegg/Žvabek stand
sie unter der Führung von »Capitano Guido Granato«
(Lib.mem.Sch., S. 37), einem Italiener. Mit seinen
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55