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Ethnisierung
besetzt sein kann, ist dessen unkritische Verwendung
problematisch, sodass, wenn er denn schon verwendet
wird, aus dem Kontext stets eindeutig Sinn und Inten-
tion hervorgehen müssen, um nicht als Euphemismus
oder als ein suggestives Gutheißen von Gewalt miss-
verstanden zu werden.
Der Begriff der »ethnischen Säuberung« teilt mit
dem Begriff des »Ethnozids« die Intentionalität (Füh-
reraufruf »Macht mir dieses Land deutsch«, dem viel-
fach private Täter und institutionelle Akteure noch
lange danach Folge leisteten), während die Übergänge
zum »Genozid« (Völkermord) fließend sein können.
Im historischen Kontext umschreibt der Begriff der
»Ethnischen Flurbereinigung« aus der menschenverach-
tenden NS-Ideologie ähnliche Handlungen, wobei mit
diesem Begriff Staatsterror, Massenmord, Deportation
und Vertreibung von ganzen Bevölkerungsgruppen in
geografischen Regionen euphemistisch umschrieben
wurden. (Vgl. dazu → »Entethnisierung«, dort die
Rolle und Verantwortung der Wissenschaft im NS-
Regime am Beispiel Viktor Paulsens).
In der slowenischen Kulturgeschichte des 20. Jh.s
in Kärnten/Koroška kann der Begriff der »ethnischen
Säuberung« oder »Formen ethnischer Säuberung« auf-
grund von Handlungen, Systematik, politischer Moti-
vation und Auswirkungen durchaus auf die → Vertrei-
bung 1920, die → Verfolgung slowenischer Priester ab
1938 in Kärnten/Koroška sowie auf die → Deportati-
onen 1942 Anwendung finden. In die Systematik der
ethnisch bedingten institutionellen Diskriminierungen
mit dem Ziel der Verdrängung des Slowenischen/der
Slowenen fügten sich zuvor bereits die Auswüchse der
von Klemenčič beschriebenen →
Militärgerichtsbar-
keit in Kärnten/Koroška zur Zeit des Ersten Weltkrie-
ges sowie die von Vospernik untersuchten →
Inter-
nierungen 1919 ein. Inhaltlich und ideologisch fanden
die »ethnischen Säuberungen« ihren Niederschlag im
→ »Generalplan Ost« des NS-Verbrecherregimes. Er-
schwerend wirkt sich aus, dass es auch nach der Be-
freiung bei maßgeblichen gesellschaftlichen Akteuren
(→ »Entethnisierung«, → Geschichtsschreibung und
kognitive Dissonanz) vielfach nicht zu einer eindeuti-
gen Distanzierung von Handlungen und Intentionen
der Vorkriegszeit gekommen war. Dadurch wurden
die posttraumatischen Auswirkungen der durch For-
men »ethnischer Säuberungen« hervorgerufenen Trau-
matisierungen vertieft und die → Assimilation und
→ Germanisierung ganzer Landstriche und Bevölke-
rungsgruppen bewirkte, womit die Intentionalität der Germanisierungspolitik der Vorkriegs- und Kriegszeit
letztlich erst nachhaltig in die Tat umgesetzt wurden
(zu posttraumatischen Belastungsstörungen/PTBS
siehe → Assimilation).
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Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer der NS-Verfolgung. Ein
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Bojan-Ilija Schnabl
Ethnisierung, → »Entethnisierung«.
Ethnogenese. Es gibt viele Versuche, dem politisch-
wissenschaftlichen Begriff E. einen verständlichen
Sinn zu geben. E. ist kein naturgegebener, sondern ein
intellektuell geplanter Vorgang. Früher wurde E. inter-
pretiert als genetische Stammesbildung (R. Wenskus),
dann als Volkwerdung zu gentes im frühen Mittelalter
(H. Wolfram). Daneben entstand die politisch ge-
plante Volkmachung Stalins (russisch ėtnogenez), in-
dem man im sowjetischen Bereich machtpolitisch läs-
tige Völker durch Umvolkung zerstückelte : Aus einem
Teil der Tataren wurden Baschkiren, aus Finnen Kare-
lier, aus Rumänen Moldavier, aus Bulgaren Makedonier
und ähnlich aus Slowenen → Windische (→
Wutte,
→ Windischentheorie). Die kommunistischen Neu-
völker erhielten Attribute der klassischen Nationen :
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55