Page - 341 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
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Ferlitsch, Hans
rung der kulturellen, wirtschaftlichen und politischen
Organisationen erst aus der Klagenfurter »Zentrale«
angeregt werden mussten. Zu einer Wiederaufnahme
der organisierten Tätigkeit im Kulturbereich kam es im
April 1924 mit der Gründung des Društvo slovenskih
diletantov [Verein slowenischer Dilettanten]. Dieser
Verein war besonders aktiv im Bereich des Chorge-
sanges und des Laientheaters. Seine Veranstaltungen
wurden im Kulturni dom Cingelc [Kulturhaus Cingelc]
im nahe gelegenen Ort Glainach/Glinje, im Delavski
dom Podljubelj [Arbeiterheim Unterloibl] sowie auch
im Ferlacher Kinosaal abgehalten. Seine Errichtung
noch vor dem Ersten Weltkrieg hatten auch die slowe-
nischen Gemeinderatsmitglieder mit ihrer Stimme im
Gemeinderat ermöglicht. Mit dem »Anschluss« wurde
die Tätigkeit der Slowenen in F./B. erneut verboten.
Lit.: ES. – J. Šajnik [=
Scheinigg] : Borovlje in puškarija v Borovljah. In :
KMD 1889, 47–55 ; J. F. Perkonig : Heimat in Not. Klagenfurt 1921 ; F.
Lex, V. Paschinger, M. Wutte : Landeskunde von Kärnten. Klagenfurt
1923 ; L. Ude : Vojaški boji na Koroškem v letu 1918/1919. In : J. Ple-
terski, L. Ude, T. Zorn (Hg.) : Koroški plebiscit – razprave in članki.
Ljubljana 1970, 131–214 ; A. Malle : Kulturno in narodnopolitično delo-
vanje v Borovljah : zgodovinski prerez/Kultur und nationalpolitische Ak-
tivitäten in Ferlach : historische Skizze. In : M. Verdel (Hg.) : Borovlje in
Borovljani : kultura skozi 125 let/Ferlach und die Ferlacher : Streifzug
durch 125 Jahre Kultur. Klagenfurt/Celovec 1995, 19–88 ; Kultura –
delavstvo – narodnost : Borovlje od 1848 do danes/Kultur – Arbeitschaft
– Nationalität : Ferlach von 1848 bis heute. Celovec/Klagenfurt 1997 ;
A. Malle : Nekateri aspekti socialne in kulturne zgodovine Borovelj. In :
Koroški vestnik 31–1 (1998) 1–10 ; M. Klemenčič : Jurij Trunk med
Koroško in Združenimi državami Amerike ter zgodovina slovenskih na-
selbin v Leadvillu, Kolorado, in v San Franciscu, Kalifornija. Celovec
[e. a.] 1999.
Matjaž Klemenčič ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Ferlitsch, Hans (* 7. Dezember 1890 Vorderberg/
Blače [St. Stefan im Gailtal/Štefan na Zilji], † 11. Sep-
tember 1968 ebd.), Landwirt, Bürgermeister, Land-
tagsabgeordneter, Landespolitiker der ÖVP.
Vom elterlichen Bauernhof im mehrheitlich slo-
wenischen Dorf, das jedoch bereits von der kleinen
deutsch-liberalen Bourgeoisie dominiert wurde, ging er
auf die Landwirtschaftschule Kucherhof in Klagenfurt/
Celovec. Nach geleistetem Militärdienst in Klagenfurt/
Celovec war er während des Ersten Weltkrieges in
Galizien und an der italienischen Front. Als erfolgrei-
cher Landwirt wurde er in der heimatlichen Gemeinde
Vorderberg/Blače 1. Gemeinderat, weiters war er Vor-
sitzender der Elektrizitätsgenossenschaft und Bauern-
Gauobmann. Er förderte u. a. die Melioration der land- wirtschaftlichen Flächen und die Wildbachverbauung.
Ab 1925 war F. für seinen Heimatbezirk Hermagor/
Šmohor im Landeskulturrat bzw. ab 1932 in der neuen
Landwirtschaftskammer. 1927 zog er für den Land-
bund in den Kärntner Landtag ein. Den Kärntner Lan-
desregierungen gehörte er vom 7. April 1934 bis zum
2. Dezember 1937 an und leitete die Landwirtschaftsa-
genden, wo er sich u. a. für das Landwirtschaftsschul-
wesen und für die Regulierung der Gail/Zilja einsetzte
(→ Gailtal/Zilja). Vom 30. Dezember 1936 bis zum
22. September 1937 wurde er Landesbauernführer-
Stellvertreter. 1937 schied er jedoch aus der Politik aus
und lehnte später vermutlich jede Zusammenarbeit mit
Nationalsozialisten ab, wobei andererseits festgehalten
wurde, dass er »sich 1940 der NSDAP als Ernährungs-
referent angeboten [hat], sein Antrag […] jedoch abge-
lehnt [wurde]«.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war F. ei-
ner der Gründer des Bauernbundes und der Kärntner
Volkspartei (ÖVP). Vom 7. Mai bzw. 6. Juni 1945 bis
zu seinem altersbedingten Rückzug aus der Politik am
30. März 1960 war er Landesrat bzw. Erster Landes-
hauptmannstellvertreter ; seine Hauptaufgaben waren
die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln,
die Erschließung des ländlichen Raums, die Moderni-
sierung der Landwirtschaft und die Entwicklung des
landwirtschaftlichen Schulwesens. 1947–1960 war er
Präsident des Kärntner und von 1951–1954 auch Vize-
präsident des Österreichischen Bauernbundes.
In der Zeit vor der → Volksabstimmung 1920
war F. aufseiten Deutsch-Österreichs engagiert. Im
Kreise der »deutschnational orientierten Slowenen«
baute er zusammen mit Vinzenz → Schumy, Josef
Glantschnig und Jakob → Lutschounig im slo-
wenischen bzw. zweisprachigen → Südkärnten/Južna
Koroška die Vormachtstellung des Bauernbundes bzw.
des Landbundes aus (→ Assimilant, →
Assimilati-
onszwang, → Deutschtümler). Nach dem Zweiten
Weltkrieg widersetzte er sich auf der Sitzung des Kol-
legiums der Kärntner Landesregierung vehement dem
zweisprachigen Schulunterricht im dritten Schuljahr
(→ Schulwesen). Hingegen sprach er sich auf der fei-
erlichen Sitzung des Kärntner Landtages am 28. Jän-
ner 1947 in der Zeit der Bemühungen für den Erhalt
der Staatsgrenzen der Ersten Republik anlässlich des
Beginns der Staatsvertragsverhandlungen für die völ-
lige Wiedergutmachung des Unrechts gegenüber den
slowenischen Vertriebenen (→ Deportationen 1942)
ein, lobte aus taktischen Gründen die Einführung des
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55