Page - 348 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Image of the Page - 348 -
Text of the Page - 348 -
348
Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und in der weiteren Umgebung
Andere Flurnamen wiederum entsprechen diesbe-
züglich eher einer modernen standardisierten Form
(pod Leschjam, heute etwa Pod lešjam [nach Wadl »un-
term Wald« bzw. »unterm Haselstaudenhain«], nördlich
von Hollern/Bezovje und südlich von St. Lorenzen/
Šentlovrenc, oder med Bresjam, slow. standardsprachlich
Med brezjem [etwa »im Birkenhain«, »im Birkenwald«],
nördlich von Wutschein/Bučinja vas, und Nad Hamrom
am Hammerberg sowie nad Horom, heute slow. dialektal
Nad horom, slow. standardsprachlich Nad goro oder Nad
gozdom aufgrund der Doppelbedeutung vom dialektalen
slow. hora (= Berg oder Wald, ebenso wie im regionalen
deutschen Dialekt), nördlich von med Bresjam (bereits
in der heutigen Gemeinde Poggersdorf/Pokrče).
Gewisse Namensformen sind lokal einem Wandel
unterlegen (die Fika bzw. der Fika-Wald zwischen
Zinsdorf/Svinča vas und vlg. Weigott/Bajgot ist noch
als Fike ausgewiesen), während etwa Nasdreti, slow.
standardsprachlich Na zdrtu [»am Steilhang«] nördlich
der Filialkirche St. Margareten/Šmarjeta in Hörten-
dorf/Trdnja vas heute lokal vielfach als St.
Margaretner
Wald/Šmarješki gozd bezeichnet wird.
Bei der modernen Niederschrift stellt sich jedenfalls
das Problem einer die lokale Tradition respektierenden,
standardisierten Orthografie, die gerade bei Flurna-
men historische Formen in Berücksichtigung der di-
alektalen Aussprache durchaus zu integrieren vermag.
So können manche historische Formen durchaus un-
mittelbar übernommen werden (Tinja [nach Wadl
»eingezäunte Fläche (= Dorfweide)«] nordöstlich von
St. Lorenzen/Šentlovrenc am rechten Ufer der Gurk/
Krka oder Kukenja [nach Wadl »Aussichtspunkt«] und
Pod Kukenjo [nach Wadl »unter der Kukenja«] östlich
von Sillebrücke/Žilje). Andere bedürfen lediglich ei-
ner Harmonisierung der phonetischen Transkription
(Nežca statt Neschza [nach Wadl »Grube, Vertiefung«]
nördlich von St. Lorenzen/Šentlovrenc, Pod hišo statt
Pod hischo [nach Wadl »Unterm Haus«], Ročica statt
Rotschiza [nach Wadl »Bächlein«] (Feldflur an der
Einmündung des Wutscheiner Baches/Bučinski potok),
beide südlich von Sillebrücke/Žilje.
Für die Zeit der Erfassung der Flurnamen stellt Wadl
weiters fest : »Das Gebiet südlich der Görtschitztal-
Bundesstraße erhielt ausschließlich slowenische Flur-
namen. Längs der Straßenverbindung dominieren deut-
sche Flurnamen, nördlich von ihr wieder slowenische.
Im Ottmanacher Raum verläuft eine klare Trennlinie bei
Gammersdorf. Nördlich von ihr überwiegen deutsche
Flurnamen, südlich davon gibt es fast nur slowenische. Daraus lässt sich schließen, in welchen Gemeindeberei-
chen die Bevölkerung um 1827 schon in der Lage war,
die Namen in einer deutschsprachigen Form anzugeben
und wo sie noch ausschließlich in der bodenständigen
slowenischen Mundart dachte.« (→ Umgangssprache ;
→
Sprachgrenze) Auf den Katasterkarten aus 1898,
1901 und 1906 auf der Grundlage der Vermessung 1827
aus dem Archivbestand der Gemeinde Magdalensberg/
Štalenska gora wurden die Orte durchwegs mit ihrem
jeweiligen deutschen → Ortsnamen ausgewiesen. So
treten bei den erwähnten deutschsprachigen Flurna-
men entlang der Görtschitztal-Bundesstraße allerdings
in den Katasterkarten aus dem Bestand der Gemeinde
ausschließlich die nach dem jeweiligen Ort benannten
Feld-Namen hervor (von West nach Ost : Zeiselsdorfer-
feld, St. Thomaserfeld, Matzendorferfeld, Lassendorferfeld
– slow. Čilberško polje, Šenttomaško polje, Domačjevaško
polje und Vasjevaško polje), während das Spodnu Polle
(slow. standardsprachlich Spodnje polje) [Unteres Feld]
nordwestlich von Zinsdorf/Svinča vas die slowenische
Namensform behielt. Die Flurnamen Obere Rabi und
Untere Rabi bei Schöpfendorf/Žilje weisen eine sprach-
liche Mischform auf, wobei die slowenische gramatika-
lische Form ins Deutsche übernommen wurde (→ Ent-
lehnung).
Wadl weist schließlich mit zahlreichen (oben zitier-
ten) Beispielen darauf hin, dass der Großteil der Flur-
namen Lagenamen sind, die sich an geografischen Ge-
gebenheiten ausrichten und dass andere auf spezifische
Wirtschaftsformen hinweisen (so Kollwerch (= Köhler-
stätte), der Wald neben dem Eiblhof/Ovčjak) oder auf
frühere Herrschaftsverhältnisse (per grovou Mlin (slow.
standardsprachlich Pri grofovem mlinu) [nach Wadl
»bei der Grafenmühle«], wobei in diesem Fall wohl
die Grafen von Görz gemeint seien, die im Mittelalter
Eigentümer des Amtes Timenitz/Timenica gewesen
waren.
Neben den oben angeführten Flurnamen seien der
Vollständigkeit halber noch folgende in den Kataster-
karten aus 1898, 1901 und 1906 aus dem Gemeinde-
archiv von Magdalensberg/Štalenska gora erwähnt :
Strugenza, slow. orthografisch Strugenca, wohl zu slow.
standardsprachlich struga [Bachbett] im Gemeinde-
gebiet von → Maria Saal/Gospa Sveta westlich vom
Sechzigerberg/Na Tamnah (?) ; Barollone südwestlich
und Stuck nördlich von Portendorf/Partovca ; Flitzka,
slow. orthografisch Flicka nord-nordöstlich von Zins-
dorf/Svinča vas ; Beski, wohl Ableitung von slow. stan-
dardsprachlich bezeg = Holunder bei Hollern/Bezovje,
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55