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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
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Page - 354 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I

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354 Französische Revolution August 1792 wird der Palast der Tuilerien von Pariser Revolutionären gestürmt und der König mitsamt sei- ner Familie wird gefangen genommen. Im September desselben Jahres werden willkürliche Hinrichtungen von klerikalen Gefangenen und mutmaßlichen Revolu- tionsgegnern vorgenommen. Nachdem die Monarchie mit den Ausschreitungen des 10. Augusts zu Fall ge- bracht worden war, stand nun die Nationalversamm- lung des Dritten Standes an der politischen Spitze, und mit dem Werkzeug des Revolutionären Tribunals in den Händen steuerte Frankreich Ende 1792 direkt auf die »Schreckensherrschaft« der Guillotine zu. Die Bourgeoisie befindet sich damit endlich in der Position, um ihre Ideale von ökonomischem und so- zialem Liberalismus bedingungslos durchzusetzen. Die Bevölkerung ist durch den Krieg verängstigt und sinnt auf Rache am Adel und Klerus. Die Institution der Monarchie scheint völlig in Ungnade gefallen zu sein. Als am 20. September 1792 ein entscheidender Schlag gegen die Preußen in der Schlacht bei Valmy gelingt, nutzt die Nationalversammlung die Euphorie des Mo- ments, um noch am selben Tag den Staat für laizistisch zu erklären, und am Tag darauf die Abschaffung der Monarchie und die Errichtung der Ersten Republik zu proklamieren. Damit entledigt sich die Bourgeoisie gleich zweier unerwünschter Mitspieler : der katholi- schen Kirche und des französischen Königshauses. Für die Vertretung der Handelsbourgeoisie, die Gi- rondisten, gilt die Liberalisierung der Wirtschaftspro- zesse als oberstes Gebot. Die Durchsetzung des un- beschränkten Eigentums für den Nicht-Adel und der Zugriff auf zuvor staatshoheitliche Wirtschaftsmono- pole waren der eigentliche Beweggrund ihres revolu- tionären Treibens. Man bediente sich nach Souboul der Bevölkerung, um den nötigen Regimewechsel zu erkämpfen und eigene Interessenvertreter über die Na- tionalversammlung in politische Schlüsselpositionen zu wählen. Brisset, ein Vertreter der Girondisten, äu- ßert sich 1792 folgendermaßen : »Die Zerstörer sind jene, die alles gleichmachen wollen, das Eigentum, den Wohlstand, die Lebensmittelpreise, die verschiedenen in der Gesellschaft zu leistenden Dienste« (Soboul, 2000, 76). Man erkennt anhand dieser Aussage bereits den liberal-ökonomischen Geist, der den Beginn der industriellen Revolution und der Klassenkämpfe an- kündigt. Im auffallenden Gegensatz dazu standen die Monta- gnards. Als überzeugte Republikaner wollten diese das Gerüst der neu gegründeten französischen Nation auf einem starken sozialen Patriotismus aufbauen. Robe- spierre (1792) : »Das oberste Recht ist das Recht auf Leben. Das erste Sozialgesetz besteht also darin, dass allen Mitgliedern der Gesellschaft die Mittel zum Le- ben garantiert werden ; alle anderen Gesetze sind dem untergeordnet« (Soboul, 2000, 77). Diese beiden die Nationalversammlung dominierenden Lager lieferten sich ab 1793 nach der Hinrichtung des des Hochver- rates für schuldig erklärten Königspaares einen erbit- terten Machtkampf, der über ganz Frankreich hinweg ausgetragen werden würde. Eine fatale Rolle kam dem Revolutionären Tribunal zu, welches die Todesurteile über die durch das »Comité du salut public« (Komitee des allgemeinen Wohls) angeklagten, mutmaßlichen Revolutionsgegner, Verräter und Feinde der französi- schen Nation aussprach. Die politische Denunziation führte dazu, dass sich unter den Opfern der Guillotine auch viele politische Gegner aus den verfeindeten La- gern wiederfanden. In der kurzen Zeitspanne zwischen April 1793 und Juli 1794 fanden annähernd 100.000 Menschen ihren Tod durch Enthauptung. Die Kenntnis um die Ereignisse im revolutionären Frankreich verbreitete sich mit Windeseile in ganz Eu- ropa. Dies hatte eine Reihe von Reaktionen zur Folge : Bei der europäischen Regentschaft führte es zu inne- ren Meinungsumschwüngen ; so nahmen die einst als aufgeklärt geltenden Monarchen wie Joseph II., Ka- tharina die Grosse und Friedrich II. Abstand von ihren fortschrittlichen politischen Ideen, während sozio-politisch unterdrückte Volksgruppen innerhalb der europäischen Großreiche in den Schlagworten der Revolution : Liberté, Égalité et Fraternité, auf Deutsch : Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, einen Wegwei- ser aus ihrer Misere sahen. Die Freiheit bezog sich in diesem Kontext direkt auf die Deklaration der Men- schen- und Bürgerrechte von 1789. Dem folgend be- deutete »Freiheit«, das Recht zu haben, alles zu tun, solange es nicht einem anderen Schaden bringe. Der Begriff »Gleichheit« basiert auf dem revolutionären Gedanken, dass das Recht für jede/n gleich sei, und kein Unterschied der sozialen Geburt die Wahrheit, dass alle Menschen vor der Natur und dem Recht gleich seien, beeinflusse. Der letzte Begriff »Brüderlichkeit« drückt ein rein sozial-staatliches Gedankengut aus, so sollten der ge- sellschaftliche Zusammenhalt, die Solidarität und die gegenseitige Wertschätzung der Bürger und Bürgerin- nen der 1. Französischen Republik den Weg in eine bessere Zukunft weisen.
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
1: A – I
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
542
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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