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Geographie, Land und Leute
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
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Page - 360 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I

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360 Frauenfrage men aufgriff. So wurde der große künstlerische Wert der Kärntner Erzählungen von Gabriela →  Preissová gelobt oder die aufrichtige Freude anlässlich der Wahl des ersten Kärntner slowenischen Reichsratsabgeord- neten Lambert →  Einspieler ausgedrückt. Am Beginn des 20. Jh.s erfolgte die breitere Ein- bindung von Kärntner Sloweninnen im Rahmen der →  Slovenska krščansko-socialna zveza za Koroško [Slo- wenischer christlich-sozialer Verband für Kärnten]. Seit 1909 wurde eine Frau in den Verbandsausschuss gewählt, seit 1911 wurden Frauenversammlungen or- ganisiert, um die Frauen für eine Frauenorganisation auf religiös-nationaler Basis zu begeistern und in die Tätigkeit für Glauben, Heim und Kaiser (za vero, dom, cesarja) miteinzubeziehen. Dabei wurden die allseitige Bildung der christlichen Frau, die Erziehung in na- tionalem und christlichem Geist, die Bedeutung des Bauernstandes oder die Gefahren von Auswanderung und Alkoholismus thematisiert. Eine weitere, kirchlich initiierte Organisationsform besonders für unverhei- ratete Mädchen waren die Marijine družbe [Mariani- sche Kongregationen]. Als Leit- und Kontrollinstanz für einen gläubigen, moralischen Lebenswandel soll- ten sie Unschuld, Frömmigkeit und Bescheidenheit fördern und sündiges Wissen, Tanz und unnötigen Umgang mit dem anderen Geschlecht verhindern. Damit sollten sie aber auch dem Volk dienen, denn dessen Zukunft hing von der anständigen christlichen Mutter und Ehefrau ab, wie Ivan →  Arnejc bei der Versammlung der zehn Kärntner slowenischen Mari- jine družbe 1911 in St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu erklärte. Die Umbruchszeit des Ersten Weltkrieges verstärkte die Mitwirkung von Frauen am slowenischen politisch- nationalen Projekt und ihre Kooperationen über Lan- desgrenzen hinweg. Die Unterstützungserklärungen für die →  Maideklaration, die den Zusammenschluss der südslawischen Gebiete der Habsburgermonarchie forderte, wurde auch in Kärnten/Koroška zu einem großen Teil von Frauen gesammelt bzw. unterzeichnet. Mir publizierte vermehrt Beiträge von und für Frauen und appellierte an deren Patriotismus, wobei er sie auch als Jugoslawinnen ansprach, die ihre jugoslawische Hei- mat treu und ergeben bis zum Tod lieben sollten. Als Abstimmungsberechtigte bei der Kärntner →  Volksab- stimmung wurden Kärntner Sloweninnen im Rahmen der →  Zveza ženskih društev na Koroškem [Verband der Frauenvereine in Kärnten] organisiert und von südsla- wischen Frauenorganisationen unterstützt. In der Zwischenkriegszeit betonte die männerdomi- nierte Kärntner slowenische Führung die Notwendig- keit der Mobilisierung der Frauen im Hinblick auf die nationalen Interessen der →  Minderheit. Da im Un- terschied zu →  Jugoslawien Frauen in Österreich das Wahlrecht hatten, versuchte die →  Koroška slovenska stranka [Kärntner slowenische Partei] sie als Unterstüt- zerinnen und Wählerinnen zu gewinnen. Frauen ver- meintlich näherstehende Themen wie Familie und Re- ligion wurden in den Vordergrund gestellt und bei der Kritik an der politischen Konkurrenz des Sozialismus und Kommunismus deren gottesferne und modernis- tische Haltung in Geschlechterfragen betont. Dem all- gemeinen Trend folgend, dass Frauen häufiger für kle- rikale Parteien stimmen, erhielt die Koroška slovenska stranka mehr Stimmen der weiblichen Wahlberechtig- ten als der männlichen. Allerdings waren nur Männer als gewählte politische Vertreter der Minderheit tätig. Die 1922 als Unterverband der wiedererrichteten Slo- venska krščansko-socialna zveza za Koroško gegründete Ženska zveza [Frauenverband] strebte laut Satzungen die Unterrichtung der Mitglieder in allen den Frauen- stand betreffenden Angelegenheiten, die Aneiferung ernster Tätigkeit auf wohltätigem, wirtschaftlichem, sozialem und kulturellem Gebiet und die Vereinigung aller Frauen- und Mädchenkörperschaften im Lande an. Die Dekliška zveza [Mädchenverband] unter der Leitung von Milka →  Hartman förderte in ihren rund 30 Sektionen die Bildung der Bauernmädchen in nationaler Richtung, organisierte Mädchentage, Lai- enschauspiel und Chorgesang sowie die Lektüre von aus Slowenien zugeschickten Jugend- und Frauenzeit- schriften (→  Chorwesen, →  Laienspiel, →  Lesekultur). Wichtige weibliche Betätigungsfelder waren Mutter- tagsfeiern, die seit 1926 nach dem Vorbild Sloweniens zur Feier und Förderung der ehelichen Mutterschaft veranstaltet wurden, sowie Haushaltungskurse, in de- nen die Teilnehmerinnen auch eine schöne Ausdrucks- weise in schriftslowenischer Sprache lernen sollten. Nach dem →  »Anschluss« Österreichs an NS- Deutschland im März 1938 und der forcierten →  Ger- manisierung in Kindergärten, Schulen und öffentli- chem Leben wurde die Rolle der Mütter und Familien für den nationalen Erhalt besonders betont. So wurde am Tag der slowenischen Frau im Herbst 1938 verlangt, den slowenischen Geist und sein kostbares Gefäß, die slowenische →  Muttersprache, zu verteidigen. Das NS- Regime behinderte und verbot schließlich slowenische Haushaltungskurse und Muttertagsfeiern. Doch noch
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
1: A – I
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
542
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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