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Geographie, Land und Leute
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
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Page - 363 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I

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363 Freisinger Denkmäler FD, Clm 6426, 78r. FD, Faksimile FD, interaktiv mit Überset- zungen nischen Textes des Mess-Ordinariums (eines Missales) aus dem Umkreis Methods. Aus chronologischen Gründen ist ein literaturüb- licher »kyrillomethodianischer Einfluss« auszuschlie- ßen. Manipulativ und unbegründet ist die Vermutung, FD II sei die Transliteration einer Beichthomilie von Kliment Ohridski aus der glagolitischen (→  Gla- golica) in die lateinische Schrift. Ebenso suggestiv und unbegründet sind literaturübliche kyrillische Translite- rationen der FD. Anzunehmen sind umgekehrt karan- tanerslowenische Einflüsse im glagolitischen činъ nadъ ispovědajǫštiimь sę (Beicht-Ordo) des Euchologium Sinaiticum. In den FD handelt es sich um Überset- zungen aus der →  altladinischen und →  altbairischen (literaturüblich »althochdeutschen«) kirchensprachli- chen Praxis, etwa bei Wörtern wie krilatci/Engel (die Geflügelten), izpoved/Beichte (die Aussage, vgl. das Outing), krištiti/taufen (cristianum facere »zum Chris- ten machen«), nedel/Sonntag (der dies natalis »Geburts- tag des Herrn«), zlodej/Teufel (malefactor »der Übeltä- ter«), vuvraken vu svet/in die Welt kommen (invertere noch heute bairisch »einkehren«), božirab/Gottesdiener (servus dei »der Gottesknecht«), vumazustvo/Schwän- gerung (in/maculatio »die Befleckung«), cesarstvo/Reich (Kaiserreich : kraljevstvo für regnum ist erst nach Karl dem Grossen aufgekommen), raj/Paradies (radius »der Sonnenkreis«) oder quoniam > ponje »weil«. Da die Texte ursprünglich aus Karantanien stammen, möglicherweise in Salzburg oder Freising kopiert wur- den (der Kodex insgesamt ist in keiner erkennbaren Ord- nung gebunden), werden die FD seit ihrer Auffindung im 19. Jh. mit Recht dem →  Altslowenischen, präziser dem Karantanerslowenischen zugeordnet. Schreibweise und Phonetik stimmen mit der in alten karantanerslo- wenischen Ortsnamen überein. Die FD sind die ältes- ten slawischen Texte in lateinischer →  Schrift und die ältesten in einer slawischen Sprache überhaupt. Lite- raturüblich vermutete »kyrillomethodianische«, »groß- mährische«, »althochdeutsche« oder »irische« Vorlagen oder Einflüsse sind nicht nachweisbar. Wahrscheinlich liegt die Sprache der als Übersetzer tätigen ladinischen und bairischen Priester aus Salzburg zugrunde, die ir- gendwie das damalige Slowenisch erlernt haben. Auch karantanerslowenische Priester werden als Autoren vermutet. Es sind Texte der in Karantanien seit 750 üblichen Kirchen- bzw. →  Liturgiesprache, in der auch das Evangelium und die Lesung bei der Messe vorge- lesen wurden, in der gepredigt, gebetet und gebeichtet wurde, seit →  Virgil Priester und einen Weihbischof (→  Modestus) nach →  Maria Saal/Gospa Sveta und in die vielen Kirchen Karantaniens und seiner östlichen Missionsgebiete (confines, →  Kocelj) geschickt hatte. Ihre Slowenität ist im Vergleich zu den geografischen Namen der Region Karantanien eindeutig. Die ältesten Method-Texte (Kopien) in altbulgarischer Sprache und glagolitischer oder »kyrillischer« Schrift (meist Bibeltexte, alle undatiert) stammen aus dem 11. und 12. Jh. Sie sind zeitlich jünger und sprachlich, nicht nur phonetisch andersartig. Literaturüblich werden in der Slawistik die 100 karantanischen Jahre vor Kyrill/ Method damnativ als »nichtslawisch« (weil nicht ky- rillomethodianisch) verworfen. Lediglich →  Isačenko hat seine literaturüblichen Ansichten zugunsten des Slowenischen korrigiert. Auffällige Sprachmerkmale der FD sind : Die in →  ladinischen und →  altbairischen Texten übliche Verwechslung von p/b (botomu/potomu, bovvedal/pove- dal), die von t/d, die ladinische Schreibung von k als c (caco/kako, tacoga/takoga) und die von j als g (pongese/ ponježe, pomngu/pomnjon). Dem c/č/št anderer slawi- scher Sprachen entspricht das karantanerslowenische k (vsemogonki, krišken, imonki, malomogonka). Über 500 Publikationen sind zu den FD erschienen. Daher auch viele unterschiedliche Meinungen über Entstehung, Alter, Lesart, Einflüsse. Gesichert aus heu- tiger Kenntnis ist, dass, wie schon →  Miklosich vor
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
1: A – I
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
542
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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