Page - 446 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
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Grafenauer, Bogo
Bogo Grafenauer
Nach der Rückkehr aus der Internierungshaft be-
schäftigte er sich schwerpunktmäßig mit der Frage der
Grenzen, weshalb er nach dem Krieg in die diplomati-
schen Verhandlungen einbezogen wurde und 1946 als
Fachmann für Grenzfragen an der Friedenskonferenz
in Paris teilnahm.
1946 begann die Universitätskarriere von G. mit der
Ernennung zum Dozenten für Geschichte an der Phi-
losophischen Fakultät der Universität Ljubljana, wo er
1956 zum ordentlichen Professor ernannt wurde. 1968
wurde er korrespondierendes Mitglied und 1972 or-
dentliches Mitglied der Slovenska akademija znanosti in
umetnosti [Slowenische Akademie der Wissenschaften
und Künste]. 1975 respektive 1978 folgte die Ernen-
nung zum externen korrespondierenden Mitglied der
Akademien der Wissenschaft und Forschung Bosni-
ens und Herzegowinas sowie Serbiens. Ab 1977 war er
Vorsitzender des →
Klub koroških Slovencev [Klub der
Kärntner Slowenen] in Ljubljana und erhielt 1987 den
Tischler-Preis (Tischlerjeva nagrada, Jožko → Tisch-
ler). 1978–1988 war er auch Vorsitzender der → Slo-
venska matica [Slowenische Gesellschaft für Wissen-
schaft und Kultur] in Ljubljana.
Von der Gründung 1947 bis 1968 war er Herausgeber
des Zgodovinski časopis [Historische Zeitschrift], dem
zentralen Organ der slowenischen Historiker. In der
ersten Nummer ist seine Abhandlung über Probleme
und Aufgaben der slowenischen Historiografie hervor-
zuheben. G. war aktives Mitglied im Zgodovinsko dru-
štvo za Slovenijo [Historischer Verein für Slowenien],
1948–1952 dessen Sekretär und 1968–1974 dessen
Vorsitzender. G. beteiligte sich aktiv an gemeinsamen
Projekten jugoslawischer Historiker. Ab 1975 beteiligte
er sich an der Umsetzung des Archiv-Abkommens aus
dem Jahre 1923 mit Österreich und leitete eine Gruppe
von Spezialisten für Kärntner, Tiroler und steiermärki-
sche Archive.
G. schuf ein umfassendes wissenschaftliches Œu-
vre. 1952 erschien sein Werk zur Herzogseinsetzung
(→ Fürsteneinsetzung, → Karantanien). Ab 1949
wirkte er an der Zgodovina narodov Jugoslavije [Ge-
schichte der Völker Jugoslawiens] mit. 1954–1962 ver-
öffentlichte er in fünf Bänden eine Zgodovina slovens-
kega naroda [Geschichte des slowenischen Volkes] von
der Besiedlung bis zur Mitte des 19. Jh.s.
Seine bedeutendsten Forschungsresultate erzielte G.
auf dem Gebiet der frühmittelalterlichen Geschichte.
Besondere Aufmerksamkeit schenkte er der frühmit-
telalterlichen slowenischen und in erster Linie karanta- nischen politischen und Sozialgeschichte, der Frage der
→ Edlinger/kosezi. Seine letzte Arbeit im Zusammen-
hang mit den kosezi/Edlingern und der Herzogseinset-
zung erschien in der Kärntner Zeitschrift → Carinthia
1993. Zu seinen Verdiensten zählt auch die erste Über-
setzung in eine moderne Sprache, die Slowenische, der
→ Historia Langobardorum des Paulus Diaconus, zu
der er einen umfassenden Kommentar schrieb.
Sein zweiter Forschungsschwerpunkt war die Agrar-
und Sozialgeschichte und dabei ganz besonders die
Bauernaufstände. 1962 erschien sein Buch Kmečki upori
na Slovenskem [Die Bauernaufstände in den sloweni-
schen Ländern].
Für das 20. Jh. sind seine Beiträge über die sloweni-
schen Grenzen, die Kämpfe um die Grenzen und über
die ethnischen Verhältnisse in Kärnten/Koroška beach-
tenswert (→
Grenzfrage). Im Koroški zbornik [Kärntner
Sammelband] (1946) erörterte er in drei Beiträgen die
ethnischen Verhältnisse in Kärnten/Koroška von der
ersten Hälfte des 19. Jh.s bis zur Volkszählung 1934
sowie über die diplomatischen Bemühungen um die
jugoslawisch-österreichische Grenze 1919 (→ Jugosla-
wien). Über die Herausbildung der slowenischen eth-
nischen Grenze referierte er 1992 auf der Tagung der
slowenischen Historiker (→ Sprachgrenze). Der Bei-
trag erschien 1993 in Buchform.
G. beschäftigte sich auch mit der Geschichte der
Historiografie in den slowenischen Ländern und bei
den Slowenen sowie mit geschichtstheoretischen Fra-
gen (der Struktur und Technik der Geschichtswissen-
schaft). G. war Autor zahlreicher enzyklopädischer
Beiträge in der jugoslawischen und in der slowenischen
Enzyklopädie sowie im slowenischen biographischen
Lexikon.
G. wurde 1984 Ehrenmitglied des Professorenkol-
legiums der Universität Ljubljana und erhielt 1989 die
Kidričeva nagrada za življenjsko delo na področju zgodo-
vinskih znanosti [Kidrič-Preis für das Lebenswerk im
Bereich der Geschichtswissenschaften], die damals
höchste wissenschaftliche Auszeichung Sloweniens.
Werke/Web : Narodnostni razvoj na Koroškem od srede 19. stoletja
do danes. In : Koroški zbornik. Ljubljana 1946, 117–248 + 22 zem-
ljevidov v prilogi ; Zgodovina narodov Jugoslavije. Ljubljana 1949 ;
Ustoličevanje koroških vojvodov in država karantanskih Slovencev – Die
Kärntner Herzogseinsetzung und der Staat der Karantanerslawen [sic !].
Ljubljana 1952 ; Zgodovina narodov Jugoslavije, 2 Bd. Ljubljana 1953–
1959 ; Zgodovina slovenskega naroda, 5 Bd. Ljubljana 1954–1962 ;
Kmečki upori na Slovenskem. Ljubljana 1962 ; Die Kärntner Herzogs-
einsetzung und die Edlingerfrage. Protokoll eines Kolloquiums aus dem
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55