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Gutenberger, Lukas
→ Klagenfurter Feld/Celovško polje ; → Liedersamm-
lung, handschriftliche ; → Verfolgung slowenischer
Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška ; Personenlem-
mata : → Brabenec, Jan ; → Brollo, Jacobo ; → Dro-
biunig, Jožef ; → Jarnik, Urban ; →
Limpel, Va-
lentin ; →
Mitsch, Josef Anton ; →
Unrest, Jakob ;
→ Wang, Jakob ; →
Widowitz, Johann Baptist.
Gutenberger, Lukas (aus der Dolenjska [Unterkrain],
1547 und 1557 Rector magnificus der Universität
Wien), → Wien.
Gutsmann, Oswald (Gutsman Ožbald, * 4. Au-
gust 1725 Oberwuchel/Zgornja Buhlja [Grafenstein/
Grabštanj], † 18. Mai 1790 Klagenfurt/Celovec), Er-
bauungsschriftsteller, Priester, Jesuit, Grammatiker und
Lexikograf.
Im Jahre 1739 schrieb er sich ins Jesuitengymna-
sium in Klagenfurt/Celovec ein und beendete seine
Gymnasialstudien in Krems. 1746 wurde er in den Je-
suitenorden aufgenommen und war zunächst in Wien,
Krems, Leoben, Graz und in Zvolen in der Slowakei
tätig. 1761 kehrte er nach Klagenfurt/Celovec zurück
und wirkte als Wandermissionar vor allem auf dem
slowenischsprachigen Gebiet von Kärnten/Koroška.
Nach der Aufhebung des Jesuitenordens wurde er k. k.
Missionar in Kärnten/Koroška. Nach seiner Rückkehr
hatte sich G. aktiv in die literarisch-sprachlichen Be-
mühungen des Jesuitenordens eingebracht. Die Jesu-
iten entwickelten planmäßig sprachlich-literarische
Konzepte für das Slowenische unter Berücksichtigung
der dialektalen Vielfalt der Kärntner slowenischen
Dialekte unter Einbeziehung der mittelslowenischen
(= krainerischen, id est → Trubar’schen) Schriftt-
radition. Unter den Klagenfurter Jesuiten wurde G.
bald zur Autorität bei der Versorgung der Kärntner
Slowenen mit liturgischer Literatur (→ Liturgiespra-
che). G. wurde aber auch der wichtigste Kärntner
Sprachtheoretiker der 2. Hälfte des 18. Jh.s, wobei er
sich eine einheitliche Schriftnorm des Slowenischen
und zugleich die Vereinheitlichung der gesproche-
nen Sprache angelegen sein ließ. Wahrscheinlich hat
G. schon an den Vorbereitungen bei der Klagenfurter
Ausgabe des Parhammer-Katechismus (die Ausgabe
aus dem Jahre 1761 ist verschollen, die aus dem Jahre
1762 wurde wiederentdeckt) mitgearbeitet. Dieser Ka-
techismus ist das erste Buch in slowenischer Sprache,
das in Kärnten für den kirchlichen Gebrauch in der
Redaktion eines Kärntner Slowenen herausgegeben wurde. Im Jahre 1770 gab G. 15 Predigten für Pries-
ter heraus : Chriſtianſke Reſnize, ſkus Premiſhluvanje
napreineſhene, inu sa predige tudi naraunane mit dem
Anhang Anmerkungen über die windisch- und kraine-
rische Rechtschreibung, Celovec, 1770 (238–246) ; darin
polemisiert er mit Marko → Pohlin, wobei er die
Gründe für die Ablehnung seiner Orthografie dar-
legt. Dieser Anhang erfuhr zwischen 1770 und 1777
eine Neuauflage in erweiterter Form. Im Jahre 1784
gab er das für die Jugend bestimmte Werk : Meſhnu
petje, Litanie inu Molitve, kaker so per Novei Napravi
Boshje ſlushbe h' povſodnemu ſhpoganju bile priedpisane
(Celovec 1784) heraus. 1780 erschien das Handbuch
für Priester : Evangelie ino Branje ali Piſme na vſe Nedele
inu jimenitne prasnike zielega leta resdelene, Celovec
1780. Im Jahre 1788 erschien ein für die Bedürfnisse
der Bauern gedachtes Büchlein : Bukvize molitoune v'
katireh ſe najdejo Juterne inu Vezherne Molitvize. Tudi
MOLITVE per ſvetei Meſhi, per Spovedi, inu ſvetem Ob-
haili ; S' permiſhluvanjem Chriſtuſovega terplenja ; sraven
drujeh poſebneh Molitviz k' Svetei Divizi Marii k' bosh-
jem Svetnikam inu za mnogotere Potriebe, Celovec 1788.
G. hat seine theoretischen Ansichten über eine
schriftsprachliche Norm der Kärntner slowenischen
Literatursprache, die seiner Meinung nach eine mög-
lichst große Anzahl von Varianten aus Zeit und Raum
umfassen sollte und dem Gebrauch der Alltagsspra-
che möglichst nahe kommen sollte, stellte er in sei-
ner deskriptiven Grammatik : Windiſche Sprachlehre,
Klagenfurt 1777 vor. Diese erfuhr sechs Auflagen, die
letzte im Jahre 1829 besorgte Urban → Jarnik. Diese
Grammatik ist kontrastiv aufgebaut und daher zu ihrer
Zeit sehr gebrauchsfreundlich. Im ersten Teil werden
die phonetischen Werte der Grapheme dargelegt, da-
nach folgt die Formenlehre der Wortarten, wobei G.
auf die morphologischen Doubletten und interne para-
digmatische Besonderheiten verweist, im zweiten Teil
erörtert G. zunächst die Syntax der Wortarten vorder-
gründig im Hinblick auf die Unterschiede zum Deut-
schen, Teilabschnitte der dialektalen Besonderheiten,
die allgemeinen sprachlichen Fehler, die Fehler beim
Gebrauch von Wörtern deutscher Herkunft, die ortho-
grafischen Besonderheiten der Kärntner slowenischen
Schriftnorm ; G. bringt ein nach Wortarten gereihtes
Verzeichnis von deutsch-slowenischen Lexemen, das
er mit einem Zusatz der Namen der Wochentage und
der wichtigsten Feiertage abschließt. Wenn G. bei der
Einteilung des grammatischen Stoffes im Allgemeinen
Marko Pohlins Grammatik aus dem Jahre 1768 folgt,
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55