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Hebein, Josef
Hebein, Josef (* 18. März 1872, Melach/Mele bei Egg/
Brdo [Hermagor – Pressegger See/Šmohor – Preseško
jezero], † 31. März 1946, Feistritz an der Gail/Bistrica
na Zilji) Landwirt, slowenischer Bürgermeister von
Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji.
Nach dem Besuch der Volksschule in Egg/Brdo und
Hermagor/Šmohor sowie einer Bürgerschule, der Tä-
tigkeit am väterlichen Hof in Micheldorf/Velika vas
bei Egg/Brdo und in der Steiermark heiratete H. 1904
auf einen Bauernhof (vlg. Čiči) in Feistritz an der Gail/
Bistrica na Zilji ein. H. gehörte zum Freundeskreis des
slowenischen Landtags- und Reichsratsabgeordneten
Franz → Grafenauer (→ Abgeordnete), dessen Pa-
tensohn er war und der sein Trauzeuge wurde. Mit H.s
Heirat und Besitzantritt in Feistritz/Bistrica erfolgte zu-
gleich eine Neupositionierung der →
Koroško slovenska
stranka (KSS) [Kärntner slowenische Partei] in der
eben erst von Hohenthurn/Straja vas getrennten Ge-
meinde. Anlässlich der ersten Gemeinderatswahl 1906
war H. Kandidat der KSS für den Gemeinderat. In den
folgenden Jahren war er in verschiedenen slowenischen
Vereinen und Genossenschaften wie dem → Kulturver-
ein → Zila und der Darlehenskasse/Posojilnica Feistritz
aktiv, zugleich jedoch in nicht national oder politisch
gebundenen Vereinen und Genossenschaften (→
Ge-
nossenschaftswesen). So war er Gründungsmitglied der
1911 in Nötsch/Čajna gegründeten Landwirtschaftli-
chen Genossenschaft für das Untere Gailtal. 1928 wurde er
als Kandidat der KSS mit Unterstützung einer lokalen
Wählervereinigung, der sog. Kleinen Wirtschaftspartei,
zum → Bürgermeister von Feistritz an der Gail/Bis-
trica na Zilji gewählt. H. kandidierte nach Ablauf der
Periode 1932 nicht mehr für dieses Amt und schied
aus der Gemeindepolitik aus, hatte jedoch bis 1938
weiterhin Funktionen in den örtlichen und regionalen
Genossenschaften inne. Eine offenbar bereits geplante
→ Deportation im Jahr 1942 unterblieb. Sein Enkel
und Besitznachfolger ÖR Ing. Josef Wiesflecker war
von 1991–2003 Bürgermeister der Gemeinde Feistritz
an der Gail/Bistrica na Zilji und u. a. von 1966–1971 als
Bezirks- und von 1971–1991 als Landwirtschaftskam-
merrat in der bäuerlichen Standesvertretung tätig.
Quellen : ADG und Pfarrarchive Egg und Feistritz/Gail, Tauf-,
Heirats- und Sterbematriken. KLA, Vereinsakten. Archiv Wiesfle-
cker/Schnabl (Achomitz/Zahomec), Nachlass Josef Hebein.
Lit.: P. Wiesflecker : Feistritz an der Gail. Ein Dorf im Schnittpunkt
dreier Kulturen. Klagenfurt 2003, 173, 184–185, 223.
Peter Wiesflecker Hedenig, Franz (* 1904 Laiplach/Liplje bei Ferlach/
Borovlje), NS-Opfer, → Zeugen Jehovas.
Hefter, Adam (* 6. Dezember 1871 Stetten bei Prien
am Chiemsee [Bayern], † 9. Jänner 1970 Prien am
Chiemsee), Bischof der Diözese Gurk/Krška škofija
1914–1939.
H. entstammte einer Bauernfamilie im bayrischen
Prien am Chiemsee. Auf Einladung von Fürstbischof
Joseph → Kahn in das priesterarme Kärnten/Koroška
gekommen, hatte er am Klagenfurter → Priesterse-
minar studiert. Er wurde am 26. Dezember 1914 zum
Bischof der Diözese → Gurk/Krška škofija ernannt.
Die Amtszeit Bischof H.s ist einerseits gekennzeich-
net von der starken Belastung auch der Kirche durch
die Nationalitätenfrage in Kärnten/Koroška, anderer-
seits durch den Ausbau der Seelsorge und die Inten-
sivierung der religiösen Praxis. Wenngleich nach der
→ Volksabstimmung zahlreiche slowenische Geistli-
che die Diözese Gurk/Krška škofija verließen, wodurch
der Priestermangel in Kärnten/Koroška noch drücken-
der wurde, gelang es H. in der Folgezeit, den Priester-
nachwuchs aus der eigenen Diözese zu steigern und
ein einheitlicheres Diözesanpresbyterium zu schaffen.
Den sprachlichen Wünschen der slowenischen Bevöl-
kerung versuchte er dadurch Rechnung zu tragen, dass
er die Seminaristen zur Erlernung des Slowenischen
verpflichtete. Bei den Firmungen und Visitationen in
→ zweisprachigen Pfarren wurde die deutsche Predigt
des Bischofs durch dessen Hofkaplan bzw. Sekretär
slowenisch ergänzt ; 1930 setzte er die Herausgabe ei-
nes slowenischen, eines slowenisch-deutschen und ei-
nes deutschen Katechismus durch. Das Andenken der
Slowenen an diesen Bischof ist positiv : Er errichtete
ein slowenisches Caritas-Sekretariat, das er mit den-
selben Kompetenzen ausstattete wie das im Mai 1920
geschaffene deutsche Pendant. Nach der Errichtung
des neuen Priesterseminars in der Tarviser Straße in
Klagenfurt/Celovec übergab H. 1934 die Alte Pries-
terhauskirche den in der Stadt lebenden Slowenen als
Stätte für slowenische Gottesdienste (→ Pfarrkarte der
Diözese Gurk/Krška škofija 1924). Seine Bemühungen
als geistliches Oberhaupt galten vor allem dem Ausbau
und der Intensivierung der Seelsorge, dem kirchlichen
Vereinswesen und der Jugendarbeit. Unter ihm wur-
den zwei Diözesansynoden (1923 und 1933) abgehal-
ten. Das Jahr 1929 stand im Zeichen der Einführung
der Katholischen Aktion in der Diözese Gurk/Krška
škofija. Bereits 1931 hatte der seit Langem kränkliche
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55