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Historischer Verein für Innerösterreich
lus Diaconus als letztes seiner zahlreichen Werke im
letzten Jahrzehnt des 8. Jh.s, sicher vor 796, in Monte
Cassino verfasste. Der aus Cividale (friul. Cividât >
slow. Čedad) stammende Langobarde Paulus Dia-
conus wurde in den 720er-Jahren geboren und starb
nach einer wechselvollen Karriere an den Höfen lan-
gobardischer Fürsten ebenso wie an dem Karls des
Grossen als Mönch in Monte Cassino an einem 13.
April, wohl in der ersten Hälfte der 790er-Jahre. Er war
einer der bedeutendsten Gelehrten des 8. Jh.s, der als
Geschichtsschreiber der Langobarden zahlreiche ein-
zigartige Nachrichten überlieferte.
Da der Autor bis 612 die Arbeit des Secund(in)us
von Trient verwendete und auch der Origo gentis Lan-
gobardorum folgte, die 670 endet, besitzt das Werk trotz
des großen Zeitabstandes zu den Ereignissen außeror-
dentlichen Wert. Dies gilt jedoch nicht nur für die Ge-
schichte seines Volkes, sondern ebenso für die südostal-
pine Sclavinia (→
Slovenia submersa), die um und nach
600 in der Auseinandersetzung mit den Baiern und un-
ter awarischer Herrschaft entstand und in der sich im 8.
Jh. die → Ethnogenese der Karantanen mit der Befrei-
ung von den Awaren vollzog (Bogo → Grafenauer,
→
alpenslawisch, → Carantani, → Karantanien).
Quellen : Paulus Diaconus : Historia Langobardorum (= MGH SS
rerum Langobardicarum ; Hg. G. Waitz). Hannover 1878, 21988, 12–
187 ; Pavel Diakon : Zgodovina Langobardov/Paulus Diaconus : Histo-
ria Langobardorum (=
Iz antičnega sveta 25 ; Hg. und Üb. F. Bradač, B.
Grafenauer u. a.). Maribor 1988.
Lit.: ES. – B. Grafenauer : O Pavlu Diakonu in zgodovini Slovencev v
novi domovini. In : Pavel Diakon : Zgodovina Langobardov/Historia
Langobardorum. Maribor 1988 ; W. Pohl : Paulus Diaconus. In : Real-
lexikon der Germanischen Altertumskunde 22. Berlin [e. a.] 22003,
527–532.
Herwig Wolfram
Historischer Verein für Innerösterreich, slow. Zgodo-
vinsko društvo za Notranjo Avstrijo.
Die ersten Bemühungen einen historischen Verein
für →
Innerösterreich zu gründen, gehen auf das Jahr
1839 zurück. Die wichtigsten Initiatoren waren Erz-
herzog Johann als bedeutender Schirmherr der histo-
rischen Forschung und einige steirische Historiker, wie
Albert von Muchar, der Archivar Josef Wartin-
ger, Karl Gottfried von Leitner, der Abt Ludwig
Crophius von Kaiserssig und etliche Mitglieder
des Lesevereins am Joanneum. Der Kaiser erlaubte
die Gründung eines Vereins am 29. April 1843 und
zugleich die Übernahme der Schirmherrschaft durch Erzherzog Johann. Die schriftliche Genehmigung ist
mit dem 21. Mai 1843 datiert ; dieses Datum gilt als der
Beginn der drei Landesvereine bzw. des gemeinsamen
Vereins. Drei Landesfilialen mit Sitzen in →
Ljubljana,
→ Klagenfurt/Celovec und Graz, bildeten den Histori-
schen Verein für Innerösterreich, wobei Graz den Sitz
des Zentralausschusses beherbergte. Ende 1844 hatten
sie bereits über 800 Mitglieder. 1844 beriefen alle drei
Landesfilialen (Provinzialvereine) Gründungs- und
Hauptversammlungen ein. Zuerst die Krainer Filiale
(5. September), zu deren Direktor der Baron Anton
Codelli gewählt wurde. Danach folgte die Hauptver-
sammlung in Kärnten/Koroška (16. September), zum
Direktor wurde Gottlieb von Ankershofen gewählt.
Die Hauptversammlung in der Steiermark (14. Okto-
ber) entschied sich für Ludwig Crophius von Kai-
serssig als Direktor. Später wurde er Direktor des ge-
meinsamen Vereins.
Der Zentralausschuss setzte sich aus acht Mitglie-
dern zusammen (dem Vorsitzenden Erzherzog Jo-
hann, dem Direktor, dem Sekretär und fünf weiteren
Mitgliedern), sie wurden aus den in Graz ansässigen
Mitgliedern gewählt.
Als Vereinszweck wurde in den Statuten die Be-
wahrung und Klärung der Geschichte der drei Länder
festgeschrieben. Es wurden allerart geschriebener und
gedruckter → Quellen gesammelt, ebenso wie münd-
lich überliefertes Volksgut. In den Statuten wurde auch
festgehalten, was es für die Zukunft zu bewahren gelte :
Beschreibungen von Ortschaften, Diözesen, Dekana-
ten, Pfarrgemeinden und Grundherrschaften ; weiters
Schilderungen und Bemerkungen zu religiösen Insti-
tutionen, Schulen, Erziehungs- und Bildungseinrich-
tungen ; Berichte über adelige Familien, Biografien von
Staatsmännern, Helden, Geistlichen, Wissenschaftern,
Künstlern ; ethnografische Darstellungen der Landes-
bevölkerung ; Beschreibung der Feiertage, Feste, Spiele,
→ Bräuche und Sitten, Sammlungen von Sprichwör-
tern, Weissagungen, Aberglauben ; regionale sprachli-
che Besonderheiten ; Berichte über den Fortschritt in
Wissenschaft und Kunst ; Beschreibungen von Natur-
erscheinungen und Naturereignissen ; Angaben zum
Stand von Industrie, Gewerbe, Handel und Verkehr, zu
den Jahr- und Wochenmärkten, Produktpreisen und
Löhnen ; Berichte über die Volksgesundheit und über
Krankheiten ; Beschreibungen von Bergwerken und
Eisenhütten ; Darstellung der Landkreise aus topogra-
fisch-politischer, religiöser, naturwissenschaftlicher und
ökonomischer Sicht.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55