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Kandut, Ciril
Kandut, Ciril (* 25. Jänner 1890 Mallestig/Malošče
[Finkenstein/Bekštanj], † 22. Juni 1922 Wien), Geist-
licher, Kulturarbeiter.
K. stammte aus einer Bauernfamilie aus dem Un-
teren → Gailtal/Spodnja Zilja. Das Gymnasium und
→ Priesterseminar absolvierte er in Klagenfurt/Celovec.
Bereits in seiner Schulzeit setzte sich K. mit der nati-
onalen Frage und den daraus resultierenden sozialen
Problemen auseinander und vertrat die nationalbewusst
gesinnte slowenische Schülerschaft. Er korrespondierte
mit unterschiedlichen slowenischen Zeitschriften bzw.
Zeitungen, darunter der → Mir bzw. →
Koroški Slovenec,
und wirkte während seiner geistlichen Ausbildung als
Redakteur der katholischen Zeitschrift Bratoljub (→ Pu-
blizistik). 1914 ging er nach Belgien, um Soziologie zu
studieren. Angesichts des Ersten Weltkriegs musste K.
nach Kärnten/Koroška zurückkehren, wurde Kaplan in
→ Bleiburg/Pliberk, wirkte zwischen 1915–18 als Kurat
an der italienischen Front, übernahm dann den Kaplan-
posten in → Ferlach/Borovlje, wo er sich einen Namen
als Kulturarbeiter machte. Später wurde er Kaplan in
Prevalje. P. trat stets für die slawischen bzw. sloweni-
schen Soldaten ein, was ihn in regelmäßigen Abständen
in Auseinandersetzungen mit den deutschen bzw. ös-
terreichischen Soldaten verwickelte. Vor der →
Volks-
abstimmung 1920 plädierte er für den Anschluss an
→ Jugoslawien und stärkte auf zahlreichen politischen
Versammlungen das Identitätsbewusstsein der Slowe-
nen in Kärnten/Koroška. Nach der Abstimmung musste
K. seine Kärntner Heimat verlassen (→ Vertreibung
1920). Er ging nach Wien, wo er ein Doktoratsstudium
beginnen wollte und setzte sein nationales Engagement
für die Slowenen in Kärnten/Koroška im Zeitungswe-
sen fort. Am 25. März 1921 wurde er wieder bei der
Wochenzeitung Koroški Slovenec aktiv, welche die recht-
lichen, nationalen und wirtschaftlichen Interessen der
Kärntner Slowenen nach der Volksabstimmung vertrat.
Er übernahm zwischen 15. Oktober 1921 und 15. April
1922 deren redaktionelle Leitung und schrieb auch da-
nach bis kurz vor seinem Tod für das Blatt. Trotz aller
Bemühungen wurde er nicht in seiner Heimat beige-
setzt, sondern am Zentralfriedhof in Wien.
Quellen : ADG, NUK.
Lit.: SBL ; OVSBL. – F. Kotnik : Koroški Slovenec 2 (1922) 26, 2–4.
Maja Francé
Kaplan, Anton (Mieger/Medgorje) Kulturaktivist,
→ Ra diše. Katoliško slovensko izobraževalno društvo na Radišah [Katholischer slowenischer Bildungsverein in
Radsberg].
Kapus, Franc (Bibliothekar, Kulturaktivist), → Bilka,
Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer
slowenischer Bildungsverein Bilka/Halm].
Kapus, Foltej (Ludmannsdorf/Bilčovs), Musikschaf-
fender, → Liedersammlung, handschriftliche.
Karantaner (Karantanci) → Carantani.
Karantanerslowenisch, slow. karantanskoslovensko. Es
gibt für die slowenischen → Dialekte → Karantaniens
und die älteste slawische, das ist gleichzeitig auch slowe-
nische Literatursprache (→ Freisinger Denkmäler, so-
wie die verloren gegangenen Texte für den Gottesdienst,
→ Kiewer Blätter) viele unklare → Glottonyme mit
ideologischem, nationalistischem, entslowenisierendem
Beigeschmack (→ »Entethnisierung«). Die bisher prä-
ziseste, wenig gebrauchte Bezeichnung K. ist das areale
und chronologische → Glottonym für das Slowenisch
im ausdrücklich als slowenisch bezeichneten Fürsten-
tum → Karantanien (Korontiska »das Karantanische«
> Koroška, → Conversio : sclavi qui dicuntur Carantani).
Der Begriff K. deckt sich z. T. mit → Alpenslawisch,
Karantanisch, → Altkirchenslawisch und → Altslowe-
nisch, ist aber areal und chronologisch präziser.
Der territoriale Umfang für K. ergibt sich aus der
Verbreitung der slowenischen → Orts- und → Per-
sonennamen der → Slovenia submersa Karantaniens.
Aufgrund der sprachlichen Baivarisierung wird das
slowenische Sprachgebiet in Österreich in seiner größ-
ten Ausdehnung im 8. Jh. nach → Zweisprachigkeit
(→ Zweinamigkeit), → Sprachmischung, vereinzelten
→ Sprachinseln (→ Windisch) und → Sprachwechsel
ständig kleiner und reduziert sich heute auf das südli-
che Kärnten/Koroška (→ Südkärnten/Južna Koroška).
Chronologisch gilt K. etwa für die Zeit ab 750, als der
karantanische Fürst Borut (→ duces Carantanorum)
den Salzburger Bischof → Virgil um Hilfe gegen
die → Awaren und slowenischen Heiden der Ober-
schicht (pagani gentiles, → Edlinger/kosezi, → carmula)
um Priester bat, um die slowenischen Christen im
Glauben zu bestärken (in fide fortiter confirmare). Da-
mit beginnen die ersten schriftlichen Texte, die älteste
Schriftsprache. Änderungen in dieser Literatursprache
(Kirchensprache, → Liturgiesprache) sind ausgehend
von den → Freisinger Denkmälern (erschlossene Ent-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur